Aus reiner Notwehr
Patienten auf dem Gewissen habe.”
“Keineswegs! Nach Aussage von dieser Sharpe bist du verantwortlich für nicht weniger als drei Todesfälle an jenem Tag.”
“Das ist doch nicht zu glauben!” Sie schloss fassungslos die Augen.
“Ja, da sagst du was”, bemerkte Sam und fuhr mit der Hand durch ihr Haar. “Ich hab’s nämlich ebenfalls nicht geglaubt und mich auf etwas höherer Ebene umgetan. Der Verwaltungsleiter zum Beispiel wollte zunächst nicht mit der Sprache heraus, gab aber dann zu, dass deine berufliche Reputation bis zu diesem Carmello-Fall blütenweiß war, und dass er deine Beurlaubung nur als Vorsichtsmaßnahme für den Fall einer Klage der Familie Carmello durchgedrückt hatte. Geklagt wurde aber nicht. Nun zu Ward Lincoln …”
“Ward Lincoln, der Wunder-Kardiologe!”
“Der auch nur ein Mensch ist. Mittlerweile erwies sich deine Entscheidung gegen die Verabreichung der Streptokinase als richtig, denn der liebe Dr. Lincoln hatte dem Verwaltungsrat wichtige Hinweise vorenthalten, welche die Autopsie dann später zu Tage förderte. Langer Rede kurzer Sinn: Den drei Patienten war nicht mehr zu helfen. Die spinnt, die Sharpe.”
Sie tippte sich an die Stirn. “Hier drinnen habe ich’s immer gewusst, aber man muss wirklich dabei gewesen sein, um zu begreifen, wie niederschmetternd das war. Alles, was schiefgehen konnte, ging auch wirklich schief. Und dann wurde dieser Carmello eingeliefert, ein ähnlicher Fall wie Leo, ausgenommen, dass Leos Herzblockade den Gerinnselauflöser unvermeidlich machte. Bei Carmello konnte man so oder so entscheiden; seine Blutwerte zeigten eine Art Vielleicht-Vielleicht-auch-nicht-Situation an.”
“Er wird nicht der einzige Patient bleiben, bei dem ein Arzt zwischen zwei möglichen Diagnosen steht und dann die falsche Entscheidung trifft – die mit tödlichem Ausgang. Berufsrisiko.”
“Klar. Aber ich hoffte, eine Kleinstadt würde mich nur selten mit einer solchen Situation konfrontieren.” Sie lachte ironisch. “Merkwürdigerweise werden die Leute tatsächlich auch hier in Bayou Blanc manchmal ernstlich krank.”
Sam hatte sich halb aufgestützt und betrachtete ihr Gesicht. “Ich muss auch eine Entscheidung treffen – nämlich, ob ich dir den Rest noch mitteilen soll oder lieber nicht.”
“Da bin ich aber gespannt!”
“Wenn du es willst, Kate, ist deine Laufbahn in Boston noch nicht zu Ende. Ich habe mit Leuten oberhalb der Verwaltungsebene gesprochen, und wenn du zurückkehren möchtest, stehen dir die Türen von St. Luke offen.”
“Tatsächlich?” Sie ließ sich zurückfallen und dachte nach. Noch vor wenigen Wochen hätten Sams Worte der verfallenen Ruine ihrer medizinischen Existenz wie mit einem Zauberstab neuen Glanz, neue Größe verliehen, aber damals identifizierte sie sich ganz und gar und ausschließlich mit ihrem Beruf als Unfallchirurgin. Nunmehr war ihr Leben zwar durch jene Komplikationen einerseits in einen tiefen Strudel gerissen, andererseits jedoch auch unendlich bereichert worden, mehr, als sie je zu hoffen gewagt hätte. Was einige wenige Wochen doch ausmachen konnten!
Sam merkte, wie sie in sich hineinlächelte. “Deute ich dieses Lächeln richtig? Hast du vor, den Flug nach Boston zu buchen?” Er sprach leichthin, aber seine Stimme verriet seine Spannung.
Sie wandte sich ihm zu, streifte die Decke beiseite, und nichts Störendes befand sich mehr zwischen ihnen. “Nein, das habe ich nicht vor”, sagte sie und streichelte seine Brust. “Die Stelle in Boston, Kollegen, Patienten, St. Luke – das alles kommt mir vor wie eine andere Welt. Vor Kurzem dachte ich noch, dass es die Wochen in Bayou Blanc waren, die alles veränderten. Aber es liegt nicht an Bayou Blanc – es liegt an den Menschen hier. An Mutter, an Leo, an Amber, an dir …”
“Prima, das unterschreibe ich auf der Stelle.” Er zog sie an sich, nahm ihr Gesicht in beide Hände, küsste sie, streichelte ihre Brüste, liebkoste mit den Lippen ihre Brustwarzen, ließ sie erschauern vor Lust, bis sie seinen Kopf mit beiden Händen umfasste; seine Finger massierten sie sanft, machten sie wieder bereit, feucht und warm und verlockend, und sie stöhnte auf vor Wonne, als er in sie eindrang, umklammerte ihn mit den Beinen, spürte, wie groß er war, wie kraftvoll, wie er tiefer und tiefer in sie eindrang, wie seine Blicke mit den ihren verschmolzen.
“Kate, ich liebe dich”, keuchte er, und sie bäumte sich ihm entgegen, seine Stöße kamen härter,
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