Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auserwaehlt

Auserwaehlt

Titel: Auserwaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Nowak
Vom Netzwerk:
versuchten.
„Raul Malik“, Kranich kniff die Augen zusammen, „ist mehrfach vorbestraft wegen
Tierquälerei und Drogenmissbrauchs, zuletzt ist er vor drei Monaten zu dreißig
Stunden Sozialarbeit verurteilt worden. Er scheint der Kopf einer Gruppe von
Jugendlichen zu sein, die sich jeden Abend im Stadtpark Steglitz versammeln.“
„Alles Männer?“
„Nach den bisherigen Zeugenbeobachtungen, ja.“ Kranich wandte sich von dem
Gesicht ab. „Wir haben eine Zeugin, die aussagt, dass diese Männer im
tatrelevanten Zeitraum im Besitz einer Handtasche waren. Die Beschreibung der
Handtasche stimmt mit der von Helga Kramer überein. Das macht die Jugendlichen
zu unseren Hauptverdächtigen.“
Leises, zustimmendes Gemurmel ließ Kranich fortfahren.
„Raul Malik wohnt noch bei seiner Mutter am Ostpreußendamm. Katharina Malik
betreibt dort ein Nagelstudio. Das Gebäude wird seit gestern überwacht.“
Sie blickte zu Sven.
„Bisher verhält er sich unauffällig.“ Sven räusperte sich. „Er hat die Wohnung
gestern Abend nicht verlassen.“
„Wie lange sollen wir mit dem Zugriff noch warten?“ Hagen tat ein Stück Zucker
in seinen Kaffee.
Sven nahm die Brille ab und begann, sie zu putzen.
„Wir haben mehrere Zeugenaussagen“, fuhr Sven fort, ohne auf Hagen einzugehen,
„die bestätigen, dass sich die Männer in der Regel täglich im Park versammeln,
vor allem an den Wochenenden. Insofern ist Raul Maliks Verhalten dann doch
wieder auffällig.“ Er lächelte entschuldigend. „Warum hockt der Mann an einem
Samstagabend bei seiner Mutter im Keller? Er hat nicht einmal telefoniert.“
Sven setzte die Brille wieder auf. „Diese Männer betrachten den Park als ihr
Eigentum. Wenn ihr mich fragt: Sie würden sich nicht von einem Raubüberfall
davon abschrecken lassen, sich dort zu treffen. Im Gegenteil. Jemand war in ihr
Territorium eingedrungen und diesem Jemand würden sie es zeigen. Wären sie
unschuldig, wären sie gekommen. Das ist meine Meinung.“
Er rückte seine Brille erneut zurecht, bevor er weitersprach. „Wir brauchen
noch etwas Zeit. Raul Malik wird uns die Beweise früher oder später selbst
liefern. Bei der Überwachung des Parks habe ich eine neue Software eingesetzt.
Neben den Kollegen in Zivil sind sechs Kameras im Einsatz, die über Infrarot
auch nachts alles aufzeichnen, was sich bewegt. Der Computer zeichnet dann die
ortstypischen Bewegungsmuster nach und kann Abweichungen sofort erkennen. Die
Software registriert also abnormes Bewegungsverhalten und kann so helfen, den
Verdächtigen einzukreisen. Denn eine Studie hat gezeigt, dass Täter, die an den
Tatort zurückkehren, sich dort anders bewegen als normale Spaziergänger.“
„Aber wir wissen doch, nach wem wir suchen.“ Kranich blickte den rothaarigen
Beamten fragend an.
„Noch eins“, nickte Sven zustimmend. „Die neueren mobilen Wägen sind zurzeit
leider alle im Einsatz, also haben wir die Überwachungsstation hier in der
Zentrale eingerichtet.“ Er deutete zum Nebenraum. „Vorläufig in Raum 3. Zwei
meiner Männer wechseln sich in der Kontrolle der Bildschirme ab und stehen in
Kontakt mit den Beamten vor Ort, falls ein Zugriff notwendig wird.“
„Gut.“ Kranich notierte sich etwas. „Die Aktion wird bis morgen Vormittag, elf
Uhr, fortgeführt, dann sehen wir weiter.“
Alle starten auf das Bild an der Wand, das Sven aufgehängt hatte. Es zeigte den
Park in der Luftaufnahme. Ein Fadenknäuel an Linien lag darüber. Es zeigte die
Wege, welche die Leute seit gestern durch den Park gegangen waren. Niemand war
vom Weg abgekommen. Niemand, außer zwei kleinen, roten Linien, die einen kurzen
Schlenker zum Teich hin machten.
„Aber auch eine Beziehungstat können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
ausschließen“, unterbrach Kranich ihre eigenen Gedanken. „Bei der Befragung in
Leipzig sind wir gestern auf ein paar“, Kranich streifte Claras Blick, „auf ein
paar Ungereimtheiten gestoßen.“
„Wir haben die Eltern eines Schülers, der sich umgebracht hat. Herr und Frau
Schweizer sind auch verantwortlich für das Drohschreiben, das Charlotte Kramer
erhalten hat“, fuhr Clara fort. Auch die Beileidskarte mit dem Kreuz hing vorne
an der Tafel. „Außerdem müssen wir Norbert und Erika Lechmeier weiter im Auge
behalten.“
Alle nickten. Clara hatte den Bericht noch gestern Nacht fertiggemacht und
verschickt.
„Und dieser Norbert Lechmeier ist tatsächlich der Vater von Charlotte Kramer?“,
fragte Leonhard. „Ist das nicht

Weitere Kostenlose Bücher