Ausersehen
meine trockene Kehle zu benetzen, hielt mir das Rohr ans Auge und drehte an der Schärfeneinstellung, bis ich das Schlachtfeld klar sehen konnte.
Beinahe hätte ich mein Mittagessen wieder hochgewürgt.
„Vic!“ Die Jägerin kam schnell an meine Seite. Ich reichte ihr das Fernrohr. „Die Linien bewegen sich.“
Aufmerksam schaute sie durch das Teleskop. Sie atmete tief ein und wurde sehr ruhig. „Die Linie der Zentauren ist durchbrochen.“ Ihre Stimme war wie eine Totenglocke. „Die Frauen hier sind verloren.“
15. KAPITEL
Nein!“ Ich packte Victorias Arm. „Fomorianer können kein Wasser überqueren. Durch fließendes Wasser von der Erde getrennt zu sein, verursacht ihnen unglaubliche Schmerzen. Wenn wir die Frauen über die Brücke auf die andere Seite des Flusses bringen können, werden sie in Sicherheit sein.“
Sie reichte mir das Teleskop, und während ich es neu einstellte, rief sie ihren Jägerinnen Befehle zu.
„Wir müssen die Frauen über die Brücke bringen. Die Kreaturen haben die Reihen unserer Krieger durchbrochen. Die einzige Rettung für die Frauen besteht darin, sie auf die andere Seite des Flusses zu schaffen. Helft ihnen dabei. Sofort!“
Ich drückte mich gegen das Geländer, als die Jägerinnen an mir vorbeieilten, um die enge Treppe nach unten zu nehmen und die Befehle auszuführen. Starr vor Grauen starrte ich durch das Teleskop. Ich konnte jetzt die geflügelten Schatten der Fomorianer erkennen, die durch die Reihen der Zentauren brachen. Es gab nicht länger eine klar erkennbare Linie, sondern nur ein Gewirr von Körpern, das langsam auf uns zurollte. Ich konnte immer noch keine einzelnen Zentauren ausmachen, aber ich konnte sehen, dass Fomorianer von Schwertern in Stücke gehackt wurden und dass die Kreaturen in Grüppchen einzelne Zentauren umzingelten und mit ihren Klauengriffen in die Knie zwangen. Während ich zuschaute, wurden Unmengen von Fomorianern erschlagen, deren Platz sogleich von anderen Kreaturen eingenommen wurde. Diese nutzten die Körper ihrer gefallenen Kameraden, um sich draufzustellen und so beinahe auf Augenhöhe mit den kämpfenden Zentauren zu kommen. Welle um Welle von Klauen und Zähnen rollte über die Zentauren hinweg. Sie hatten keine andere Wahl, als sich langsam zurückzuziehen.
„Komm, Rhea, wir haben viel zu tun.“
„Ich kann ihn nicht sehen!“
„Rhea, er hat gesagt, dass er dich finden wird. Es tut dir nicht gut, hier oben zu stehen und zuzuschauen. Du kannst uns helfen, die Frauen in Sicherheit zu bringen.“
Langsam ließ ich das Fernrohr sinken und wandte mich von der Schlacht ab. „Du hast recht. Lass uns die Frauen fortbringen.“ Ich eilte vom Dach, Victoria dicht hinter mir. Als wir den Bankettsaal betraten, verstummte das ängstliche Geplapper der Mädchen. Thalia durchquerte schweigend den Raum und blieb vor uns stehen.
„Die Zentauren können die Fomorianer nicht aufhalten. Sie werden den Tempel stürmen“, sagte ich und wunderte mich über die Ruhe in meiner Stimme.
„Ja, meine Göttin hat es mir bereits erzählt. Was können wir tun?“
„Alle Frauen müssen sich schnell über die Brücke auf die andere Flussseite begeben. Fomorianer können den Fluss Geal nicht überqueren. Sobald ihr auf der anderen Seite seid, seid ihr auch in Sicherheit.“
Ich schaute mich im Saal um und erblickte Sila.
„Sila, legt die Kranken auf Tragen oder Bretter, damit die Jägerinnen sie transportieren können.“
Die Heilerin nickte und galoppierte aus dem Raum.
„Wir müssen uns beeilen, Thalia, unsere Armee wird sie nicht mehr lange aufhalten können.“
„Ladies …“ Thalias majestätische Stimme schallte durch den Saal. „Folgt den Priesterinnen zur Brücke – wir müssen unseren Tempel verlassen. Nehmt nichts mit außer eurem Leben.“
Dann drehte sie den Kopf ein wenig zur Seite, und alle warteten schweigend, während sie einer inneren Stimme lauschte, die ich nur zu gut kannte. „Meine Göttin versichert mir, dass wir unseren geliebten Tempel wiedersehen werden – was verloren ist, wird zurückgewonnen. Jetzt beeilt euch, und während wir gehen, lasst uns inbrünstig beten, dass die mutigen Zentauren uns bald auf der anderen Flussseite Gesellschaft leisten.“
Die Priesterinnen eilten zu den Ausgängen. Jeder von ihnen folgte gesittet eine Gruppe ihrer Studentinnen. Erato nahm Thalia an die Hand, und gemeinsam ermutigten sie die Nachzüglerinnen, zu den anderen aufzuschließen.
Thalia würde eine sehr gute
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