Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
zu sein. Ich wusste, dass es ein Risiko dabei gibt, das gibt es immer. Ich habe dir vertraut und tue es auch jetzt noch. Bitte vertraue auch du mir jetzt, wenn ich dir sage, dass ich dich, egal welches Geheimnis du besitzt, nicht einfach verlassen werde. Ich staune selber darüber, wie schnell das bei mir ging, Daron, aber es ist nun einmal so, und ich liebe dich schon viel zu sehr, als dass das überhaupt noch möglich wäre.“
Die ganze Zeit über hatte Daron wie versteinert neben mir gesessen und offenbar kaum zu atmen gewagt. Angst und Freude spiegelten sich in seinen Augen. In diesen wunderschönen, grünen Augen, die ich nicht mehr missen wollte. Ein vorsichtiges Lächeln spielte um seine Lippen.
„Ist das wahr?“, fragte er beinahe so leise, dass ich ihn kaum verstand.
„Ja, natürlich. Warum sollte ich dir das sagen, wenn es nicht stimmt? Ganz besonders nach dem, was geschehen ist? Ich kann es dir aber auch gerne schriftlich geben“, neckte ich ihn absichtlich, um ihn aus seiner Starre zu lösen.
Es klappte. Daron atmete einige Male tief durch, und ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Sie liebt mich“, lachte er laut auf, und ehe ich mich versah, küsste er mich so tief und hingebungsvoll, dass es mir vor Überraschung beinahe den Atem nahm. Nie mehr wollte ich ohne ihn sein. Ohne seine Küsse, seine Umarmung, seinen Körper. Nie mehr.
„Na, wie mir scheint, hat sich die Patientin schnell wieder erholt“, hörte ich jemanden aus dem hinteren Teil des Zimmer sagen. Daron und ich lösten uns voneinander und schauten in die Richtung, in der Alan stand, sein weißes T-Shirt und die Jeans stellenweise mit Blut beschmutzt. „Das Bad ist wieder sauber, nur die Duschkabine müsste repariert werden.“
„Das hat Zeit“, erwiderte Daron schmunzelnd und blickte erneut zu mir.
„Ich hole dir schnell was zum Anziehen, und dann reden wir. Versprochen.“
„Na, dann mach ich uns mal Kaffee. Das könnte eine lange Nacht werden“, rief uns Alan zu, während er in Richtung Küche marschierte. Wir mussten beide lächeln, und als wir wieder alleine im Zimmer waren, nahm Daron meine Hände und legte so zarte Küsse in meine Handflächen, dass mir ein Schauer nach dem anderen den Rücken herunter lief.
„Egal, was passiert, Aline, oder was du gleich erfahren wirst, bitte bedenke immer, dass ich dich liebe und nie zulassen würde, dass dir etwas geschieht.“
Ich entzog ihm eine Hand und streichelte mit meinem Daumen sanft über seine Wange.
„Das weiß ich, Daron. Das weiß ich.“
19
Normalerweise trank ich keinen Kaffee. Doch in Anbetracht der Umstände konnte es heute nicht verkehrt sein, darauf zurückzugreifen. Ich brauchte schließlich all meine Sinne hellwach, denn es wäre höchst peinlich gewesen, wäre ich genau in dem Moment, in dem Daron mir seine Geschichte erzählte, einfach weggepennt.
Wir saßen zu zweit am großen Küchentisch, Daron links neben mir. Der Kaffee stand bereits, in Tassen eingefüllt, dampfend vor uns, während Alan im Kühlschrank noch nach Milch und in einem der Küchenschränke nach Zucker fischte. Ohne beides würde ich die schwarze Brühe sicher nicht herunter bekommen. Aufgeregt zupfte ich an den Kordeln des grauen Jogginganzugs, den Daron für mich aus seinem Kleiderschrank geholt hatte. Natürlich war er mir diverse Nummern zu weit, doch das störte mich in dem Moment weniger. Zumal Daron immer noch seinen dunklen Satinmorgenmantel trug und Alan sich, nachdem er die Flecken auf seinem T-Shirt gesehen hatte, kurzerhand dazu entschlossen hatte, den Kaffee mit nacktem Oberkörper zu kochen. Auch wenn ich nicht wollte – automatisch schielte ich in seine Richtung und staunte über seinen ebenfalls hervorragend definierten Waschbrettbauch und die breiten Schultern.
„Na na“, ermahnte mich Daron grinsend und schnippte kurz mit den Fingern vor meinen Augen, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Du wirst mir doch nicht etwa auf dumme Gedanken kommen?“
Ich spürte, wie ich rot wurde.
Verdammt.
Und während Daron daraufhin in schallendes Gelächter ausbrach, murmelte ich beschämt vor mich hin, wie sehr es mich einfach verwunderte, dass offenbar alle aus seiner Familie so gut gebaut waren. Zumindest die, die ich kannte. Nichts als die Wahrheit und null geflunkert. Da war ich ein kleines Bisschen stolz auf mich.
„Wir sind auch nicht wie die meisten Familien“, sagte Alan, als er sich mir gegenüber an den Tisch setzte und uns Milch
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