Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
falls dir etwas zustieße“, stellte er fest und beugte sich über sie, sodass er beinahe auf ihr lag.
    „Wenn ich dich töte, würde es ihr das Herz herausreißen?“, murmelte er, und diese Vorstellung allein steigerte sein Verlangen danach, genau dies zu tun.
    „Warum? Was habe ich denn getan?“, wimmerte Chloé und suchte zum ersten Mal seinen Blick. Ihre Angst schmeckte süß wie Honig, als er ihre Lippe zwischen seine Zähne nahm.
    „Nichts, und das ist das Schöne. Du bist reinste Unschuld, Chloé. Reinste, köstliche Unschuld. So rein und köstlich, dass selbst den tapferen Hüter die Schuld quälen muss, weil er dich in seine Angelegenheiten hineingezogen hat.“
    Ein Gedanke, ebenso erregend wie das Mädchen unter ihm, nahm Gestalt an, als er seine Zähne in ihr Fleisch grub, bis sie vor Schmerz zusammenzuckte und aufschrie.
    Vorerst war die Wahrheit für ihn verloren, aber warum sollte er dieses reizvolle Spiel deshalb beenden? Vielleicht bot sich ihm sogar genau dadurch eine neue Chance. Die selbsternannten Hüter der Wahrheit hatten eine Schwachstelle: ihre Ehre. Sie waren in all den Jahren noch nicht dahintergekommen, dass es sich ohne Gewissen viel leichter lebte. Was wären sie wohl bereit zu tun, um einen ...
    Er sah Chloé in die Augen und lächelte.
    … um einen Kollateralschaden zu verhindern? Es würde ihm größtes Vergnügen bereiten, das herauszufinden.
    Aber die Zeit drängte. Sein Ablenkungsmanöver würde ihm nicht mehr viel Zeit verschaffen, besonders, wenn er nicht vorhatte, allein zu verschwinden.
    „Hast du einen Pass, Liebste?“, fragte er, zog ihr das Shirt zurück über den Bauch und streifte dabei ganz bewusst ihre kleinen Nippel.
    Sie schien verwirrt, als er von ihr abließ und ihr die Jeans zuwarf, die säuberlich zusammengefaltet neben der Matratze gelegen hatte.
    „Wie … ich verstehe nicht?“, fragte sie und hielt sich die Hose wie ein Schutzschild vor die Brust.
    Er erhob sich und füllte damit die Dachkammer beinahe bis zur Decke aus. Der Ledermantel schlug ihm um die Stiefel, und er strich den Pelz an seinem Kragen glatt.
    „Ein Spiel. Mir ist nach einem Spiel, aber wenn du nicht möchtest …“
    Er zuckte mit den Schultern, und schneller, als sie nach Luft schnappen konnte, war er hinter ihr. Seine Hände lagen an ihrer Kehle, seine Daumen drückten gegen ihr Genick. Fast, als wolle er sie massieren, nur war der Druck dafür deutlich zu stark.
    „… wenn du nicht möchtest, Chloé, dann …“
    „Doch!“
    Sie wollte den Kopf nach vorne nehmen, ihm entkommen, aber er hielt sie zurück. Er wusste, sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut und seine Hände, die, obwohl sie sie nun streichelten, ihr Ende bedeuten konnten.
    „Doch, ich spiele!“, rief sie panisch. „Ich spiele und habe einen Pass!“

    Fay schlich durch die finsteren Reihen von Kleiderstangen mit den folienverhüllten Anzügen, Kleidern und Mänteln im hinteren Bereich der Reinigung. Das Rascheln, das jeder ihrer Bewegungen folgte, hatte Ähnlichkeit mit dem Rauschen einer Meeresbrise – nahm sie an, denn sie hatte das Meer noch nie gesehen.
    Kurz fragte sie sich, ob sie nicht den Stein nehmen, Chloé wecken und den Versuch, sich damit bis zum Meer durchzuschlagen, wagen sollte. Aber die Erinnerung an Gabriel, den Wanderer und auch der Gedanke an Julien ließen sie diese ohnehin unausgegorene Idee wieder verwerfen.
    Ob sie wollte oder nicht, sie musste sich eingestehen, dass sie trotz ihres Verhaltens ihm gegenüber nicht wollte, dass er schlecht von ihr dachte. Sie fuhr sich durch die Locken und rieb sich ihre müden Augen. Sie hatte heute ihre Vorsicht im Umgang mit Männern sausen lassen – und schon bezahlte sie für diese Dummheit. Sie hätte heulen mögen, wenn sie daran dachte, dass sie Julien nie wiedersehen würde oder dass sie zurück auf die Bühne sollte, wo die Typen nicht so nobel waren wie er.
    Fay duckte sich unter einem herabhängenden Kleid hindurch und suchte die Ecken der Reinigung nach dem Schemel ab, den sie brauchte, um die Deckenplatten erreichen zu können. Dort drüben, neben der Lampe hatte sie Gabriels Beutel versteckt, aber ohne den Schemel …
    Sie überlegte, ob Julien, der sie ein ganzes Stück überragte, wohl ohne eine Leiter oder eine Erhöhung hinaufgekommen wäre. Vermutlich. Aber sie würde sich nicht die Blöße geben, ihn jetzt um Hilfe zu bitten, wo sie eben noch so vehement verlangt hatte, das allein zu regeln.
    Zum Glück fand sie endlich unter dem

Weitere Kostenlose Bücher