Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Menschenvernichtung verwendete Zyklon wurde mit einem Fahrzeug des Roten Kreuzes befördert. Nachdem die Gaskammern mit Menschen gefüllt waren, schütteten eigens für diesen Zweck ausgebildete Sanitäter Zyklon in die Gaskammern. Diese Arbeit verrichteten sie in Gasmasken.« Muhsfeldt zu den Krematorien: »Ich bemerke, daß der Keller der Gaskammer im Krematorium I durch eine Trennwand in zwei kleinere Kammern aufgeteilt war. Das geschah deswegen, weil es vorgekommen war, daß nachts kleinere Transporte eingetroffen waren, für die es nicht lohnte, die großen Gaskammern mit Gift zu füllen. Es ging also um Einsparung des Zyklongiftes. In diesen Krematorien wurde in jede Verbrennungskammer drei Leichen von Erwachsenen gelegt. Kinderleichen galten als Zugabe. Das Verbrennen einer solchen Ladung dauerte etwa eine halbe Stunde. Die Öfen dieser Krematorien waren leistungsfähiger als die Öfen in Majdanek.« Tötete Häftlinge massenhaft per Genickschuß. März 1945 in Flossenbürg. Im Flossenbürg-Hauptprozeß von US-Militärgericht am 22.1.1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und an Polen ausgeliefert. † Todesurteil am 22.12.1947 in Krakau und Hinrichtung.
Mulka, Robert
Adjutant von Höß
* 12.4.1895 Hamburg. Sohn eines Postassistenten. 1920 wegen Hehlerei zu acht Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt (1936 vom NS-Justizministerium aus Strafregister getilgt). Betreiber einer Inland- und Export-Agentur. Juni 1941 SS, Hauptsturmführer. Februar bis April 1942 Kompanieführer der 1. SS-Wachkompanie. Mai 1942 vertretungsweise, Juni 1942 Stellv. Adjutant. Ab 6.7.1942 (KB) Stabsscharführer – Spieß – des KZ Auschwitz: Chef der Adjutantur, u.a. Leiter der Fahrbereitschaft. KZ-Kollege Schillhorn: »Der zweite Mann im Lager hinter Höß.« September 1942 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern . Als Adjutant »mit eiserner Strenge und brutaler Härte« (Urteil) verantwortlich für die »Abwicklung« der Transporte von der Ankunft bis zur Gaskammer. Im Auschwitz-Urteil heißt es über seinen Einsatz in einem der Krematorien: »Zwei SS-Unterführer brachten einen Häftling des Häftlingskommandos zu dem Angeklagten Mulka. Sie meldeten ihm, der Häftling – die SS-Männer sagten ›das Schwein‹ – habe mit den Zugängen gesprochen. Mulka gab daraufhin den Befehl, wobei er auf seine Uhr schaute: ›Macht ihn fertig, es ist spät!‹ Die beiden SS-Unterführer schlugen daraufhin auf den Häftling mit Knüppeln ein, bis er tot war.« März 1943 Weggang aus Auschwitz, Begleitumstände unklar. 1948 in Hamburg als entlastet entnazifiziert. Exportkaufmann ebenda. 1954 Antrag auf Entschädigung nach dem Kriegsentschädigungsgesetz. Am 20.8.1965 vom LG Frankfurt am Main zu 14 Jahren Haft verurteilt. Urteil: Schuldig der gemeinschaftlichen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in mindestens 4 Fällen an mindestens je 750 Menschen. † 26.4.1969 (!) Hamburg. Aussage Mulka: AV, Bl. 6968ff.
Mulsow, Hans
SS -Obersturmführer ( 1944 )
* 1.2.1913 Raduhn, Kreis Parchim. Dr. med. SS-Nr. 142421. Hygiene-Institut der Waffen-SS in Rajsko. Leiter der Klimatologischen Station. Standortbefehl Nr. 45/43: »Besuch der Familie vom 15.10.43 bis auf weiteres. Wohnung: Unterkunft Raisko Haus 822«. Verbleib unbekannt.
Mylyk, Feliks
Häftlingsschreiber der Politischen Abteilung ( PA ), Nr. 92
* 3.2.1913 Charzewice/Polen. Ankunft Auschwitz am 14.6.1940 mit dem ersten Transport überhaupt. Am 6. Juli flieht der Häftling Tadeusz Wiejowski. Es ist die erste und erfolgreiche Flucht aus Auschwitz. Als Vergeltung wird ein Strafappell befohlen, der 20 Stunden dauert: von 18 Uhr bis 14 Uhr am nächsten Tag. Mylyk beschreibt in einem Selbstporträt bei Shelley diesen Appell, wie die Häftlinge in Zehnerreihen antreten müssen, mit Eisenstangen, Peitschen oder Stöcken geschlagen werden und nicht austreten dürfen: »Sie packten noch zwei weitere Häftlinge, weil sich deren Därme in die Hosen entleert hatten und übler Gestank die Luft erfüllte. Die brutalen Kapos und SS-Männer nahmen die zwei aus der Reihe und befahlen ihnen, die Exkremente aus ihren Hosen zu beseitigen und vor sich auszubreiten, auf allen vieren zu kriechen und wie Hunde zu heulen. Dann stießen die SS-Männer die Gesichter der beiden Häftlinge mit ihren Stiefeln in die Ausscheidung.« Mylyk zum Ende: »Es gab einige Dutzend entsetzlich gefolterter Häftlinge. Sie waren nicht mehr zu erkennen, konnten Hände und Füße nicht
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