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Auserkoren

Titel: Auserkoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Brust, dass, wer immer auch da draußen ist, es ganz bestimmt hören kann.
    Es klopft an der Tür. Ich höre, wie Patrick sie aufstößt, dann schwere Schritte. Der Bus schwankt ein klein wenig. Wer es auch sein mag, es ist ein großer Mann.
    »Führerscheinkontrolle.«
    »Ja, Sir.«
    Bruder Felix. Oh nein! Ich kneife die Augen ganz fest zu wie ein kleines Kind. So als könnte Bruder Felix - ein Erwählter, der unser Sheriff ist und zugleich ein Mitglied der Kader Gottes - mich nicht sehen, nur weil ich ihn nicht sehen kann.
    Stille. Das Blut pocht mir in den Ohren. Dann: »Was machen Sie hier?«
    »Ich mache Pause, weil es Mittag ist und ich die Hälfte meiner Tour hinter mir habe«, sagt Patrick ruhig. »Und weil es hier schattig ist.«
    Wieder Stille. Im Geiste sehe ich die Augen von Bruder
Felix, von Sheriff Felix, wie er blinzelt und einem das Gefühl gibt, etwas Verbotenes getan zu haben, selbst wenn man nicht einmal die Chance hatte, etwas Verbotenes zu tun. Er blinzelt nicht so wie Mutter Sarah und auch ganz anders als Laura. Sein Blinzeln macht mir Angst.
    »Machen Sie, dass Sie schnell wieder wegkommen von hier«, sagt er.
    »Keine Sorge«, antwortet Patrick. Und dann: »Stehe ich auf privatem Grund?«
    Ich mache die Augen nicht auf.
    »Fast«, antwortet Bruder Felix.
    Dann ist es wieder still.
    »Geben Sie acht«, sagt Bruder Felix.
    »Tu ich«, antwortet Patrick.
    Die Druckerschwärze auf den Zeitungen riecht so stark, dass mir schlecht wird. Ich fühle mich fast so krank wie Mutter, so schwach.
    »Sie kommen hierher, Sie halten hier an, Sie reden mit niemandem. Wenn ich Sie dabei erwische, wie Sie mit jemandem reden, dann werde ich Sie einsperren. Wenn es auch nur den Anschein hat, als wollten Sie sich mit jemandem unterhalten, werde ich Sie einsperren. Wenn ich nur denke , dass Sie sich mit jemandem unterhalten, werde ich Sie einsperren.«
    »Verstanden«, sagt Patrick.
    Wenn das noch länger dauert, muss ich mir etwas einfallen lassen, wie ich in meinen Mund kotzen kann, ohne einen Laut zu machen.
    Bruder Felix bewegt sich, dann schaukelt der Wagen, als ob wir eine schwere Last abgeladen hätten. Die Tür
geht zu. Ich höre das Geräusch eines davonfahrenden Autos. Ich rühre mich nicht vom Fleck, bis Patrick sagt: »Du kannst jetzt rauskommen, Kyra.«
    Ich bin wackelig auf den Beinen, deshalb krieche ich aus meinem Versteck.
    »Bist du okay?« Patrick sitzt in seinem Sitz wie zuvor, er hat sich kaum bewegt. Er bemerkt meinen Blick. »Mach dir keine Sorgen, Kyra«, sagt er. »Such weiter, was du dir ausleihen willst.«
    Vielleicht sollte ich ihm die Wahrheit sagen. Dass ich außer der Bibel gar nichts lesen darf. Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass Sheriff Felix und die Leute von den Kadern Gottes miese, alte Kerle sind. Vielleicht sollte ich ihm sagen, welche Schwierigkeiten wir beide bekommen könnten.
    Aber das Buch ist mir zu wichtig. Das Buch ist eine Chance. Es ist eine Chance, dass ich wieder hierherkommen kann. Und überhaupt, es sind ja noch ein paar Wochen, bis ich verheiratet werde. Deshalb sage ich nur: »Danke, Patrick.« Und als meine Beine mich wieder tragen und eine gute Weile vergangen ist, verlasse ich den Wagen. Unter meinem Kleid habe ich Anne auf Green Gables versteckt.
    »Hör zu, Kyra«, sagt Patrick. Ich stehe vor den Stufen des Busses und er schaut zu mir herunter. »Wenn du jemals in die Stadt fahren willst, dann nehme ich dich gerne mit.«
    »Okay«, sage ich nach kurzem Zögern.
    Noch jemand, der mir helfen will.
    Ich gehe los, ehe der Wagen anfährt, ich laufe mindestens
eine Meile weit, ohne mich ein einziges Mal umzudrehen. Dann fährt Patrick mit seiner Rollenden Bibliothek von Ironton an mir vorbei. Aber ich schaue nicht hoch. Ich muss an seine Abschiedsworte denken.
    Ich darf sie nicht vergessen.
     
     
    Eines Nachmittags saß ich auf dem rauen Fußboden der Rollenden Bibliothek von Ironton und las drei Bücher von Dr. Seuss. Es war ein Gefühl, als wäre ich am Verdursten und könnte gar nicht genug zu trinken bekommen.
    Zuvor hatte mir Patrick gesagt, ich könnte mich hinsetzen und lesen, wenn ich wollte. Er würde so lange warten. Eine Pause einlegen. Eine verspätete Mittagsmahlzeit zu sich nehmen. Sich im Schatten der Bäume ausruhen, während ich mir etwas zum Lesen aussuchte.
    »Lass dir ruhig eine Viertelstunde oder so Zeit«, hatte Patrick gesagt. »Sieh dich um. Hab Spaß dabei.«
    Und ich sagte: »Okay, danke.«
    Aber ich bleibe nie länger als zehn

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