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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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von Leuten verübt werden, die das Opfer ziemlich gut kennen”, bemerkte Cody.
    Nick trank sein Bier aus, warf die Flasche in den Altglasbehälter und lehnte sich gegen einen Unterschrank. “Kommt auf den Mord an, Cody. Es gibt solche und solche. Im Allgemeinen geschehen Mord und Totschlag nicht einfach so aus heiterem Himmel gegen irgendwelche Unbeteiligte.”
    “Höchstens bei bewaffnetem Raubüberfall oder so was Ähnlichem”, warf Cody ein. “Oder wenn einer durchdreht und in ‘nem Restaurant rumballert oder ‘ne Tankstelle hochjagt.”
    Nick musste lächeln. “Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus, Sohnemann?”
    “Mir fällt da etwas ein, was Stephen sagte.” Cody rieb mit dem Daumen nachdenklich über seine Dose. “Erinnerst du dich noch an meinen Unfall mit deinem Revolver?”
    Nicks Blick fiel auf Codys bandagierten Hals. Sofort sah er das Bild vor sich, sah den Jungen in einer Blutlache – der schrecklichste Anblick seines Lebens, diese furchtbare Angst, ihn zu verlieren. “Ja, allerdings.”
    “Dad, ich habe dir das nie erzählt, aber Stephen hat damals so ‘n komisches Zeugs von sich gegeben, und seit dem Mord an Russo fällt es mir dauernd ein. Ich hielt’s erst für Blödsinn, wie einer halt so daherlabert, weißt du?”
    “Was meinst du mit ‘komisches Zeugs’?”
    “Na ja, wir reden über Schusswaffen und so, und ich sage noch, eigentlich benutzen die Bullen ihre Dienstwaffe ziemlich selten. Hast du gesagt, nicht, Dad? Und ich sage, sie tragen sie für alle Fälle, vielleicht müssen sie ja mal schießen. Und Stephen guckt so auf deine 38er, und dann sagt er, wenn er so ‘n Ballermann hätte, dann hätt’s schon einige Male geknallt. Er hätte ihn ‘umgenietet’, sagt er. Ja, wen denn?, frage ich, und er sagt, meinen Alten.” Cody drückte die leere Dose zusammen. “Irgendwie komisch, er hat immer nur entweder ‘mein Alter’ gesagt oder ‘das Arschloch’.” Er sah Nick gespannt und fast ein wenig besorgt an, als hätte er bei der Schilderung ein geheimes Schweigegelübde zwischen zwei Heranwachsenden gebrochen.
    “Klingt mir ziemlich nach Aufschneiderei, Cody. Würde ich nicht viel drauf geben.”
    Cody nickte erleichtert. “Ja, meine ich auch. Es legt doch keiner seinen eigenen Vater um, oder?”
    “Nun ja, es passiert schon mal, aber bei Stephen kann ich’s mir nun wirklich nicht vorstellen.”
    Cody stand auf. “Aber wer könnte es dann gewesen sein?” Er stopfte die Dose und die Pizzareste in den Mülleimer und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. “Ist das nicht eigenartig, Dad? Wir sind hier auf der anderen Seite vom See, weit weg von New Orleans, weil alle sagen, in den Großstädten gibt es zu viel Gewalt. Und jetzt? Jetzt wohnen wir in diesem verschlafenen Kaff – und hier treibt sich ein Killer herum!” Er grinste Nick an. “Ganz schön unheimlich, was?”
    Von ihrem Platz am Fenster konnte Victoria durch die dichten Azaleenbüsche einen schmalen Straßenabschnitt vor Leos Haus überblicken, und der Polizeiwagen stand immer noch dort. Es schockierte sie, dass dieser unsägliche Escavez mit einer solchen Dreistigkeit auftrat. Aus Dutzenden von Verdächtigen musste er sich unbedingt Amber herauspicken!
    “Leo, ich mache mir Sorgen.” Sie trat vom Fenster zurück. “Dieser Escavez geht nun wirklich zu weit! Belästigt uns mit seinen lächerlichen Fragen, kommt zu völlig abwegigen und übereilten Schlüssen, unterstellt Amber den Mord an ihrem eigenen Mann! Geradezu absurd! Unerhört, Leo!” Sie berührte ihr Kopftuch. “Was machen wir bloß?”
    “Ach, Vicky, wenn ich das wüsste!” Leo beobachtete sie, wie sie nervös im Wintergarten umherging. “Es hilft aber niemandem, wenn du dich verrückt machst. Kate hat schon alle Hände voll zu tun mit Amber. Wenn du uns auch noch zusammenklappst, muss sie sich gleich um zwei ihrer Lieben bemühen!”
    Victoria ließ sich mit einem tiefen Seufzer auf einem kleinen antiken Zweiersofa nieder. “Es glaubt doch wohl niemand allen Ernstes, dass Amber ihren Mann erschossen hat, oder?”
    “Ich weiß, dass sie das nie tun würde. Leider ist es die Pflicht der Polizei, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Wie wir jetzt wissen, war Deke ein Mensch mit Geheimnissen, die Verdächtigen sind wohl ebenso zahlreich wie seine Fans. Aber mach dir um Amber keine Sorgen. Überlass Nick die ganze Sache. Wir zwei werden den unerschöpflichen Ratschluss eines Waylon Escavez nie verstehen.” Er suchte in seinen

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