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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Bestie.”
    “Vollgepumpt? Du meinst Drogenmissbrauch?” Amber wühlte in der Schublade nach einer passenden Strumpfhose. “Ich nehme es an, aber es war kaum der richtige Zeitpunkt, ihn zu fragen.”
    Ungerührt setzte sie sich aufs Bett und zog die Strumpfhose an. “So richtig in Fahrt brachte ihn wohl das Gefühl, Nick würde immer um mich herumscharwenzeln. Das brauchte alles nicht zu sein, wenn er sich nicht wie ein Hornochse aufgeführt hätte – feuert den Tontechniker und muss dann einen neuen suchen, dieser Idiot! Er hat sich das alles selbst eingebrockt, dieser Schweinehund! Ach, vor einiger Zeit hat er mir das Schlüsselbein gebrochen, stell dir das mal vor! Du glaubst ja gar nicht, wie das ist, wenn man mit jemandem zusammenlebt, der ständig die Beherrschung verliert. Aber was soll’s, ich kann jetzt in der Vergangenheitsform von ihm reden.” Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. “Jetzt ist er weg, dieser Mistkerl. Und tschüss! Nicht eine Träne weine ich ihm nach!” Sie nahm das Kleid vom Bügel. “Und das Allerschönste ist, dass ich mir nie wieder sein Gejaule und Geflenne und seine ekelhaften Entschuldigungen antun muss, denn hinterher kam er immer gekrochen und jammerte mir vor, dass er es nie wieder tun wollte. So ein Arschloch!” Sie zog den Reißverschluss des Kleides auf, hielt es vor sich und stieg hinein.
    “Er war stets reumütig nach solchen Ausfällen?”, wollte Kate wissen.
    “Und wie! Hat ihm aber nicht viel gebracht.”
    “Kann es sein, dass er deshalb … Schluss gemacht hat?” Kate fiel es schwer, sich den gewalttätigen, brutalen Deke neben ihrem eigenen Bild von Amber vorzustellen – einer gescheiten, ehrgeizigen, kreativen jungen Frau, die ganz und gar nicht den gedemütigten, verprügelten, drangsalierten Geschöpfen entsprach, die sie im St. Luke behandeln musste.
    Amber hatte ein Paar italienische Pumps im Farbton ihres Kleids gefunden und trat hinein. “Wenn du mich fragst, ob ihn die Last seiner Schuld und tiefe Reue zum Selbstmord getrieben haben, dann ist die Antwort: nein, mit Sicherheit nicht. Aber was soll ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Du hast es ja mit eigenen Augen gesehen. Er saß hinter dem Steuer, die Pistole in der Hand. Was gibt’s da noch weiter zu grübeln?”
    Die Türklingel ging exakt in dem Augenblick, als Kate aufbrach, um sich umzuziehen, und sie öffnete die Haustür in Erwartung weiterer Nachbarn und Bekannter, die Trauergaben abliefern wollten, wie es in Bayou Blanc bei einem Todesfall Brauch war. Doch auf der Schwelle standen Sam Delacourt und Nick Santana.
    Nick, den sie mit einem Lächeln begrüßte, trug einen schlichten dunkelblauen Anzug, der sein schwarzes Haar und seine Augen wirkungsvoll betonte, und auch der eingegipste Arm tat seinem attraktiven, männlichen Erscheinungsbild keinen Abbruch. Sam, dezent in anthrazitfarbenem Tuch, kam ihr noch maskuliner und unwiderstehlicher vor als sonst, und erneut fragte sie sich, wieso ihre Sinne jedes Mal beim Anblick dieses Mannes ins Trudeln gerieten. Aber heute blieb keine Zeit für Gedanken an Sam und Grübeleien über die Zukunft. Sam hatte sein Versprechen am Abend zuvor gehalten und nicht den kleinsten Versuch unternommen, ihr zu nahezutreten. Stattdessen hatte er sie mit einer geradezu tödlichen Kombination aus Wein, Dinner und Charme verwöhnt, viel wirkungsvoller als Sex, und als er sie um Mitternacht nach Hause brachte, drehte sich alles in ihrem Kopf. Zu viel Wein? Zu viel Sam Delacourt?
    “Guten Abend”, sagte Nick. “Sam und ich, wir dachten, wir fragen mal nach, ob ihr noch eine Fahrgelegenheit oder vielleicht eine Begleitung braucht für die Fahrt über den See.”
    Kate fasste sich erschrocken an den Kopf. “Ach du liebe Zeit; daran habe ich noch gar nicht gedacht!” Sie schob eine Haarsträhne hinters Ohr. “Aber jetzt, wo ihr es erwähnt, bin ich nicht der Ansicht, dass wir Amber ans Steuer lassen sollten, und Leo auch nicht. Das macht fünf Personen in meinem Wagen.” Sie seufzte. “Am besten teilen wir uns auf.” Sie ließ sie eintreten. “Mal sehen, was Amber meint.”
    “Wir brauchen keinen Fahrer. Ich fahre.”
    Bei Stephens mürrischer Bemerkung drehten alle die Köpfe, und Kate erkannte, die beiden Neuankömmlinge waren gemeint. “Ich bin für Dad schon öfter über die Causeway Bridge gefahren”, fügte er hinzu, wobei sein Blick keinen Widerspruch zu dulden schien. “Wenn hier einer den Chauffeur für Amber macht, dann bin ich

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