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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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morgen aufs Revier kommen, und wir reden dann weiter”, bot er verlegen an.
    “Nein, dort können wir eben nicht reden.” Pamela stieß die Schwingtüren zur Küche auf, und Nick musste ihr blitzschnell folgen, um nicht voll ins Gesicht getroffen zu werden. “Wie würde Escavez wohl reagieren, wenn wir zwei in seiner Dienststelle in aller Seelenruhe einen Meinungsaustausch über seinen Auftritt von gestern pflegten?”
    “Pamela, Escavez hat die Gefühle dieser Menschen mit Füßen getreten bei diesem … diesem … ach, ich weiß nicht, was es sein sollte. Wie ein Elefant im Porzellanladen! Was sollte das bezwecken? Gewaltig Eindruck schinden, als er seine große Rede hielt? Ihrer Betroffenheit noch eine Prise Panik hinzufügen? Wenn er ihnen lediglich mitteilen wollte, dass es kein Selbstmord war, hätte es bis nach dem Begräbnis Zeit gehabt.”
    Sie ließ Wasser in die Warmhaltekanne der Kaffeemaschine laufen. “Waylon Escavez pflegt eine Polizeianwärterin nicht im Voraus über seine Schritte in Kenntnis zu setzen”, sagte sie ironisch.
    “Der hat sich an seiner kleinen Show delektiert, Pamela”, erwiderte Nick und stapfte zornig hin und her. “Und gebracht hat es nichts.”
    “Vielleicht wollte er nur ihre Reaktion testen.”
    Nick hielt an und sah sie aus zusammengekniffenen Augen an, und mit einem Mal wusste er, was ihm die ganze Zeit über geschwant hatte. “Escavez glaubt, er weiß, wer der Täter ist! Stimmt’s oder habe ich recht?”
    Sie schaltete die Kaffeemaschine ein, drehte sich zu ihm um, lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und sah ihn an. “Selbst wenn ich die Antwort wüsste, Nick – sie mit dir zu besprechen, würde mich den Job kosten.”
    “Aber es ist so; genau das war es!”, bekräftigte er noch ein Mal. “Bei Kapitalverbrechen mit unnatürlicher Todesfolge kommt zunächst der engste Familienkreis unter die Lupe, das macht jeder Ermittler so.” Er warf ihr einen Blick zu. “Wer steht ganz oben auf der Liste? Amber oder Stephen?”
    Sie schüttelte verneinend den Kopf, aber Nick war dabei, sich in seine eigene Theorie zu verlieben. “Leo vielleicht? Aber was hat der für ein Motiv?”
    “Der Kaffee ist fast fertig!”
    “Ach, lass doch den blöden Kaffee!” Nick drückte sie auf einen Küchenstuhl und setzte sich ihr gegenüber. “Pam, er ist auf der falschen Fährte, sag ihm das! Solange Escavez seine Nachforschungen auf die Familie konzentriert, läuft der wirkliche Killer mit einem Passierschein frei herum. Deke Russo hatte unglaublich viele Feinde und seine Finger in allem Möglichen drin! Und zudem war der Typ nicht ganz richtig im Kopf, man brauchte seiner Sendung nur mal einige Tage zu lauschen und wusste Bescheid. Pam, das ist nicht nur Gelaber von mir – ich war mal Zielscheibe, ich hab’s am eigenen Leib erfahren. Nach dem Überfall hat Russo versucht, mich privat und beruflich zu vernichten, und mittlerweile weiß ich, dass er über ein komplettes Netzwerk verfügte, mit Verbindungen zum Drogenmilieu, zur Pornografie und zur Prostitution. Wenn es also um Mord geht, soll Escavez dort den Hebel ansetzen, bevor er der Witwe und dem Jungen die Daumenschrauben anlegt.”
    “Weshalb hast du diese Informationen denn nicht herausgerückt? Wird etwa in dieser Sache in New Orleans auch ermittelt?”
    “Nein, und der Grund, warum ich sie für mich behalten habe, ist das hier.” Er hob seinen eingegipsten Arm. “Erst muss ich warten, bis der Arm ausgeheilt ist, ehe ich mich an eine Sache von dieser Dimension wage. Ich habe alle meine Erkenntnisse seit meiner Verwundung gesammelt, wollte aber zunächst hundertprozentig fit sein. Jemanden wie Deke Russo darf man nicht unterschätzen.”
    “Nun, das Problem hat sich erledigt.” Pamela stand auf, um den Kaffee einzugießen.
    “Was willst du damit sagen?”
    Sie sah ihm ins Gesicht. “Was du mir gerade erzählt hast, könnte man dir als Motiv für den Mord anhängen.”
    Er stand irritiert auf. “Jetzt bleib aber auf dem Teppich! Ich war’s nicht.”
    “So? Mir fallen zwei astreine Motive ein. Erstens: Du bist einen verhassten Feind los. Zweitens: Seine Frau wäre wieder zu haben. Kein Waschen schmutziger Wäsche bei einer Scheidung, kein zähes juristisches Tauziehen um das gemeinsame Eigentum.”
    Seine Augen flammten plötzlich vor Zorn. “Das ist doch absoluter Schwachsinn!”
    “Du liebst sie, Nick. Du hast sie immer geliebt, glaube ich.” Sie seufzte und kippte ihren Kaffee in den Ausguss. “Ach,

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