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Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Titel: Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Carreras
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lange – Reisen, um mich singen zu hören. Sie waren schon in Wien, London, Mailand oder Barcelona. Gewöhnlich reisen sie in Gruppen und verhalten sich dabei so unauffällig, dass man nichts von ihnen merkt, aber immer schwenken sie die Fahne meiner katalanischen Heimat. Die Zuneigung, die sie mir auf diese Weise zeigen, schmeichelt mir sehr, und ich bin dankbar dafür.

    In Japan hat sich Carreras für Werbefeldzüge zur Knochenmarkspende eingesetzt, wie jene, welche die Japanische Stiftung zur Förderung der Knochenmarktransplantation zu ihrem zehnjährigen Bestehen durchgeführt hat. Dazu ist er in Osaka, Okayama, Tokio und Toyota aufgetreten, um Spendengelder aufzubringen. Frau Dr. Mori, die an der Spitze dieser Stiftung steht, arbeitet eng mit dem Tenor zusammen, der gewöhnlich mehrere
Krankenhäuser der Stiftung besucht, wenn sie ihn darum bittet, um den dortigen Leukämiepatienten die Botschaft der Hoffnung zu überbringen. Auch sie ist eine Verehrerin des Sängers, wenn sie auch nicht dem Fanclub angehört: Frau Dr. Mori und Carreras bilden ein die Grenzen überschreitendes Duett der Solidarität.

20.
Die Einsamkeit des Torwarts vor dem Strafstoß und die des Tenors vor der Arie
    B ill Shankly, der Mann, der in den Sechzigerjahren als Trainer des FC Liverpool zur Legende geworden ist, hat in einem Fernsehinterview gesagt, jemand habe ihm einmal vorgeworfen, er sehe Fußball als Frage von Leben und Tod an, worauf er geantwortet habe: »Er ist weit wichtiger als das.« Sicher könnte José Carreras das unterschreiben, denn seine Begeisterung für den Fußball – besser gesagt für den FC Barcelona – ist so groß, dass er es fertigbringt, seinen Terminkalender auf den Spielplan dieser Mannschaft abzustimmen, damit er keine von deren Begegnungen in der Champions League oder eine entscheidende Partie in der ersten Liga versäumt. Diese enge Bindung an den Verein seiner Heimatstadt und seines Landes ist alles andere als oberflächlich. Er nimmt an den Spielen mit einer Leidenschaft teil, die man sich bei einem so rationalen, gebildeten und nachdenklichen Menschen nur schwer vorstellen kann. Auf der Tribüne des Stadions von Camp Nou, von der aus er sich gewöhnlich die Spiele gemeinsam mit seinem Sohn Albert ansieht, begeistert er sich, leidet, verzweifelt, genießt. Und er schreit. Das überrascht, nicht nur, weil die Stimme der wertvollste Besitz eines Sängers ist, sondern auch, weil sich Persönlichkeiten, die im Licht der Öffentlichkeit stehen, im Fußballstadion meist eher zurückhalten. In einer Saison hatte er sogar eine Loge gemietet, um sich seinen Gefühlen ungehemmt und ohne Zeugen hingeben zu können, doch hat es ihm nicht zugesagt, auf diese Weise von den anderen Zuschauern im Stadion isoliert zu sein. Einem Künstler wie ihm ist bewusst, dass sich vor der Wirklichkeit versteckt, wer sich von der Öffentlichkeit fernhält. Ganz davon abgesehen muss ein richtiger Fußballanhänger die Möglichkeit haben, in die Empfindungen der anderen mit eingebunden zu sein, um ein Spiel wirklich genießen zu können.

    Dass er sich seiner Stadt Barcelona ausgesprochen verbunden fühlt, wissen nicht nur Freunde und Bekannte, sondern auch seine Mitbürger. Es war einer seiner glücklichsten Tage, als ihn der Präsident des FC Barcelona zusammen mit mehreren Spielern der ersten Mannschaft im Hospital Clínico besuchte, als er dort wegen seiner Leukämie behandelt wurde, um ihm im Namen aller eine rasche Genesung zu wünschen. Dabei wurde ihm ein Vereinstrikot überreicht, auf das alle Stammspieler ihr Autogramm ge - schrieben hatten. Diese Aufmerksamkeit hat ihn so gerührt, dass das Trikot für ihn eine Art Glücksbringer geworden ist, den er sorgsam hütet. Im Bewusstsein des positiven Einflusses, der vom Fußball ausgeht, lässt er sich bei seinen zahlreichen Besuchen in Krankenhäusern oft von Spielern begleiten, damit diese den Patienten, die sich einer Knochenmarktransplantation haben unterziehen müssen, Mut zusprechen. Zu denen, die in jüngster Zeit mit ihm einen solchen Besuch gemacht haben, gehören der Verteidiger Rafael Márquez und der Torwart Victor Valdés. Letzterer ist für den Kampf gegen diese Krankheit in ganz besonderer Weise sensibilisiert, weil er durch Leukämie einen Onkel verloren hat.

    Ich muss gestehen, dass ich von klein auf Freude am Fußball hatte, auch wenn es für mich zum Profi nicht gereicht hat. Nicht nur habe ich wie alle Jungen auf dem Schulhof und auf der Straße

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