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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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es von ihm gewohnt ist. Als wenn er nüchtern ist, meine ich. Er hatte immer vor, dieses Problem in den Griff zu kriegen. Zumindest sagte er das.”
    “Als dann auch noch Kokain ins Spiel kam, müssen Sie ziemlich mit Ihrer Geduld am Ende gewesen sein.”
    “Ich war nicht sicher, dass er kokste. Er stritt es auch stets ab.”
    Howard Sloan übernahm. “Es muss Ihnen doch aufgefallen sein, dass er öfter unter Drogen stand, Mrs. Russo. Spätestens, wenn er in alkoholisiertem und völlig verwirrtem Zustand heimkam. Was haben Sie sich denn vorgestellt?”
    “Dass er krank war.”
    “So?” Sloan glaubte ihr offensichtlich kein Wort. “Unter ‘krank’ verstehen Sie auch Alkohol- und Drogenmissbrauch, nehme ich an?”
    “In der Tat.”
    “Und Sie haben ihm nicht zufällig damit gedroht, dass Sie ihn verlassen, wenn er sich nicht endlich bessert?”
    “Nein.”
    Sloan blickte Escavez an, als ersuche er um eine Ausnahmegenehmigung für die nächste Frage. Dann sagte er: “Wie gefiel Ihnen die … äh, geschmackvolle Videosammlung Ihres Mannes, Mrs. Russo?”
    “Wie bitte?” Amber schaute völlig perplex drein.
    “Ach, kommen Sie, Mrs. Russo! Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss. Und was haben wir bei der Hausdurchsuchung gefunden? Seine komplette Kollektion von Pornofilmen. Muss einen ziemlich perversen Geschmack gehabt haben, Ihr Herr Gatte – bei Filmen, meine ich.”
    Amber schüttelte sich angewidert. “Davon hatte ich keine Ahnung.”
    Nick drückte sich von der Hausbar ab, an die er sich gelehnt hatte. “Was soll das alles mit dem Mord zu tun haben?”
    Seine Einmischung quittierte Sloan mit einem abfälligen Blick. “Eine ganze Menge, zumindest dann, wenn
sie
ihn umgelegt hat, damit er ihren kostbaren
Lifestyle
nicht versaut!” Er amüsierte sich hämisch kichernd über sein Wortspiel. “Wie hätte das die werte Öffentlichkeit wohl aufgenommen, dass der gottesfürchtige, rechtschaffene, anständige Deke Russo ein Doppelleben führte? Dieser Bursche hat genau das Gegenteil von dem gemacht, was er in seiner Talkshow immer predigte! Und da will seine liebe Gattin hier uns kluge Ratschläge erteilen und uns erzählen, womit wir unser Leben bereichern können? Wo ihr eigenes Leben so was von schäbig war?”
    “Mein Leben war nicht schäbig!”, schrie Amber aufgebracht. “Ich kann doch nichts für Charakter und Lebenswandel meines Mannes! Ich habe mir nichts vorzuwerfen!”
    Nick wandte sich an Escavez. “Jetzt reicht’s aber, Chief! Sollten Sie weitere Fragen an meine Mandantin haben, lassen Sie sich einen Termin geben. Das Privatleben der Familie Russo ist tabu, und sparen Sie sich Ihre unangemeldeten Besuche und Ihre kleinen ‘Plaudereien’!”
    Escavez schaute Amber an. “Sehen Sie das auch so, Mrs. Russo? Weitere Fragen möchten Sie nicht beantworten?”
    “Jedenfalls heute Abend nicht. Ich bin müde.”
    Er stand auf. “Na gut, das müssen wir zunächst hinnehmen.” Er übergab Sloan den gelben Notizblock. “Wo steckt unsere Fahrerin?”
    “Hier”, meldete sich Pamela von der Terrassentür. Sie hatte alles verfolgt. “Ich war bei Miss Madison.”
    Der Chief blickte misstrauisch nach draußen. “Ist sie noch da?”
    “Gerade gegangen, Chief. War ein langer Tag für diese Leute!”
    Escavez setzte seinen Stetson auf und nickte Amber zu. “Wir ziehen vorläufig ab, Mrs. Russo. Teilen Sie bitte Ihrem Herrn Vater mit, er möge mich morgen aufsuchen; ich habe einige Fragen.” Er sah Nick kurz an. “Vorausgesetzt, Ihr Herr Rechtsanwalt hier hat keine Einwände.”
    Er wandte sich zur Tür, und Sloan eilte beflissen vor ihm her und hielt sie ihm auf. An der Schwelle schaute Escavez sich um. “Eins noch, Mrs. Russo: Wo war eigentlich Ihr Stiefsohn in der Mordnacht?”
    Amber griff sich an die Kehle. “Hier natürlich. In seinem Zimmer.”
    Der Chief betrachtete den Dachfirst von Victorias Haus, dessen Konturen noch schwach hinter den Bäumen erkennbar waren. “Und das wollen Sie so genau wissen, wo Sie doch drüben geschlafen haben? Im Gästezimmer?”
    Nick zog Amber von der Haustür zurück.
    “Alles klar, Herr Anwalt! Nacht, allerseits!” Der Chief entbot ihnen seinen typischen, quasi militärischen Gruß und wandte sich zum Gehen, gefolgt von Sloan und Pamela, die ein wenig peinlich berührt dreinschaute und die Tür leise hinter sich zuzog.
    “Mein Gott, das war ja furchtbar!” Amber schob den Riegel vor, schloss ab und löschte das Licht über der Außentreppe. Dann

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