Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
und daher manches verschwiegen, was für Kommunisten nicht angenehm zu lesen war.« Die Stärkeren , sprachlich äußerst plakativ, ist ein Heldenlied auf die KP und auch auf den Autor: In Dachau macht SS-Arzt Vetter, was ihm Langbein sagt, in Auschwitz hat er Standortarzt Wirths in der Hand, Kernsatz: »Jetzt bist du unser Werkzeug, Standortarzt!« Seine Eigendarstellung (Langbein, Widerstand), er habe solchen Einfluß gehabt, daß »mit Hilfe von Wirths die tägliche Tötung Körperschwacher im HKB abgestellt werden konnte«, erscheint sehr subjektiv. Die Beendigung der Morde mit Phenolspritzen geht auf Befehle aus dem SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt zurück (s. Artikel Heyde, s. Glücks). Langbeins Darlegung seines guten Verhältnisses zu Wirths verführt zu einer Verniedlichung der Verantwortung des obersten SS-Mediziners in Auschwitz – extrem grausame und tödliche Menschenversuche, die Selektion der Menschen in die Gaskammern. Langbein nahm nach dem Krieg Spenden von der Familie Wirths an, die er für notleidende Überlebende und Bürokosten verwendet (Halbmayr). 1954 wird Langbein Generalsekretär des kommunistisch beherrschten Internationalen Auschwitz-Komitees (IAK). September 1958 Ausschluß KPÖ (ausführlich: Halbmayr), 1960 Entmachtung IAK. Im selben Jahr Sekretär des Comité International des Camp , einer Organisation von KZ-Überlebenden. Langbeins Verdienste um den Frankfurter Auschwitz-Prozeß können nicht hoch genug bewertet werden. Doch auch hier das Bedürfnis, besonders dazustehen. Langbein ( Menschen ): »Die Aussage hat viele Zeugen derart aufgewühlt, daß sie nachher das Bedürfnis hatten, sich mir mitzuteilen, dem einzigen [!], von dem sie in Frankfurt Verständnis erwarten konnten.« Wer Tonbandmitschnitte vom Frankfurter Auschwitz-Prozeß kennt, weiß Langbeins Dokumentation Der Auschwitz-Prozeß , eine Mitschrift von Zeugenaussagen, zu würdigen. Sein Buch Menschen in Auschwitz ist, so die Dachauer Gedenkstättenleiterin Barbara Distel, der »umfassendste und differenzierteste Versuch einer Darstellung der Opfer und Täter in der Extremsituation des ›Archipel Auschwitz‹«. † 24.10.1995 Wien. Werner Renz, Fritz-Bauer-Institut: »Kein Auschwitz-Überlebender hat wie Langbein durch Leben und Werk zur umfassenden und wirkmächtigen Aufklärung über das Konzentrations- und Vernichtungslager beigetragen.« Lit.: Halbmayr.
Langbein, Peter
SS -Sturmmann
* 20.12.1922 Krusevlje, Kreis Sambor. Standortverwaltung, Unterkunftsverwaltung. † 9.1.1975 Ludwigsburg.
Lange, Hellmut
Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 4.11.1904 Leipzig. SS-Untersturmführer. Vertreter des Leiters der PA (StAu I). Verbleib unbekannt. – Häftling Kluska, nur dank eines Zufalls der Exekution durch die PA entgangen, im Auschwitz-Prozeß über die Todesangst vor der Erschießung: »Wir wurden hinaufgeführt und in den Waschraum gebracht. Der Blockschreiber Jan Pilecki sagte uns, daß wir uns die Brust naß machen müssen, und schrieb dann die Häftlingsnummern auf die Brust. Wir konnten uns nicht beherrschen, und viele haben ihre Notdurft an Ort und Stelle erledigt.«
Lange, Hermann
SS -Rottenführer
* 26.7.1907 Mönchengladbach. Wachmannschaft. Am 26.4.1948 in Krakau zu 3 Jahren Haft verurteilt. Wohnsitz am Geburtsort.
Lange, Theodor
SS -Obersturmführer ( 1944 )
* 28.9.1918 Essen. Angestellter. SS 1938 (Nr. 400103). 5. SS-Panzerdivision Wiking . Dezember 1942 bis September 1944 in Auschwitz, Kompanieführer der 8. Ukrainer-Kompanie und »der aus Wehrmachtsangehörigen gebildeten Wehrmachts-Ausbildungskompanie« (StAu I), Adjutant im Kommandanturstab. Danach SS-Panzergrenadier-Ersatzbataillon. † 5.11.1944 in der Maas ertrunken.
Langefeld, Johanna
Lagerführerin Frauenkonzentrationslager ( FKL )
* 5.3.1900 Essen. Aus einer deutschnationalen Beamtenfamilie. Nach kurzer Ehe – ein Kind – verwitwet. NSDAP 1937. Aufseherin im KZ Moringen b. Northeim (1933), später in Lichtenburg. Frühjahr 1938 in Ravensbrück, 1939 SS-Oberaufseherin. Zugang am 16.3.1942 mit dem ersten Frauentransport aus Ravensbrück. Es sind insgesamt 999 Frauen, die die Häftlingsnummern 1 bis 999 erhalten. Am selben Tag treffen ebenfalls 999 slowakische Jüdinnen ein. Damit beginnt das Frauenkonzentrationslager Auschwitz, zunächst im Stammlager angesiedelt, August 1942 überführt nach Birkenau. Am 8.10.1942 Ablösung nach Auseinandersetzung mit Höß, zurück nach Ravensbrück. 1948 in Krakau
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