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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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Amoklauf mit dem Messer bei Beth zu Hause verließen mich die Dämonen in der Nacht so plötzlich, wie sie gekommen waren. Es war, als ob man nach einem langen Schlaf mit beängstigenden Träumen erwacht, an die man sich nicht einmal richtig erinnern kann. Ich war über und über verdreckt, mein Haar war stumpf und mein Körper fast nur noch ein Skelett. Es war verwirrend, und so sehr ich mich auch konzentrierte, war ich doch nicht in der Lage, die einzelnen Teile zusammenzufügen und mir zu erklären, was mit mir geschehen war, dass man mich schließlich unter solch schrecklichen Bedingungen in diesen Verschlag gesperrt hatte.
    Alle sahen, dass diese Düsternis wie Sturmwolken im
Wind vorübergezogen war und dass ich meine Sinne wieder beieinander hatte. Im Lauf der nächsten Monate erzählten mir verschiedene Leute dann ganz unterschiedliche Dinge und schilderten, was genau passiert war und was ich in den eineinhalb Jahren meiner geistigen Umnachtung getan hatte. So konnte ich langsam die Bruchstücke zu einem Bild zusammenfügen. Immer wenn ich meine Mutter massierte, sah ich die hässliche Narbe an ihrem Nacken, wo ich sie mit der Machete erwischt hatte. Wie leicht hätte ich aus meinem Schlaf erwachen und feststellen können, dass ich meine eigene Mutter und meinen Mann ermordet hatte.
    So schnell sich mein Wahnsinn lichtete, so rasch senkten sich die Schuldgefühle wie ein Vorhang auf mich herab. Es wurde mir klar, dass ich, anstatt meinen Eltern zu helfen, wie ich es immer gelobt hatte, ihnen das Leben hundertmal schwerer gemacht hatte. Ich hatte sie fast jeden Cent ihrer Ersparnisse gekostet und sie somit verwundbarer denn je gemacht. Ich dachte, dass sie mich wirklich hassen mussten, und konnte das auch verstehen.
    Von der Familie meines Vaters wollte niemand in meine Nähe kommen; sie sagten, ich würde übel riechen. Da ich mich so viele Monate lang nicht gepflegt hatte, bot ich einen erschreckenden Anblick, und kein Mensch wollte, dass ich in die Nähe seiner Kinder kam, weil ich ja ohne Vorwarnung wieder den Verstand verlieren könnte. Ich war eine Ausgestoßene; und ich wusste, dass ich hart arbeiten musste, um ihre Liebe und ihren Respekt wiederzugewinnen. Ich musste eine Möglichkeit finden, mich ganz neu zu beweisen.
    Als man mir erzählte, was ich Jun angetan hatte, dem
Mann, den ich so sehr liebte, glaubte ich es zunächst nicht. Der Gedanke, dass ich ihn irgendwie verletzt haben könnte, war mir schier unerträglich. Sie sagten, dass ich während meiner Krankheit immer gesagt hätte, dass ich ihn und Dailyn wiederhaben wolle. Jetzt, da ich genesen war und auch wieder zu Kräften kam, sehnte ich mich danach, noch einmal eine Chance zu kriegen; ich wollte eine gute Ehefrau und Mutter sein, wie ich es mir erträumt hatte, bevor die Dämonen mich gepackt hatten.
    »Mach dir keine Sorgen wegen Dailyn«, sagte Mama immer, wenn ich sie nach ihr fragte. »Für sie ist gut gesorgt. Eines Tages kriegst du wieder ein Kind, und dann kannst du sie vergessen.«
    Ich verstand nicht, was sie meinte. Dailyn vergessen? Wie sollte ich meine Tochter je vergessen? Sie und Jun waren mein Leben, und jetzt sagten sie mir, dass ich sie nie mehr zurückbekommen sollte?
    Anfangs wollte ich nur die ganze Zeit schlafen. Mein Wahnsinn und die lange Fastenzeit hatten meinen Körper ausgezehrt und mir alle Energie geraubt, die ich nun wieder aufbauen musste. Sobald sich Mama an den Gedanken gewöhnt hatte, dass ich wieder bei ihr war, brachte es sie auf die Palme, wenn sie mich morgens nicht aus dem Bett kriegte, damit ich ihr bei der Hausarbeit half.
    »Mach schon, tu was«, schalt sie mich dann immer. »Du bist faul und taugst zu nichts. Du tust doch nichts als schlafen.«
    Ihre Worte trafen mich wie ein Messerstich. Ich hatte immer hart gearbeitet; und ich hatte immer so herrlich davon geträumt, wie ich meine Familie unterstützen und ihr das Leben verschönern könnte, aber jetzt sahen sie bloß jemanden, der »faul ist und zu nichts taugt« und sie noch
dazu den letzten Cent ihrer dürftigen Ersparnisse gekostet hatte.
    Meine Schwestern waren damals alle schon verheiratet und hatten Kinder; sie führten ein Leben, das dem meiner Mutter ähnelte. Beths Mann Josie hatte sie schlecht behandelt, und die beiden hatten sich getrennt. Sie hatten ununterbrochen gestritten, wenngleich ich nie verstand, weshalb. Meinen Vater hatte das immer wütend gemacht. Als dann einer unserer Cousins aus Manila zu Besuch kam - er arbeitete dort

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