Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
in das ›Mexiko‹ genannte Lager ein. Nach einigen Wochen wurde ich Arzt eines Blockes.« Nach 1945 Ärztin in Budapest. Q.: MV, Bd. 23. – Das in der Lagersprache Mexiko genannte Lager lag in Birkenau im Bauabschnitt B III, Ende 1943 begonnen, Bauarbeiten am 11.4.1944 eingestellt. Nur einige Baracken, ohne Wasser und sanitäre Anlagen. 1944, zur Zeit der Ungarn-Transporte, sind hier nicht registrierte ungarische Jüdinnen weggesperrt, zum Teil nackt. Baretzki im Auschwitz-Prozeß: »Im Sommer 1944 wurden viele Leute nach Auschwitz geschickt. Sie sind alle nach Mexiko hingeschickt worden: dort gab es keine Verpflegung, kein Licht, und sobald Platz in der Gaskammer war, sind sie von dort in die Gaskammer gekommen. Mexiko, das war offiziell ein Ausweichlager. Tausende sind dort hineingestopft worden. So ein Elend hat es nirgends gegeben wie in Mexiko.«
Bordon, Rudolf
SS -Unterscharführer
* 21.6.1913. Standortverwaltung, Abteilung Unterkunftsverwaltung. Verbleib unbekannt. – Der ehemalige Häftling Jan Olbrycht am 10.12.1947 als Gutachter im Krakauer Auschwitz-Prozeß zu den Unterkünften (AV, Bl. 4521): »[Es] wurden im Stammlager in Auschwitz in Blocks für ca. 400 Gefangene 700 bis 1000, nicht selten sogar 1200 Häftlinge hineingepfercht.«
Borel, Stefan
SS -Unterscharführer
* 17.6.1923 Biejeljena/Bosnien. Ab Oktober 1941 in Auschwitz. Zuständig für Waffen und Geräte. 1948 in Krakau zu 4 Jahren Haft verurteilt. Nach 1945 in Baden-Württemberg.
Boris, Paul
Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 14.1.1907. SS-Nr. 399953, Unterscharführer (1944). Verbleib unbekannt. Boger im Auschwitz-Prozeß: »Die Abteilung II – also die Politische Abteilung – war sozusagen der verlängerte Arm der Gestapo.«
Bormann, Johanna
KZ -Wärterin
* 10.9.1893 Birkenfelde/Ostpreußen. Zunächst Irrenwärterin (Strebel). März 1938 SS und Frauenkonzentrationslager Lichtenburg b. Torgau, danach in Ravensbrück. Ab 15.5.1943 in Auschwitz. SS-Aufseherin in Birkenau, den Außenlagern Babitz, Budy, Rajsko und Hindenburg. Die Überlebende Vera Alexander (Nr. 5236): »Häftlinge getötet hat auch die Aufseherin Bormann. Als ich beim Strafkommando war, mußten wir in einem Sumpf Schilf sammeln. Sie hetzte des öfteren Hunde auf die Angehörigen des Strafkommandos. Die Häftlinge fielen durch die erlittenen Bißverletzungen um und erstickten im Sumpf.« Todesurteil britisches Militärgericht am 17.11.1945 im Belsen-Prozeß. † Hinrichtung 13.12.1945 Hameln. Zitat: AV, Bl. 15169.
Bormann, Walter Heinrich
SS -Hauptscharführer
* 30.9.1893 Stendal. Standortverwaltung, Kommandanturstab Birkenau, Blockführer in Monowitz. Verbleib unbekannt. – Kapo Franz Achter (AV, Bl. 4736): »Mißhandlungen durch die SS-Wachmannschaft kamen öfters vor. Ich weiß nur noch, daß in erster Linie die jüdischen Häftlinge davon betroffen waren.«
Borowski, Tadeusz
Häftling Nr. 119198
* 12.11.1922 Shitomir/Ukraine. Sohn polnischer Eltern. Ankunft Auschwitz am 29.4.1943 aus dem Warschauer Gestapogefängnis Pawiak. Zunächst Häftlingspfleger, dann im Dachdecker-Kommando, was ihm den Kontakt zu seiner in Birkenau inhaftierten Verlobten Maria Rundo ermöglicht. Am 12.8.1944 Deportation zum Natzweiler-Außenlager Dautmergen, Januar 1945 in Dachau-Allach. Am 31.5.1946 Rückkehr nach Warschau, Heirat mit Maria Rundo im Dezember. 1948 KP-Mitglied, 1949 polnischer Kulturattaché in Berlin. Am 26.6.1951 Geburt der Tochter Malgorzata. † 1.7.1951 Suizidversuch mit Gas in seiner Wohnung, gestorben am 3.7.1951. Borowskis Erzählband Bei uns in Auschwitz vermittelt keinen Einblick in den Alltag des Häftlings, da er aus der Position des satten Funktionshäftlings schreibt. Primo Levi hat im Vorwort zu Liana Millu’s Buch Der Rauch über Birkenau die »immer würdige Sprache« hervorgehoben. Borowski versucht, mit flapsigen bis zynischen Texten das Trauma Auschwitz abzuwehren.
Borsche, Dieter (Künstlername)
Als Schauspieler Auftritt in Auschwitz
* 25.10.1909 Hannover. 1943/44 Spielleiter und Bühnenvorstand der Städtischen Bühnen Breslau. Borsche berichtete dem NS-Dokumentaristen Joseph Wulf, er habe im Winter 1943 mit der Breslauer Bühne »innerhalb des Vernichtungslagers Auschwitz vor den dortigen SS-Wachmannschaften gespielt«. Wulf memoriert das Gespräch: »Die Schauspieler wurden dort großzügig bewirtet, von Häftlingen bedient und sahen auch mit eigenen Augen die Häftlingskolonnen. Sie staunten
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