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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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verknittert und übermüdet und ein wenig befangen, konnte sie sich keinen Mann vorstellen, der attraktiver, umwerfender, maskuliner und doch auch zugleich unerreichbarer war als er.
    “Hast du einen Augenblick Zeit, Pam?”
    Einen Augenblick? Gott im Himmel, sie hätte ihm auf der Stelle die Spanne ihres ganzen Lebens zu Füßen gelegt, ein Wort von ihm genügte! Sie hielt die Tür auf, er verstand ihre wortlose Geste und trat ein, hakte die Daumen in den Bund seiner Jeans und sah zu, wie sie die Tür wieder schloss. “Habe ich dich in deiner Folterkammer unterbrochen?”
    “Ja, ich sehe schrecklich aus, was?” Sie strich sich die Ponysträhnen aus der Stirn.
    “Ach, Unsinn!”, erwiderte er. “Finde ich nicht!”
    Damit schien ihr Gesprächsthema erschöpft. “Du trägst ja den Gipsverband nicht mehr”, stellte sie fest, um das verlegene Schweigen zu überbrücken. “Alles in Ordnung mit dem Arm?”
    “Sieht so aus”, gab er zurück, streckte den Arm vor und bewegte die Finger. “Glück gehabt.”
    “Stimmt. Ein Bier?”, fragte sie nach einer erneuten längeren Pause.
    Er lehnte ab. “Ich habe beim letzten Mal deine Gastfreundschaft schon überstrapaziert. Trotzdem, vielen Dank!”
    Das Handtuch immer noch um den Hals, stützte sie sich auf das Garderobentischchen im Flur und legte die Beine übereinander. Es hatte Zeiten gegeben, da machte es ihr nicht das Geringste aus, vor Nick in knappem Oberteil und hautengen Gymnastikhosen herumzuturnen, aber eine Schönheit wie Amber Russo zeigte sich ihm wahrscheinlich nicht so erschöpft und verschwitzt. Ja, Eifersucht machte sie mürrisch, und sie fühlte sich ganz und gar unwohl. “So, Nick, was ist? Mach’s kurz!”
    “Zunächst meinen Glückwunsch zur Beförderung!”
    “Tja, Wunder gibt es anscheinend immer wieder. Chief Escavez gewährt einem weiblichen Wesen Zutritt zur elitären Mordkommission. Man sollt’s nicht glauben!”
    “Na, da hat er wenigstens einmal etwas Gescheites zuwege gebracht.”
    Sie verschränkte die Arme. “Soll wohl ‘n Witz sein, wie?”
    Er runzelte die Stirn. “Lass dich nicht von ihm ausnutzen, Pamela.”
    “Schön. Ich gehe morgen zu ihm rein und teile ihm mit, das mit der Mordkommission war nicht so gemeint, ich möchte doch lieber wieder meinen bisherigen Dienst verrichten – Kaffee kochen, Bleistifte stemmen, hin und wieder einen Ehestreit schlichten. Tolle Aussichten.”
    Er wandte den Blick ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. “Ich will keinen Zoff mit dir, Pam. Deswegen bin ich nicht hier. Ich wollte eigentlich nur hören, wie der Stand der Ermittlungen ist.”
    Aha. Jetzt war sie also wieder Pam. “Ach ja, natürlich! Du willst mich in puncto Karriere nicht nur beraten – du möchtest sie auch gleich ruinieren!”
    Seine Miene verfinsterte sich. “Ich glaube, ich nehme doch ein Bier.”
    Wortlos ging Pamela zum Kühlschrank, riss ihn auf, holte eine Flasche Bier heraus, stieß sie ihm heftig in die Hand und warf einen Flaschenöffner auf den Tisch. Nick setzte sich mit leicht gekränkter Miene auf einen Küchenstuhl und entfernte den Verschluss. “Nimmst du keine? Setz dich doch wenigstens.”
    “Nick, du weißt nur zu gut, dass ich dir nichts sagen darf. Ermittlungsergebnisse sind Verschlusssache, also Dienstgeheimnis.”
    “Meine Güte, das will ich ja gar nicht! Aber könnte ich dir zumindest ein paar Fragen stellen, ohne dass die Antworten dich in Teufels Küche bringen?”
    “Kann ich erst beurteilen, wenn ich sie höre.”
    “Gilt Amber als Hauptverdächtige?”
    “Für mich nicht”, antwortete Pamela. “Es gibt jede Menge Leute, die ein Interesse an Russos Tod haben. Aber sie hatte immerhin ein Motiv und die Gelegenheit. Dir ist natürlich bekannt, dass er gewalttätig zu ihr war?”
    “Hat sie das während der Vernehmung ausgesagt?”
    Pamela zog die Augenbrauen hoch. “Ach, ich verstehe. Der Herr Anwalt weicht aus, aber ich soll schön offen und ehrlich sein!”
    Er gab ihr mit einer entschuldigenden Handbewegung recht. “Ich weiß, dass sie misshandelt wurde”, sagte er knapp und trank sein Bier aus. “Aber ich glaube nicht, dass sie ihn deswegen umgebracht hat.”
    “Weswegen dann?”
    Gegen seinen Willen lächelte er anerkennend. “Nicht schlecht, Pam. Weiter so, vielleicht gewährt dir Escavez doch noch eine Gehaltserhöhung.” Dann verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht. “Amber hat ihn nicht getötet, nur kann ich es noch nicht beweisen. Irgendetwas stinkt an

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