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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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das.”
    Kate lächelte ihn an. “Klar kannst du fahren, Stephen, aber wäre es unter den gegebenen Umständen nicht angebracht, wenn das jemand übernimmt, der nicht zum Trauerhaus gehört?”
    Bevor der Junge antworten konnte, kam ein Hinweis von Nick. “Du handelst dir höchstens eine Verwarnung und eine Strafe ein.” Das galt der Tatsache, dass Stephen noch nicht die volle Fahrerlaubnis besaß, worauf er schmollend die Hände in die Hosentaschen steckte. “Weiß doch keiner!”
    “Doch – die zwei Figuren da vorn!”, sagte Sam leise und sah hinüber zur Straße, wo zwei Gestalten aus einem Polizeiwagen stiegen.
    “Das darf nicht wahr sein!”, murmelte Kate, aber schon kam Escavez auf das Haus zugestiefelt, begleitet von Pamela LaRue, die seinen Riesenschritten nur mit Mühe zu folgen vermochte. Das ungute Gefühl, das Kate beschlichen hatte, verwandelte sich mit einem Mal in Angst, in große Sorge – es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn der Chief bereits um diese Zeit auftauchte.
    “‘n Abend, allerseits.” Escavez nickte der Gruppe mit ostentativer Höflichkeit zu und deutete einen Gruß an, indem er kurz die Krempe seines Stetsons berührte. Pamela hielt sich etwas unangenehm berührt im Hintergrund, in der Hand ein paar zusammengerollte Dokumente.
    “Da komme ich ja noch gerade rechtzeitig”, sagte der Chief. “Sie sind sicher schon so gut wie auf dem Weg zur Totenwache. Ich werde Sie nicht lange aufhalten.” Er räusperte sich und streckte seine riesige Hand nach den Papieren aus. “Den Bericht, Missy”, befahl er barsch, ohne Pamela dabei anzusehen.
    “Hier, Sir.” Pamela drückte ihm die Papierrolle in die Hand. “Untersuchungsbericht der Spurensicherung”, erläuterte Escavez, der Nicks fragenden Blick bemerkte. Nick stellte sich schützend hinter Amber.
    Escavez fischte seine Brille aus der Brusttasche, setzte sie auf und konzentrierte seinen Blick auf die Dokumente. “Da wir gestern Morgen so unterschiedlicher Meinung bezüglich der Todesursache im Falle Deke Russo waren, dachte ich, es würde Sie interessieren, dass im Zuge der Spurensicherung einige Merkwürdigkeiten an dem Tatfahrzeug aufgefallen sind. Der Mercedes wurde mit sogenanntem Lama-Licht analysiert. Dabei handelt es sich um eine neue Methode, bei der man verdächtige Oberflächen mit einem speziellen Blaulicht auf Blutrückstände abtastet. Mit bloßem Auge kann man nicht das Geringste erkennen, aber wenn es irgendwo Blutspritzer oder Flecken gibt, werden sie unter dem Lama-Licht deutlich sichtbar.” Er hielt inne, um abzuwarten, wie seine Mitteilungen wirkten. Amber schlang die Arme um den Oberkörper. “Und was hat das alles mit uns zu tun?”
    “Nun, Mrs. Russo, nach dem Bericht hier zu urteilen, gab es im Fahrzeug ihres Mannes eine große Menge Blut, das man auf den ersten Blick nicht sieht.” Er tippte mit dem Zeigefinger auf das Blatt in seiner Hand. “Hier heißt es, die blutbespritzten Oberflächen wurden mit einem gewöhnlichen Haushaltsreiniger besprüht und danach mit Papiertüchern abgewischt. Unsere Spezialisten fanden heraus, dass das meiste Blut auf dem Armaturenbrett, auf der Mittelkonsole und auf dem Beifahrersitz zu finden war sowie auf den Fußbodenbelägen.”
    Er schaute auf und musterte die Umstehenden. “Da Deke kaum selbst die Reinigungsarbeiten durchgeführt haben kann, müssen wir davon ausgehen, dass eine zweite Person im Wagen war.” Er nahm die Brille ab und steckte sie ein. “Fragt sich nur: Fand er Deke bereits tot vor und putzte aus lauter Reinlichkeitsbedürfnis? Wie man’s auch dreht und wendet: merkwürdig, oder?”
    Nick hatte auf diesen Moment gewartet. “Er? Sie meinen, es war ein Mann?”
    Escavez ließ sich Zeit mit der Antwort. “Ich meine noch gar nichts, Herr Detektiv. Das war nur ein stilistisches Mittel, eine Sprachfigur.” Er rollte die Blätter wieder zusammen und klopfte damit gegen seinen Oberschenkel. “Wieso? Gibt es etwas, das Sie uns mitteilen möchten?” Nick verneinte. “Wenn Sie etwas erfahren, sagen Sie mir Bescheid, okay?” Escavez gab die Dokumente an Pamela zurück.
    “Augenblick, Chief!” Amber schien verwirrt. “Da war noch jemand im Wagen, sagen Sie? Hat er Deke etwa beim Selbstmord geholfen?”
    “Tja, also …” Der Chief kratzte nachdenklich seinen Kopf. “So kann man es natürlich auch sehen, Mrs. Russo. Aber ich persönlich neige eher zu der Annahme, dass ihr Mann ermordet wurde.”
    “Ermordet?”, flüsterte Amber kaum

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