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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Begrüßung eilte, rief ich mir in Erinnerung, dass ich daran gewöhnt war (und es normalerweise genoss), im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Ich meine, ich gebe zu, dass ich früher während Schulversammlungen so einige lächerliche Dinge getan habe, also sollte die Darstellung einer göttlichen Inkarnation relativ unpeinlich sein. Ich entschloss mich, das zu tun, was ich auch vor einer Gruppe Teenager zu tun pflegte: Ich nahm die Schultern zurück, hielt den Kopf erhoben und lächelte der Menge zu, als wäre ich wirklich cool (oder irre – die Kinder sind sich meist nicht sicher).
    „Epona!“
    „Hoch lebe die Auserwählte der Epona!“
    „Willkommen daheim, göttliche Inkarnation!“
    „Eponas Geliebte, segne uns!“
    Ich schaffte es sogar zu winken. Zum Glück hatte ich einige Reportagen über Europas Königshäuser gesehen.
    Als wir im Inneren der Tempelmauern ankamen, fiel mir noch etwas auf, das ich in der Nacht während meiner überstürzten Flucht nicht bemerkt hatte. Der Tempel musste um eine Heilquelle herum erbaut worden sein. Im Tageslicht konnte ich jetzt kleine Geysire erkennen, die heißes Wasser aus Spalten im Boden in die Luft sprühten; ich hatte sie vorher für künstliche Fontänen gehalten. Mit Begeisterung und Ehrfurcht betrachtete ich das Monument eines darin eintauchenden Pferdes, das aus dem natürlichen Stein gehauen worden war; ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie viel Vorstellungskraft und handwerkliches Geschick in seine Erschaffung eingegangen waren. Es schien, als würde es zusammen mit heißen Fontänen aus dem Fels herausbrechen. Mit Genuss erinnerte ich mich an das Bad, zu dem Alanna mich geführt hatte. Irgendwie musste es den Architekten und Erbauern des Tempels gelungen sein, sich die Heilquelle nutzbar zu machen. Ziemlich clever von ihnen – und sie hatten noch nicht einmal Fernsehen, in Japan hergestellte Teile oder Internet, um sich Hilfe und Tipps zu besorgen. Das muss man sich mal vorstellen.
    Wo wir gerade von Alanna sprechen – war ich froh, sie zu sehen! Sie stand im Schatten des Eingangs, trug ein sehr schmeichelhaftes, löwenzahngelbes Flatterding und hatte die Hände sittsam vor dem Bauch gefaltet. Meine Ungeduld, endlich abzusteigen, musste irgendwie telepathisch durch meine Oberschenkel übertragen worden sein (und ich fragte mich, welche Gefühle er auf diesem Weg noch so mitbekommen hatte), denn ClanFintan drehte seinen Oberkörper herum und half mir, den Platz auf seinem Rücken zu verlassen. Ich nickte in die Menge und lächelte meinen Bewunderern zu, während ich so schnell wie möglich zu Alanna eilte. Ich spürte, dass ClanFintan und die Jungs sich umgedreht hatten und nun der Menge gegenüberstanden, um sie davon abzuhalten, mir aus lauter Bewunderung den Weg abzuschneiden. Er versicherte den Menschen, dass es mir gut ging, ich nur ein wenig erschöpft war, aber gleich am Morgen wieder herauskommen würde, um sie zu segnen … bla … bla …
    Ihre gar nicht Suzanna-hafte Zurückhaltung vergessend, schlang ich meine Arme um Alanna und umarmte sie fest. „Ich bin so froh, dich zu sehen.“
    „Und ich bin froh, Sie wohlauf zu finden, Mylady.“
    Sie klang unterwürfig, und ich konnte die Anspannung in ihrem Körper fühlen. Ich löste meine Arme von ihr, und sie verbeugte sich tief, dann geleitete sie mich durch den Eingang. Anstatt jedoch den wunderschön angelegten Innenhof zu betreten, der vor uns lag (und der ebenfalls mit jubelndem Volk gefüllt war), drehte sie sich abrupt nach links und öffnete eine kleine, unauffällige Tür. Dahinter standen zwei der leicht bekleideten Wachen, an die ich mich so gut erinnerte.
    Bevor ich Alanna weiter folgte, hielt ich an und schaute mich nach ClanFintan um.
    Er folgte uns und lächelte mich an. „Mach dich ein bisschen frisch und ruh dich aus. Ich werde mir von meinen Kriegern Bericht erstatten und mich darüber unterrichten lassen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Später komme ich dann zu dir.“ Er machte eine effektvolle kleine Pause. „In deine Gemächer.“ Seine Stimme war tief und rau geworden. Ich glaube, ich errötete. „Wenn es das ist, was Sie wünschen, Mylady“, fügte er hinzu.
    Jetzt errötete ich garantiert. Unsere Blicke trafen sich, und plötzlich hatte ich Schwierigkeiten zu atmen. Ich vergaß, wie müde ich war und wie unangenehm ich inzwischen riechen musste. Alles, woran ich denken konnte, war seine warme, glatte Brust und daran, wie seine Lippen sich auf meinen

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