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Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Titel: Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Carreras
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können. Er erinnert sich noch sehr genau an die vier Gelegenheiten, bei denen er dort aufgetreten ist. Ganz besonders sticht dabei das außerordentliche Konzert hervor, das er zum hundertsten Gründungstag des Vereins gegeben hat und zu dem über achtzigtausend Menschen ins Stadion strömten. Nicht minder bewegend war der Tag des Jahres 2002, an dem er in jenem Stadion anlässlich des Spiels Katalonien gegen Brasilien die katalanische Hymne »Els Segadors« (Die Schnitter) sang. Auch ist er 1997 mit den Drei Tenören dort aufgetreten
und hat 2002 an dem Abend, da eine Mannschaft der besten Spieler, die je für den FC Barcelona aufgelaufen waren – eine wahre Traumelf –, gegen eine Weltauswahl spielte, zu Ehren von Christo Stoitschkow »Nessun dorma« gesungen. Das war sein Dank dafür, dass dieser Star des FC Barce - lona schon sehr früh die erste Spendengala des katalanischen Fernsehsenders TV3 unterstützt hatte, deren Einnahmen der Carreras-Stiftung zugutekamen.

    Ich bin seit über dreißig Jahren Mitglied des FC Barcelona und habe auch meine beiden Kinder Albert und Júlia dort angemeldet – die Kleine war da gerade ein Jahr alt, wenn ich mich richtig erinnere. Auch meine vier Enkel sind Mitglieder des Vereins. Wir haben sie sogar eingeschrieben, bevor wir ihre Geburt beim Standesamt gemeldet hatten. Auch bei meinem Bruder Jordi, meiner Gattin Jutta und ihren drei Kindern habe ich dafür gesorgt, dass sie Mitglieder wurden, und meinem Freund Marcel habe ich die Mitgliedschaft zum Geburtstag geschenkt. Alles in allem zahle ich ein Dutzend Mitgliedsbeiträge. Das ist zwar ein ordentlicher Batzen Geld, aber ich muss gestehen, dass ich es mit Vergnügen aufbringe. Ich genieße es, die Spiele in Begleitung anzusehen, weil ich sie leidenschaftlich gern kommentiere. Mitunter denke ich, dass ich mich ein wenig zurückhalten müsste, aber ehrlich gesagt fühlt man sich auf der Tribüne wie ein junger Bursche, und es macht einfach Spaß, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich hatte das Glück, den drei letzten Endspielen der Champions League beizuwohnen, an denen Barça teilgenommen hat: 2006 in Paris, 2009 in Rom und 2011 in London. Es lässt sich nur schwer erklären, was ich in solchen Augenblicken empfinde. Jedenfalls hat mich die Anspannung jedes Mal nahezu ebenso erschöpft, als hätte ich mitgespielt. Aber es hat mir wirklich gut gefallen!

    Der begeisterte Fußballanhänger Carreras hat so manches Spiel verpasst, das er sich gern angeschaut hätte, weil es zur selben Zeit stattfand wie ein Konzert oder eine andere Veranstaltung, an der er beteiligt war. Gewöhnlich
aber weiß er zumindest, wie er es anstellen kann, von Toren in dem Augenblick zu erfahren, wenn sie fallen. Das hat er auch schon zu einer Zeit so gehalten, als eine Änderung des Spielstandes noch nicht – wie heutzutage – im selben Augenblick auf dem Mobiltelefon einging wie auf der Anzeigetafel. Carreras versichert, dass er auf der Bühne die Ergebnisse lieber in einer tragischen Szene erfährt als in einer Liebesszene. 1978 während der Weltmeisterschaft beim Spiel Argentinien gegen Italien hat es ihn aus der Fassung gebracht, dass italienische Elektriker und Techniker in der Mailänder Scala hinter der Bühne ein Tor ihrer Mannschaft bejubelten, während er in Die Macht des Schicksals sang. Er erinnert sich, dass damals die Monitore, auf denen der Dirigent die Bewegungen der Sänger auf der Bühne verfolgen kann, auf die Direktübertragung des Spiels eingestellt waren.

    Ich weiß noch, wie es war, als Ende der Achtziger, während ich auf Teneriffa sang, im Stadion von Camp Nou ein Spiel zwischen Barça und Real Madrid stattfand. Während der Aufführung zeigte man mir von der rechten Seite der Bühne die Tore an, die Barça erzielt hatte. Der Engländer Gary Lineker spielte eine hervorragende Partie und schoss allein drei Tore, sodass ich richtig euphorisch wurde. Schlimmer ist es mir 2005 in Oslo bei einem Konzert ergangen, das zur selben Zeit stattfand wie das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Chelsea, bei dem wir bereits nach zwanzig Minuten 0:3 zurücklagen. Danach gelangen Barça zwei Tore, was meinem Verein für die Qualifikation genügt hätte, doch dann sind wir in den letzten Minuten doch noch ausgeschieden, weil John Terry einen unserer Verteidiger festgehalten und ein Tor geschossen hatte. Ich war entsetzlich angespannt, doch glaube ich nicht, dass das meine Leistung beeinträchtigt hat. Mein Sohn

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