Ausersehen
ich bin nicht mehr so, wie ich war.“
„Dann wünsche ich dir aufrichtig alles Gute und Glück in deiner Ehe.“
Dieses Mal war ihr Segen ehrlich gemeint.
„Danke.“ Ich lächelte kurz und machte mich dann wieder an die Arbeit. Ich hoffte, dass sie sich noch rechtzeitig auf die andere Flussseite begeben würde – ich wollte gar nicht daran denken, was mit ihr passieren würde, wenn die Fomorianer ihrer habhaft wurden. Abgesehen von der unnatürlichen Röte ihrer Haut war sie immer noch atemberaubend schön.
Ich half gerade einem grashalmdünnen Mädchen aus dem Bett und brachte sie zum Lächeln, indem ich ihr erzählte, dass sie keine vierzig Kilo wöge, auch wenn sie klatschnass wäre und dazu noch ein Eichhörnchen in der Tasche hätte, als die Jägerinnen in den Saal zurückkamen und die nächste Ladung Mädchen auf ihre Rücken hoben. Das Mädchen in meinen Armen schrie plötzlich mit mehr Kraft, als ich ihr zugetraut hatte, auf. Ich schaute hoch und sah Dougal durch die Tür stürmen.
„Los, alle auf die andere Seite des Flusses, sofort!“, rief er zwischen zwei gehetzten Atemzügen. „Die Krieger versuchen sie so lange wie möglich vom Tempel fernzuhalten, aber sie sind schon sehr nah.“ Seine Flanken zitterten, und er war mit geronnenem und frischem Blut bespritzt. Quer über seine Schulter verlief eine hässliche Wunde, und aus einem Riss auf seiner Wange sickerte Blut. Er sah so sehr aus wie sein sterbender Bruder, dass ich Tränen unterdrücken musste.
Sila eilte an seine Seite und fing an, seine vielen Wunden zu untersuchen.
Im Krankenzimmer brach ein stimmlicher Tumult los, bis die große Priesterin in Schwarz, Melpomene, ihre Arme hob und in die Hände klatschte, wobei Funken flogen.
Ja, hier gab es tatsächlich Magie.
„Wir werden Folgendes tun“, verkündete sie mit gebieterischer Stimme. „Diejenigen von euch, die reiten können, steigen auf die Jägerinnen. Diejenigen, die gehen können, nehmen den hinteren Pfad zum Fluss hinunter. Wenn ihr es nicht bis zur Brücke schafft, versteckt euch im Gebüsch am Ufer. Der Rest von uns wird hierbleiben.“
„Wenn ihr hierbleibt, werdet ihr sterben“, sagte ich mit fester Stimme.
„Eponas Auserwählte, du solltest wissen, dass wir nicht gänzlich ohne Verteidigung dastehen.“ Die Priesterin lächelte mich an, und ich war erstaunt über die Veränderung, die plötzlich in ihr vorging. Das Lächeln glättete die harten Linien in ihrem Gesicht und ließ ihre unterschwellige Schönheit sichtbar werden. „Wartet nicht länger. Rettet euch. Wir haben unser Leben in die liebenden Hände unserer Göttinnen gegeben.“
Ich sah, dass Terpsichore entschlossen an die Seite der dunkel gekleideten Frau trat. Sie sah ernst und bezaubernd aus, und ihre Stimme war ruhig und sanft, als sie sprach.
„Lady Rhiannon, hattest du nicht die Nachricht verbreitet, dass der einzige Weg, die Pocken zu bekämpfen, der ist, die Kranken von den Gesunden zu isolieren?“
„Ja, die Pocken sind sehr ansteckend“, erwiderte ich schnell, nicht sicher, warum sie wertvolle Zeit damit vergeudete, alte Anweisungen zu wiederholen.
„So ansteckend, dass sie sich schnell verbreiten, wenn eine infizierte Person sich unter Gesunde mischt?“
„Ja, sie können so leicht übertragen werden, aber es gibt keinen Grund, die Kranken und die Gesunden zusammenzubringen.“
„Sind die Fomorianer nicht menschenähnlich?“
„Ja.“
„Dann werde ich hierbleiben und sie anstecken“, sagte sie einfach.
„Nein! Sie werden dich umbringen. Oder schlimmer. Und überhaupt, selbst wenn sie die Krankheit bekommen können – und das können wir nicht mit Sicherheit sagen –, kann sie auch durch die Laken und Bettdecken hier übertragen werden.“ Ich zeigte auf die Stapel schmutziger Wäsche, die überall im Raum verteilt lagen.
„Was würden Kreaturen wie die schon mit diesen alten, besudelten Laken anstellen wollen?“ Ihr Lachen klang wie Musik. „Nein.“ Ihr hübsches Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. „Meine Göttin und ich haben entschieden, und so soll es sein.“
„Wir müssen jetzt los!“ Dougals angestrengte Stimme durchbrach die Stille, die auf die Worte der Muse gefolgt war.
„Was auch immer mir passiert, ist ein kleiner Preis dafür, diesen Kreaturen ein so unbezahlbares Geschenk zu machen.“ Terpsichores dicht bewimperte Augen funkelten ob der Ironie ihrer Worte.
„Was du hier tust, wird nie vergessen werden.“ Ich war berührt von ihrem Opfer.
Weitere Kostenlose Bücher