Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
über meinen Zustand, dass er sagte, er würde mitkommen. Ich taugte ohnehin zu nichts. Ich konnte einfach gar nichts tun. Ich hatte das Gefühl, kaum mehr atmen zu können, davon, etwas zu tragen, ganz zu schweigen. Ich klammerte mich nur den ganzen Tag an Michael, wir waren beide ruhig und gehorsam und hatten Angst, die Männer bei der Arbeit zu stören.
Das Reihenhaus, das wir gemietet hatten, war einfach, nett und klein; es hatte drei Zimmer, gehörte einem Paar, Dave und Jane, und stand in einem hübschen Dorf - Charltons - mit Blick über die Hügel von Cleveland.
Wir hatten nicht viele Möbel - nicht einmal ein Bett -, und so beschloss Paul, dass wir miteinander zu Redcar fahren sollten, um eines zu kaufen; ich war noch nie in dem Geschäft gewesen. Als wir zurückkamen, bat ich David, mir ein Glas Whisky zu bringen - oder sonst etwas Alkoholisches; ich hoffte, dass mein Zittern dann aufhören würde.
Es dauerte nicht lang, bis unsere Sachen alle im Haus waren. Sobald David den Eindruck hatte, dass wir uns eingerichtet hatten, fuhr er nach Hause. Ich hatte sofort
das Gefühl, dass man mich irgendwo am Ende der Welt im Stich gelassen hatte. Ich hörte, wie Paul mit mir sprach, fand aber keine Worte, um zu antworten. Ich wollte mich bloß in meinem Kopf verstecken. Es war, als hätte ich jegliche Verbindung zur Außenwelt verloren. Ich saß da, beobachtete ihn und nippte an meinem Drink, während er versuchte, die Umzugskartons und Koffer irgendwie in den Griff zu kriegen.
»Komm«, sagte er, »schau mir nicht bloß zu. Geh mir zur Hand.«
»Ich kann nicht«, erwiderte ich, wobei ich wusste, dass meine Worte wahrscheinlich keinen Sinn für ihn machten.
Unser neuer Vermieter kam; er wollte sich vergewissern, dass wir uns häuslich eingerichtet hatten, doch mir fehlten noch immer die Worte. Ich versteckte mich nur in einer Zimmerecke und überließ Paul das ganze Gespräch.
»Gehen wir essen oder holen wir uns was«, schlug Paul vor, als der Vermieter wieder weg war.
»Ich bleibe da«, sagte ich, denn ich hatte das Gefühl, nicht einen Schritt vor die Tür tun zu können und noch mehr Leute zu sehen. Ich konnte nicht einmal aufblicken, um Paul oder Michael anzuschauen, während ich sprach.
»Ich lasse dich hier nicht allein«, sagte er brüsk, und mir war klar, dass er sich langsam ernsthaft Sorgen um meinen Geisteszustand machte und deshalb auch entnervt war.
Paul gab nicht nach, und ich hatte keine Kraft für eine Auseinandersetzung, und deshalb ging ich dann hinter ihm her zum Auto, und wir fuhren ins Fox and Hounds , denn das war eigentlich das einzige Lokal, das wir in dieser Gegend kannten. Wir gingen in die Kneipe und fragten, ob sie uns etwas zu essen herrichten könnten - zum
Mitnehmen. Sie sagten Ja, meinten aber, dass es eine Weile dauern würde. Ich konnte mich beim besten Willen nicht in eine öffentliche Kneipe setzen, denn ich war mir sicher, dass alle auf mich losgehen würden. Deshalb bat ich Paul, mich wieder zum Auto zu bringen, wo ich dann allein warten wollte. Die ganze Welt schien mir Furcht erregend und feindlich.
Als wir nach Hause kamen, aßen wir im Wohnzimmer vor dem Kamin miteinander. Anschließend wollte Paul noch Obst und wühlte in den Kisten nach einem scharfen Messer herum, um einen Apfel zu schälen. Während des Essens sprach er die ganze Zeit mit mir.
»So geht das nicht weiter«, sagte er. »Ich kann nicht den ganzen Tag hier auf dich aufpassen. Ich muss in die Arbeit. Ich muss schließlich Geld für uns verdienen.«
»Ich weiß«, sagte ich, ohne aufzublicken.
Michael weinte wahrscheinlich, weil auch ich weinte, und Paul brachte ihn hinauf ins Bett, damit er ihn aus dem Weg hatte. Ich konnte nur beten, dass Michael gehorchte und Paul keinen Grund gab, die Beherrschung zu verlieren. Denn wenn er einen Wutanfall bekam, konnte ich auch nichts machen; es war fast, als hätte ich die Fähigkeit verloren, mich zu bewegen. Als Paul wieder herunterkam, goss er uns zwei Gläser Wein ein, und wir saßen in dem total unordentlichen Zimmer und unterhielten uns. Es war nett, dass er mit mir über meine Probleme reden wollte, aber ich musste ständig weinen, weil ich keine Antworten auf seine Fragen wusste. Ich verstand ja selbst nicht, was mit meinem Kopf los war, wie sollte ich das dann jemand anderem erklären? Innerlich gab ich ihm die Schuld, aber ich konnte nicht mehr die richtigen Worte finden. Ich hatte ja schon alles gesagt, was mir in den Sinn
gekommen war, aber
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