Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
für Dailyn sorgen konnte, ja dass ich sogar eine Gefahr für sie dargestellt hätte, und so erklärten sich meine Schwiegereltern bereit, sich um sie zu kümmern. Sie hatten Recht. Wenn ich fähig war, auf den Mann einzustechen, den ich liebte, was würde ich dann womöglich meinem Baby antun, während ich vom Wahnsinn besessen war?
Ich kehrte in mein Elternhaus in den Bergen zurück, während Jun im Krankenhaus genas und mein Vater arbeitete, um den Schaden bei seiner Familie wieder gutzumachen. Manchmal entwischte ich im Delirium meiner jeweiligen Aufsicht und kreuzte im Krankenhaus auf. Ich forderte, meinen Mann zu sehen, aber das Personal dort ließ mich nicht ein.
Meine Mutter brachte jeden Gesundbeter zu uns nach Hause, den sie nur finden konnte, damit er mir die bösen Geister austrieb. Sie und mein Vater wollten mich nicht wieder ins Krankenhaus bringen, weil sie sich sicher waren, dass mein Fluch deshalb so stark ausgebrochen war. Aber sogar im Schoß meiner Familie ging es mir immer schlechter. Ich scherte mich nicht darum, etwas zu essen, es war mir so egal, dass ich mir nicht einmal das Essen in den Mund schieben wollte. Ich wurde immer dünner, schwächer und lethargischer, bis ich nur noch Haut und
Knochen war. Ich lag den ganzen Tag bloß herum und fand keinen Grund, überhaupt aufzustehen.
»Es wäre besser, wenn sie sterben würde, als weiter so zu leiden«, sagten meine Eltern beide, denn sie verloren jeden Mut, dass ich je wieder zu Kräften kommen könnte.
»Ich will aber gesund werden«, sagte ich dann zu ihnen in den kurzen Augenblicken, wenn ich ein paar zusammenhängende Sätze von mir gab, und wiederholte diese Worte dann wie ein Mantra immer wieder. »Es muss doch jemanden geben, an den ich mich wenden kann. Ich möchte einfach verschwinden und dann geheilt wieder nach Hause kommen.«
Aber sie hatten so viel Geld für Jun im Krankenhaus ausgegeben, dass die restlichen Ersparnisse für die übrige Familie verwendet werden mussten. Sie konnten es sich nicht leisten, noch mehr Geld für mich auszugeben, und somit konnten sie nichts tun. Ich war ein hoffnungsloser Fall. Mein Vater war verzweifelt. Er war von der harten Arbeit bis zur Erschöpfung völlig fertig und sah kein Ende der Plagen und Sorgen; wenn ein Tag zu Ende war, kochte er deshalb vor Wut; er sagte mir dann, dass ich zu nichts tauge und faul sei. Er konnte nicht verstehen, weshalb ich nicht die Energie aufbrachte, mir irgendwie selbst zu helfen. Ich hockte nur zu Hause herum und beobachtete die Welt mit leeren Augen, wobei ich mir oft nicht einmal die Mühe machte, mich überhaupt anzuziehen, und mir, wo ich saß oder stand, in die Hosen machte. Ich stank nach Schmutz und Exkrementen.
Eines Tages, als mein Vater in den Bergen arbeitete, machte wieder etwas in meinem Kopf klick, und ich jagte alle mit einer Machete durchs Haus. Ich schlug meinem Bruder auf den Kopf, als er versuchte davonzurennen.
Dann ging ich auf Mama los und verletzte sie mit der schweren Schneide hinten am Nacken.
Die anderen Mitglieder der Familie, darunter auch mein Großvater, hörten den Lärm und kamen ins Haus gerannt; sie halfen mit, mich zu entwaffnen, mich festzuhalten und zu beruhigen. Mama musste schleunigst ins Krankenhaus gebracht werden. Man konnte ihr Leben retten, doch die Narbe blieb und erinnerte mich daran, dass ich erneut auf einen der Menschen losgegangen war, die ich am meisten liebte.
Sobald sich meine Mutter in der Obhut der Ärzte befand, war die größte Sorge meines Großvaters, was mein Vater mir antun würde, wenn er nach Hause käme und feststellte, dass ich seine Frau und seinen Sohn angegriffen hatte. Er wusste, dass Papa so ziemlich am Ende seiner Nerven und wütend auf mich war, weil ich die Familie zerstörte; und Großvater dachte, er würde womöglich auch noch durchdrehen, wenn er diese Nachricht erfuhr. Nachdem er im Haus alles geregelt hatte, ging Großvater in die Berge hinauf, um nach Papa zu suchen. Er fand ihn bei der Arbeit auf dem Land und nahm ihm sanft die Machete ab, bevor er ihm erzählte, was passiert war. Als die beiden Männer dann aus den Bergen zurückkamen, hatte sich die ganze Familie um mich versammelt und versuchte, mich zu trösten und zu beschützen, während ich tobte und schluchzte.
Es war klug von meinem Großvater gewesen, meinem Vater die Machete wegzunehmen. Sein Ärger und seine Frustration waren so groß, dass er mit den Fäusten auf mich losging und mir in seiner hoffnungslosen,
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