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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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schneller, trieben ihn hinauf zu jener wilden, süßen Raserei, und er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und verströmte sich tief in sie hinein.

33. KAPITEL
    P amela LaRue stellte die Gewichte an ihrem Heimtrainer ein, ließ ihr Handtuch zu Boden fallen, setzte sich sorgfältig in Position, achtete darauf, dass ihre Hände sich griffig um die Zughebel des Gerätes schlossen, und begann mit einer knochenharten Übungsreihe. Dank dieser schweißtreibenden Sitzungen war sie physisch in Topform, doch ihr Fitnesstraining bedeutete mehr: Es machte ihr den Kopf frei und schärfte ihre Konzentrationsfähigkeit. So dauerte es nicht lange, bis sie ihren Rhythmus gefunden hatte und sich gedanklich ganz in den Mordfall Russo vertiefen konnte.
    Tagelang war sie in einem Labyrinth umhergeirrt, hatte sich durch ein Dickicht von Fakten und Vermutungen gewühlt. Kaum glaubte sie, ein klares Tatmuster gefunden zu haben, tauchte schon das nächste Mosaiksteinchen auf und zwang sie zu einer erneuten Richtungsänderung. Das eigentliche Problem bestand darin, dass sie sich nicht auf einen einzigen Hauptverdächtigen konzentrieren konnte. Als zusätzliche Belastung erwies sich Waylon Escavez, der auf Teufel komm raus einen Ermittlungserfolg vorweisen wollte, für den sie ihm gefälligst die notwendigen Beweismittel zu liefern hatte.
    Gehe vorsichtig mit deinen Wünschen um!
    Ihr größter Wunsch war fürs Erste erfüllt: Der Chief hatte sie der Sonderkommission Deke Russo zugeteilt, eigentlich eine Beförderung, aber nur hinsichtlich der Dienststellung, nicht hinsichtlich des Gehalts, welches nicht gestiegen war, und bislang hatte sie sich lediglich Stress, Druck, sexistische Sprüche und unrealistische Erwartungen eingehandelt. Allerdings spürte sie von Seiten ihrer Kollegen auch eine gewisse Achtung ob ihrer kriminalistischen Kompetenz, etwas widerwillig und zögerlich zwar, aber immerhin. Die tatsächliche Schattenseite ihres neuen Status hieß Howard Sloan. Die kleine Ratte ging ihr mit seinen permanenten Annäherungsversuchen tierisch auf den Wecker, und nun musste sie auch noch mit ihm zusammenarbeiten. Weder verfügte er über die notwendigen formalen Voraussetzungen für den Job, noch besaß er jenes natürliche Gespür, das den geborenen Ermittler auszeichnete. Dafür war er ein durch und durch chauvinistisches Schwein. Aber es nutzte alles nichts – Escavez stand hinter ihm und hielt ihm den Rücken frei.
    Mittlerweile kämpfte sie sich unbarmherzig durch eine brutale Übung zur Kräftigung der Oberkörpermuskulatur. Hinter einem Schreibtisch konnte man Sloan einigermaßen gebrauchen, aber im Außendienst präsentierte er sich als absolute Niete, und es missfiel ihr gewaltig, dass er die Lorbeeren für einen etwaigen Fahndungserfolg einheimsen würde.
    Sie stand auf, schnappte ihr Handtuch vom Boden und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Ließe Escavez sie doch die Ermittlungen auf ihre Weise führen! Ohne Sloans ständige Alleingänge! Eins musste man dem Chief lassen – mit voreiligen Schlüssen hielt er sich zurück, aber dieser Sloan hatte sich in den Kopf gesetzt, dass nur Amber als Täterin in Frage kam, und wie die meisten Menschen minderer Intelligenz verbat er sich jegliche Einmischung in seine Denkmuster. Pamela hingegen war nicht überzeugt davon, dass es Amber gewesen war. Andererseits ließ es sich auch nicht ausschließen.
    Als die Türklingel ging, wollte sie zunächst ihrer ersten Eingebung folgen und das Geräusch einfach ignorieren. Sie schaute an sich herunter und verzog das Gesicht. Mit hochrotem Kopf, total verschwitzt, war sie ganz und gar nicht auf Gäste eingestellt, aber um diese Zeit konnte ein Besuch durchaus dienstliche Gründe haben, also schlang sie sich das Handtuch um das Genick, trat an die Eingangstür und spähte durch den Türspion.
    Nick.
    Einen Augenblick lang schaute sie zu Boden und wünschte, sie hätte ausreichend Willenskraft, ihn einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. In einem anderen Leben vielleicht. Die Kette klirrte, als sie die Sperre löste und die Tür öffnete.
    Er begrüßte sie mit einem kappen “Hi”, und sie verglich seine tiefe, raue Stimme mit einer Mischung aus Samt und Schleifpapier – eine viel zu erotische Kombination. Das eine Mal, als sie mit ihm … schnell verdrängte sie diesen Gedanken. Sie hatte eine ganze Reihe Männer kennengelernt, aber niemand ging ihr dermaßen unter die Haut wie Nick Santana. Wie er dort so dastand, im Schein der Außenleuchte,

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