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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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wäre – würdest du dann auf der Stelle kehrtmachen und die Heimreise antreten?”
    “Ich weiß es nicht, Sam.”
    Er streichelte ihr die Wange. “Es ist dir sicher nicht entgangen, dass ich kein Geheimnis aus meiner Absicht gemacht habe, mit dir zu schlafen, Kate. Aber erst, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, und erst, wenn du es genauso willst wie ich.” Er trat hinüber zum Fenster und schaute hinaus über das dunkle Wasser des Bayou, und der Schein der Kerzen verlieh ihm die erotisierende Aura eines tief in Gedanken versunkenen Mannes.
    Kate fühlte plötzlich eine gewisse Nervosität in sich aufsteigen und rieb sich die Oberarme. “Und? Hältst du den Zeitpunkt für gekommen?”, fragte sie und griff nach ihrem Glas.
    “Falls nicht, muss ich wohl in das Bayou springen und an die vierzig Runden schwimmen.” Mit einem Auflachen drehte er sich zu ihr um. “Sieht düster und drohend aus, das Wasser da draußen! Schon mal mit einem Alligator um die Wette geschwommen?”
    Das brachte sie zum Lächeln. “Du willst dort ansetzen, wo wir vor fünf Jahren aufhörten, ist es das? Jetzt, wo du weißt, dass ich deine Frau nicht in den Selbstmord getrieben habe.”
    “Ich räume ein, dass es dir so erscheinen muss”, gab er zu. “Das Komische ist nur, es war mir bereits etwa eine Viertelstunde nach unserem Wiedersehen klar.”
    “Du brauchst mir nichts vorzulügen.”
    “Es stimmt aber. Ich wollte mit dir nichts mehr zu tun haben, doch es ging nicht. An jenem ersten Tag nach deiner Rückkehr versuchte ich mir einzureden, was für ein niederträchtiges Biest du warst, und dass ich es glücklicherweise früh genug gemerkt hatte – mit freundlicher Unterstützung meiner ach so treuen Sprechstundenhilfe, wie wir mittlerweile wissen. Jedoch meine Gefühle für dich, die immer gleichsam unter der Oberfläche gelauert hatten, die waren offensichtlich stärker und wollten ans Tageslicht. Wenn man’s mit einem Motor vergleicht, habe ich fünf Jahre lang im Leerlauf vor mich hin gesurrt, und plötzlich hieß es Vollgas auf allen Zylindern.”
    “Was redest du da, Sam? Von dem Augenblick an, in dem ich meinen Fuß in eure Gemeinschaftspraxis setzte, hast du dich ja wohl sehr abweisend und unfreundlich mir gegenüber verhalten.”
    “Kate, sieh es bitte als eine Art Notwehrreaktion, als Selbstverteidigung.” Sam setzte sich wieder zu ihr. “Ich war auf der Suche nach einer neuen Lebenspartnerin. Seit deinem Weggang nach Boston habe ich mit wechselndem Erfolg versucht, dich zu vergessen. Damals, als wir uns begegneten, ging es mir und meiner Ehe schon ziemlich schlecht. Elaine kränkelte bereits seit Längerem, und ich weiß jetzt, dass unsere Ehe nicht die notwendige starke Basis für eine derartige Belastung aufwies und Probleme schon lange vor dem Ausbruch ihrer Krankheit auftauchten. Wie dem auch sei, nach deiner Abreise kam alles noch viel schlimmer: quälende Schuldgefühle angesichts Elaines Verfall, und zudem meine Verpflichtungen als alleinerziehender Vater. Mallory hatte ja niemanden mehr außer mir. Die arme Kleine”, fügte er bitter hinzu. “Und dann auf einmal warst du wieder da, kamst zurück in mein Leben, praktiziertest Seite an Seite mit mir und verabscheutest mich doch aus tiefster Seele.”
    “Nein, das stimmt nicht”, erwiderte Kate mit leiser Stimme. “Das habe ich zwar versucht, aber es ging nicht.”
    Er sah sie an. “Ehrlich nicht?”
    Sie streichelte sein Gesicht, umfasste sein Kinn mit der Hand. “Ehrlich nicht.”
    “Kate …” Er wandte sich ihr zu und klemmte ihre Knie zwischen seine Beine, sodass er fast rittlings auf ihrem Schoß saß. Seine Hände fuhren an der bloßen Haut ihrer Schenkel auf und ab. “Kate, bitte, sag mir, dass es nicht zu spät für einen zweiten Anlauf ist! Lass uns neu anfangen, lass uns so tun, als wäre das alles nicht geschehen, als hätte mein Geschwätz nicht das Schöne zwischen uns ruiniert!”
    Ihre Hand berührte seinen Mund, und sie lächelte sanft, als er ihre Fingerspitzen küsste. “Ich kann nicht so tun, als wäre alles nicht geschehen.” Und als seine Augen sich verdunkelten, fügte sie schnell hinzu: “Warte! Was zwischen uns geschah, war ehrlich und natürlich und richtig. Wenn ich deiner Bitte nachkomme und unsere Vergangenheit leugne, werfe ich etwas weg, das für jede Frau zu den wunderbarsten Erinnerungen ihres Lebens gehört. Damals war ich in dich verliebt, Sam!”
    “Kate …”, stammelte er, und dann zog er sie an sich

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