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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Degens langsam durch die pulsierende Vene an Nuadas Hals gleiten ließ. Ich sah den ungläubigen Blick in Nuadas Augen, bevor er mit verzerrtem Gesicht auf seinem eigenen Blut ausrutschte und zu Boden fiel. ClanFintan stieg auf die Hinterbeine, seine feuchten Hufe blitzten über dem Körper der Kreatur auf.
    „Niemals“, wiederholte mein Mann mit rauer Stimme, während er seine Vorderhufe wieder und wieder auf Nuada niedersausen ließ.
    Hinter mir erklang ein Ruf, und ich wendete den Blick von der grausigen Szene ab. Woulff und McNamaras Truppen hatten unsere Krieger endlich erreicht. Die Zentauren und Menschen formierten sich zu einer neuen Macht, und mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen begannen sie, die geschwächten Fomorianer weiter zu dezimieren.
    Eine Welle des Schwindels überkam mich, und plötzlich hatte ich Schwierigkeiten zu atmen.
    „Rhea!“ ClanFintans Stimme klang so weit weg.
    „Ich kann nicht …“ Ich fühlte, wie ich unaufhaltsam wieder in meinen Körper zurückgezogen wurde. Meine Lider flatterten gerade lange genug, dass ich sehen konnte, wie ClanFintan zu mir eilte und mich in seine Arme zog.
    „Halte durch“, sagte er, als die Dunkelheit erneut über mich hereinbrach. „Ich bringe dich nach Hause.“
    Und dann bekam ich nichts mehr mit.

24. KAPITEL
    Als der Abend sich herabsenkte, drehte der Wind, und ich bedankte mich bei meiner Göttin. Drei Tage lang hatte der Gestank verbrennender Körper die Luft im Tempel durchdrungen, das war keine wirkliche Erleichterung für meine rasenden Kopfschmerzen gewesen. Carolan hatte mir versichert, dass die Beule an meiner linken Schläfe nur die Größe eines Hühnereis hatte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass eine Grapefruit eher der Wahrheit entsprach. Dazu zog sich ein blauer Fleck über mein Gesicht, der in allen Farben des Regenbogens leuchtete.
    Die Fomorianer waren zu Tausenden getötet worden. Durch die Pocken geschwächt, hatten sie gegen unsere vereinten Armeen keine Chance mehr gehabt.
    Carolan stellte die These auf, dass die Fomorianer, weil sie zwar menschlich, aber keine Menschen waren, besonders anfällig für die Krankheit seien. Ihre Inkubationszeit war kürzer als unsere, und die Krankheit schritt wesentlich schneller fort. Am Abend der Schlacht glich die Szenerie vor den Tempelmauern dem Film Die Nacht der lebenden Toten . Zumindest entnahm ich das Victorias Beschreibung (nicht dass sie den Film je gesehen hätte). Ich war immer wieder zwischen Wachsein und dem Land der Gehirnerschütterungen, wo Doppelbilder vorherrschten, hin und her gependelt und hatte so die Ereignisse nicht aus erster Hand verfolgen können. Victoria erzählte mir, dass die Kreaturen im wahrsten Sinne des Wortes angefangen hatten, sich die Haut von den Knochen zu kratzen. Sie hörten auf zu kämpfen. Jeder schien sich in einer eigenen Welt zu befinden, beschäftigt mit dem Kampf gegen die eigene Haut. Wieder und wieder zogen sie ihre Klauen erbarmungslos durch ihr bereits von den Kämpfen geschwächtes Fleisch. Die Schlacht hatte sich bald dahingehend entwickelt, dass unsere Krieger Pfeile auf die gequälten Fomorianer abschossen, während die Jägerinnen deren Leid ein Ende setzten.
    „Wenn wir ihnen erlaubt hätten zu leiden“, sagte Victoria später, „wären wir nicht besser gewesen als sie.“ Also war der Kampf mit einem Akt der Gnade zu Ende gegangen.
    Es stand immer noch die Frage im Raum, wie man den Frauen helfen konnte, die Föten von Fomorianern in sich trugen, aber Carolan arbeitete gewissenhaft an einer Lösung des Problems. Er versicherte uns, dass er bereit sein würde, wenn die Frauen von der Wachtburg bei uns einträfen.
    „Mein Gott, ich bin es so leid, im Bett zu liegen“, murmelte ich vor mich hin. Es handelte sich ja nicht um ein romantisches Intermezzo mit einem Ehemann, sondern es ging nur darum, meinen großen Kopf auszuruhen und viele kleine Nickerchen zu machen.
    In der Hoffnung, dass die Zeit des Erbrechens und der Schwindelanfälle vorbei war, setzte ich mich vorsichtig auf. Außer dem stets präsenten, gleißenden Kopfschmerz schien alles in Ordnung zu sein.
    Also stand ich auf.
    Nun, halbwegs in Ordnung wäre wohl die präzisere Beschreibung gewesen. Normalerweise spüre ich nicht jeden einzelnen Herzschlag in meinen Schläfen. Langsam trat ich an eines der vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster und öffnete die Glastür. Der Abend war wunderschön und warm. Immer noch vorsichtig, ging ich hinaus in meinen eigenen

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