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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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kratzten an Chloés Beinen, als sie sich unter ihm wand.
    „Deine Angst wird mir noch besser schmecken als deine Unschuld – aber so weit sind wir noch nicht.“
    Er schob ihr das Shirt bis zu den Brüsten und hauchte seinen eisigen Atem auf ihren Hals.
    „Wo ist deine Schwester … oder vielmehr … wo ist der Stein?“
     

    Cruz sah den Schatten näher kommen und presste die Lippen zusammen. Der Priester kniete vor ihm im Dreck und murmelte ein Gebet – er sah ihn an, als wäre er der Teufel. Beinahe tat ihm der Mann leid.
    „Wo zur Hölle warst du? Und was treibst du hier?“, fragte Cruz, als Lamar aus der Dunkelheit trat.
    „Ich? Was ich hier treibe? Ich kontrolliere die Seitenstraßen, genau, wie ich dir gesagt habe. Der Hintereingang der Reinigung ist übrigens verschlossen. Und du? Solltest du nicht vor dem Laden stehen?“
    Cruz deutete mit einem Nicken auf den Priester, der mit offenem Mund zwischen ihnen hin- und hersah, als wöge er ab, wer von beiden die größere Gefahr darstellte.
    „Es war alles ruhig, bis dieser Gottesmann daherkam“, erklärte Cruz und zog den Priester an seiner Sutane vom Boden hoch.
    „Bitte … ich trage kaum Geld bei mir. Nehmt es, aber lasst von mir ab, dann wird Gott euch vergeben.“
    Er kramte einen neu aussehenden Zweihunderteuroschein aus seiner Tasche und bot ihn Lamar an. Der zögerte nicht und nahm ihn an sich.
    „Viel Geld, das du bei dir trägst. Hast wohl den Klingelbeutel geschröpft?“
    „Nein, wirklich nicht! Ein Mann gab es mir gerade eben. Er war sehr freundlich, spendete es der Chapelle und bat mich dafür um einen kleinen Dienst im Namen der Nächstenliebe“, antwortete der verängstigte Priester schnell.
    Cruz horchte auf.
    „Was sagst du? Was war das für ein Dienst? Wer hat dir das Geld gegeben?“
    Der Geistliche schien beunruhigt. Er sah über seine Schulter und rieb sich die Hände, aber schließlich zuckte er die Achseln und holte einen braunen Briefumschlag aus seiner Tasche.
    Es gab weder einen Absender noch eine Adresse. Nur ein einfaches kalligraphisches Symbol.
    „Ich sollte ihn hier abgeben“, stammelte der Mann und deutete auf die Türen der Wohnungen. „Aber die Hausnummer, die er mir nannte, gibt es nicht.“
    Mit einem wütenden Fluch riss Cruz den Brief an sich.
    „Verdammt! Warum bist du vor mir davongerannt?“
    „Ich … ich weiß nicht, das alles kam mir auf einmal komisch vor“, gestand der Priester und sah Hilfe suchend die Straße entlang.
    Cruz hatte inzwischen den Umschlag geöffnet und das einzelne Blatt entfaltet, auch wenn allein der Lorbeergeruch, der dem Papier entstieg, seine Befürchtung bestätigte.
    Rom schickt euch dies , stand dort, und ein kleiner glänzender Rubinsplitter war in rotes Siegelwachs gedrückt und klebte wie in Blut auf dem Papier.
    „Verflucht, der Wanderer! Er spielt mit uns! Das ist eine Falle!“, rief Cruz und sah sich hektisch um.
    Lamar rannte bereits in Richtung der Hauptstraße, als Cruz die Nachricht zusammenrollte und in seine Jackentasche schob. Nur ein Mann pries sich selbst mit einem Lorbeerkranz! Apollon – aber war der Wanderer wirklich diese Sagengestalt, oder machte er sich nur die Mythen zunutze?
    Cruz wusste es nicht, aber im Grunde war es ihm egal. Er würde sich von solchen Spielereien nicht ablenken lassen. Wenn der Wanderer sich nun von Rom bezahlen ließ, dann durfte er von ihnen keine Gnade erwarten.
    Der Geruch von Lorbeer schien Cruz zu verfolgen, als er Lamar mit gezückten Klingen hinterhereilte. Das Wasser spritzte auf seine Stiefel, als er mit ungutem Gefühl und bösen Vorahnungen durch die Pfützen rannte.

    Der Wanderer beugte sich dicht über das Mädchen. Sie war verlockend, wie sie so atemlos vor ihm lag. Das Rasseln ihres Atems erregte ihn. Sie litt, ohne dass er ihr etwas antun musste. Er spürte ihre Furcht bei jedem ihrer kraftlosen Atemzüge. Dazu ihr Duft, der nach verschlafener Unschuld roch. Tief sog er ihr Aroma ein, labte sich an der Angst, die er herausfilterte, und genoss ihr Zittern.
    Während der vielen Jahrhunderte seines Lebens hatten für ihn nahezu alle Dinge ihren Reiz verloren. Nahezu … denn eine Sache gab es noch immer, als wäre es seine einzig wahre Natur. Angst.
    „Chloé – richtig?“, fragte er und schob ihr Nachthemd noch weiter nach oben. Sie war mager, was ihm besonders gefiel. Ihr Busen kaum der Rede wert und kein Fleisch auf den Rippen. Langsam ließ er eine Hand an ihren hervorstehenden Rippenbogen gleiten, ohne

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