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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Fomorianer wieder loszuwerden. Ich konnte entweder hier sitzen und mich verrückt machen und andere Menschen (und halbe Tiere) für mich denken lassen, oder ich konnte handeln. Ich war schon immer dafür gewesen, Problemen offen gegenüberzutreten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es nur sehr wenige schlimme Bedrohungen gibt, die verschwinden, wenn man sie ignoriert (ein Konzept, das Teenagern schwer zu vermitteln ist). Ehrlich gesagt tue ich lieber etwas und mache dabei einen Fehler, als abzuwarten und Moos anzusetzen (was ja nun auch wirklich nicht sonderlich attraktiv ist).
    „Sie haben gerade erst Laragon angegriffen“, sagte ich. „Wenn ich mich von meinem Blick auf die Landkarte Partholons richtig erinnere, gibt es in der Nähe von Burg Laragon nur einen großen See und …“ Ich stockte, als mir einfiel, was sich auf der anderen Seite des Sees befand.
    „Den Tempel der Musen!“ In Alannas Stimme schwang der Horror mit, den ich empfand.
    „Oh mein Gott, wohnen da nicht nur Frauen?“, fragte ich Alanna.
    Es war Carolan, der antwortete. „Ja. Dort leben die neun Inkarnationen der Göttinnen. Jede ist eine Meisterin einer besonderen Fähigkeit.“ Er sprach nüchtern, dennoch hörte man die Sorge heraus, als er mit seiner Erklärung fortfuhr: „Jede von ihnen hat außerdem weitere neun Begleiterinnen und Neophyten. Die schönsten und talentiertesten jungen Frauen aus ganz Partholon werden im Tempel der Musen in den Künsten des Tanzes, der Dichtkunst, Musik, Wissenschaften und so weiter ausgebildet. Frauen, die ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, werden für ihre Intelligenz und ihr Wissen ebenso geachtet wie für ihre Anmut und Schönheit.“ Dann fügte er noch hinzu: „Rhiannon ist ebenfalls von den Musen unterrichtet worden.“
    „Aber haben sie denn keine Wachen wie wir hier?“ Das sah überhaupt nicht gut aus für die Frauen.
    „Nein. Epona ist die Göttin der Krieger. Es ist nur logisch, dass ihre Auserwählte von Wachen umgeben ist. Die Musen sind keine Kriegerinnen, sie sind Lehrerinnen für Kunst und Schönheit und Wissenschaft. Sie brauchen keine Wachen.“
    „Jetzt schon.“ Mir wurde übel. Ein Bild meiner Hochzeit mit ClanFintan schoss mir durch den Kopf, und mit ihm ein Bild der Frau, die das Spiegelbild meiner Freundin Michelle war. Als Muse des Tanzes war sie ganz außergewöhnlich gewesen – wunderschön und verführerisch. Ich wollte nicht daran denken, was die Kreaturen in einem Tempel voller göttlicher Frauen wie ihr anstellen würden.
    „Kommt.“ Ich stand auf. „Lasst uns einen Blick auf die Karte werfen.“ Ich zeigte auf die Tür, die in meine Bibliothek führte. „Wir müssen einen Weg finden, wie wir verhindern können, dass noch mehr Frauen in ihre Gewalt geraten.“

III. TEIL

1. KAPITEL
    Alanna rollte die Landkarte aus. Ich stellte mich nah genug heran, dass ich alles sehen konnte, die Karte aber nicht berührte. Wir betrachteten den Weg von der Wachtburg nach Laragon. Laragon war ein großer Gebäudekomplex gleich südlich der Berge Trier. Die nördliche Spitze von Loch Selkie ragte so weit hinaus, dass sie das Land zwischen der Burg Laragon und dem Tempel der Musen beinahe in zwei Teile teilte. Der Tempel der Musen war auf dem westlichen Ufer des breiten Calman-Flusses errichtet worden. Als mein Blick dem Fluss nach Süden folgte, wo er sich mit dem Geal vereinte, streifte er auch das als Eponas Tempel markierte Gebäude. Den Teil des Landes zwischen den Musen und Epona, der nicht von Loch Selkie eingenommen wurde, bedeckten die Ufasach-Sümpfe.
    „Können wir davon ausgehen, dass die Fomorianer immer noch auf Laragon sind?“, wollte Carolan wissen.
    „Wenn sie genauso vorgehen wie nach der Zerstörung der MacCallan-Burg, werden sie Laragon schon wieder verlassen haben und auf die Wachtburg zurückgekehrt sein.“
    ClanFintan trat näher an die Karte heran und studierte sie schweigend, bevor er fortfuhr: „Aber das mag auch daran liegen, dass die MacCallan-Burg in einer so weit entfernten Gegend liegt. Als Ausgangspunkt für weitere Kriegszüge war sie vielleicht nicht praktisch genug. Ich war schon mal in Laragon. Die Burg liegt sehr zentral, und auch wenn sie nicht so gut zu verteidigen ist wie dieser Tempel, könnte sie als zweites Hauptquartier dienen, von dem aus weitere Invasionen befehligt werden.“
    Das klang nicht sonderlich gut für uns.
    ClanFintan deutete auf die westliche Seite der Karte, wo die MacCallan-Burg als einsamer Wächter

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