Aus purer Liebe?
Hochzeitsreise, aber es wird weiter gefeiert."
Natürlich erinnerte Raina sich. Fahra war immer schon ein Snob gewesen und liebte teure Sachen. Da traf es sich gut, dass Gameel Attar aus einer der reichsten Familien des Landes stammte. Leider war er auch schon immer einer der hässlichsten und dümmsten Jungen gewesen. "Dann kann Fahra ja sein Geld ausgeben, während er sich einen Harem zulegt."
"Nun ja, es ist nicht gerade eine Liebesheirat", gab Badya zu, "aber sicher eine solide Verbindung."
"Die Kinder tun mir jetzt schon Leid", bemerkte Raina.
Badya musste lachen. "Du sprichst immer noch so offen wie früher als kleines Mädchen."
"Aber nur, wenn ich die Leute nicht besonders gut leiden kann."
"Zum Glück zählt der junge Sheikh nicht zu diesen Leuten", entgegnete Badya augenzwinkernd.
Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen, fragte sich Raina bestürzt. Sie musste lernen, sich besser zu verstellen, vor allem wenn sie in der Öffentlichkeit mit Dharr auftrat. Es würde ihr nicht leicht fallen. Sie seufzte laut. "Ach, Badya, ich habe gar keine Lust, auf dieses Fest zu gehen. Außerdem muss ich ja noch meinen lieben Papa besuchen."
"Es ist ja gerade dein Vater, der es wünscht, dass du mit Dharr an den Feierlichkeiten teilnimmst. Du sollst ihn sozusagen vertreten."
Das wird ja immer schöner, dachte Raina. Erst will Papa Dharr umbringen, dann versucht er, mich mit allen Tricks mit ihm zu verkuppeln. "Ich habe auch gar nichts Passendes anzuziehen", jammerte sie.
Badya war schon aufgesprungen, ging zum Kleiderschrank und holte eine türkisfarbene ärmellose und mit Perlen bestickte Bluse und den passenden Rock dazu heraus. "Das kannst du tragen. Ich besorge dir noch ein elegantes Tuch, das dich vor der nächtlichen Kälte der Wüste schützt", erklärte sie zufrieden. "Jetzt geh und nimm ein Bad. Ich werde dir helfen, dich zurechtzumachen. Dharr erwartet dich um sieben."
Raina versuchte noch eine letzte Ausrede. "Aber ich muss mein Haar waschen, und du weißt ja, wie schwer es trocknet. Das schaffe ich nicht bis sieben."
"Weißt du was? Ich werde dir Zöpfe flechten, so wie früher, als du ein kleines Mädchen warst."
So wie früher hatte Badya auch heute noch für alles eine Lösung, fiel Raina ein. "Einverstanden, aber ich glaube nicht, dass ich heute Abend viel Spaß haben werde."
Badya lächelte verschmitzt. "Und ich glaube, das hängt ganz von einem gewissen jungen Sheikh ab."
Rainas Vater hatte Dharr um eine Unterredung gebeten, und Dharr betrat die Suite mit gemischten Gefühlen. Er war angenehm überrascht, dass der Sultan zum ersten Mal seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus in einem Sessel saß. "Wie schön, dass du schon aufstehen kannst, Idris."
Der Sultan lächelte. "Meine Tochter bei mir zu haben, das hat mir neue Kraft gegeben." Er klopfte neben sich auf das Sofa. "Setz dich ein Weilchen zu mir, bevor du zum Fest aufbrichst."
Es erstaunte Dharr nicht, dass der Sultan nun wieder auf Raina zu sprechen kam. "Meine Tochter ist ein Juwel, und ich erwarte, dass du sie auch so behandelst. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Dharr verzog keine Miene. "Dein Misstrauen verletzt mich."
"Ich bin ein Mann, Dharr, und ich weiß, wie schwer es sein kann, einer schönen Frau wie meiner Tochter zu widerstehen."
Wie Recht mein alter Onkel doch hat, ging es Dharr durch den Kopf. Dennoch beteuerte er: "Du kannst dich darauf verlassen, dass ich sie mit dem größten Respekt behandele."
"Das ist gut. Hast du dir schon einmal Gedanken über euren Ehevertrag gemacht?"
"Raina und ich, wir haben nicht ausführlich darüber gesprochen. Ich weiß nur, dass sie keinen längeren Aufenthalt in Azzril plant, sondern in ein paar Tagen in die USA zurückfliegen will."
"Dann musst du sie davon abhalten."
Das traute selbst Dharr sich nicht zu. "Sie ist erwachsen und kann machen was sie will. Ich fürchte, Raina wird sich niemals nach einem Vertrag richten, den du mit meinem Vater vor so vielen Jahren geschlossen hast."
"Aber es ist ein guter Vertrag", beharrte der Sultan.
"Die Zeiten haben sich geändert, Idris. Wir halten uns nicht mehr an all die Traditionen, die für eure Generation noch selbstverständlich waren."
"Nicht alle Traditionen sind schlecht. Arrangierte Ehen zum Beispiel sind fast immer erfolgreich. Aber die Ehen, die durch Gefühle wie Liebe zu Stande gekommen sind, gehen allzu oft in die Brüche."
Es waren die Worte, die Dharr selbst vor zwei Tagen zu Raina gesagt hatte. Aber nun
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