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Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Titel: Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Klee
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sanitären Einrichtungen, mit Kranken, die schrecklich litten und stöhnten.« Unter den Opfern ist der 18jährige Jude Szigeti aus Budapest, der, so der Überlebende Häftling Samuel Jacobs, »sich niemals trotz der furchtbarsten Schmerzen, die er erduldete, beklagte und der auf die Bretter des oberen Bettes die schönsten Kompositionen von Mozart aus dem Gedächtnis aufschrieb«. Häftlingsarzt Laszlo Schwarz in einem Brief an die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main (Auszug): »Ungefähr die Hälfte dieser Versuchspersonen ist gestorben. Jede Person, die die Injektion bekommen hat, entwickelte riesengroße, tiefe Eiterungen und war sehr krank. Nach diesen voll entwickelten Schädigungen hat der Lagerarzt Dr. Klein die Versuchspersonen noch vor ihrem Tod selektiert, und dann wurden sie aus dem Zimmer abtransportiert. Die leichteren Fälle waren die oberflächlichen Hautversuche, wo die Haut mit Schmirgelpapier verletzt wurde und wieder mit verschiedenen chemischen Mitteln behandelt und verbunden wurde. Diese Fälle wurden später mit Tabletten behandelt, und mit wenigen Ausnahmen sind auch diese Personen an schwerer Toxikose gestorben. Ich hatte das Gefühl, die Versuche wurden gemacht, um eventuellen Kriegsdienstverweigerern auf die Schliche zu kommen, falls sie sich selbst Wunden beibrachten, um nicht an die Front zu müssen.« Der Arzt Norbert Mikulla, ehemals Studentenkompanie in Breslau: »Als ich im Jahre 1945 nach Jena kam, sprach mich ein Angehöriger unserer Kompanie an, daß er seine Doktorarbeit in Auschwitz gemacht habe. Es seien damals Häftlingen Flüssigkeiten in die Schenkel eingespritzt worden. Der Kollege sagte damals noch, diese Doktorarbeit könne er ja wohl kaum noch abgeben.« Approbation am 4.4.1945 in Jena, Promotion am Tag zuvor ohne mündliche Prüfung, Doktorarbeit nicht auffindbar. Nach 1945 Leiter der Chirurgie und Durchgangsarzt der Berufsgenossenschaften am Bethanienkrankenhaus Frankfurt am Main. † 4.5.1977. Q.: Kaschub-Verfahren. Lit.: Klee, Auschwitz.

Kasner, Max
    Häftling Nr.  68385
    * 19.8.1914 Teplitz. Verhaftung Gestapo am 12.5.1939. Haftstationen: Prag-Pankratz, Dachau, Buchenwald und ab Sommer 1942 Auschwitz. Zunächst in Monowitz, dann Hilfssanitäter im Stammlager. Kasner: »Ich erinnere mich noch, daß ich irgendwann im Frühjahr 1943 zum Wegräumen von Frauenleichen bestimmt wurde, welche auf dem Hof zwischen den Blöcken 10 und 11 erschossen wurden. Als ich auf den Platz kam, lagen die Leichen der Frauen auf der linken Seite des Hofs, und als wir aufzuladen begannen, stellte ich fest, daß alle die Brüste weggeschnitten hatten und wesentliche Fleischteile aus den oberen Teilen der Beine. Ich erfuhr, daß diese Organe gleich nach dem Erschießen den Frauen abgenommen wurden zur Verwendung im hygienischen Laboratorium [Rajsko] als Kultivationsmaterial [die Fleischteile werden verkocht, die Menschenbouillon genannte Brühe dient als Nährböden für Bakterienzuchten].« Juli 1943 im Außenlager Janinagrube. Kasner über das Schicksal seiner Verwandten: »Gerettet habe ich eigentlich nur mich.« Q.: MV, Bd. 25.

Kastner, Fritz
    Zentral-Bauleitung
    * 1.5.1910 Karlsruhe. SS-Untersturmführer. Laut Häftling Rudolf Kauer (Nr. 15592) in der Planung beschäftigt (AV, Bl. 7493). † 7.2.1966 (Standesamt Karlsruhe).

Kasubek, Adolf
    Zentral-Bauleitung
    * 17.9.1905 Wien. SS-Sturmmann. † 5.3.1966 (Standesamt Wien-Margarethen).

Kasztner, Klara Erzsebet
    Mengele-Zwilling
    * 15.3.1913 in Ungarn. Ankunft Auschwitz am 14.6.1944 aus dem Ghetto in Miscolc, von Mengele selektiert: »Zusammen mit meiner Tochter hatte er mich schon in die Gruppe der Arbeitsunfähigen dirigiert, als ich von einem gut ungarisch sprechenden Offizier aus der Reihe genommen wurde und der mich, indem er auf meine Schwester, die bereits der anderen Gruppe zugeteilt war, hinwies, fragte, ob wir Zwillinge seien. Ich antwortete nein, worauf meine Mutter mir zurief: ›Warum sagst du das, ihr seid doch Zwillinge.‹ Auch heute noch weiß ich nicht, was meine Mutter veranlaßte, die Unwahrheit zu sagen. Sie konnte nicht wissen, daß wir, indem wir uns zu Zwillingen bekannten, größere Chancen hatten, am Leben zu bleiben. Meine Tochter nahm er mir ab und ich sah, daß sie in jene Gruppe kam, von der ich später erfuhr, daß sie nach der Selektion unmittelbar ins Gas zur Vernichtung gebracht wurde.« Die angebliche Zwillingsschwester stirbt April 1945. Klara heiratet in Ungarn. Q.: MV,

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