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Auserwaehlt

Auserwaehlt

Titel: Auserwaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Nowak
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Europäische Gericht für Menschenrechte anzurufen“,
begann sie, „um dir klarzumachen, dass die Androhung von Folter unter dem
Aspekt von Menschenrechten nicht akzeptabel ist. Es geht nicht an, dass sich
der Rechtsstaat mit Verbrechermethoden auf die Stufe der Verbrecher stellt. Dir
ist hoffentlich klar, dass jeder, der das tut, den Boden der Rechtsordnung
verlässt.“
Sie sah ihn an, bis er seinen Blick senkte.
„Ich habe keine Lust, in Zukunft wegen dir die Protokolle fälschen zu müssen.“
Es knarrte, als sie sich auf dem Stuhl drehte. „Ich werde nichts mehr
vertuschen, ist dir das klar?“
Hagen biss sich auf die Zunge. Er nickte.
Vor allem deshalb war er froh, zum 1. Oktober in die USA zu wechseln. Hier in
Deutschland machten sich alle bereits ins Hemd, wenn nur ein Tropfen Speichel
auf dem Täter landete, Pardon, auf dem mutmaßlichen Täter. Im Vergleich zu den
sogenannten „verschärften“ Verhörmethoden der CIA war es lächerlich gewesen,
was er mit Malik oder Heller getan hatte, er hatte ihn ja nicht aufs
Wasserbrett gespannt. Was hatte er denn schon getan? Er hatte ihm nur ein paar
Dinge ins Ohr geflüstert.
„Ob dir das klar ist?“
Kranich war aufgestanden. Sie schlenderte um den Schreibtisch herum. Hinter ihm
blieb sie stehen.
„Dieses eine Mal, Hagen.“ Er konnte sie riechen. Er drehte sich nicht um. „Ich
hoffe, du hast das kapiert.“
Sie roch nach Rauch und diesem Duft, von dem er noch immer nicht wusste, was es
genau war. Er hatte in den Geschäften alle gängigen Parfums ausprobiert, doch
vielleicht war es ein Deo oder ein Weichspüler.
„Hagen?“ Im Grunde war sie ihm doch dankbar, dass er diesen Wichser zum
Sprechen gebracht hatte.
„Ich habe dich etwas gefragt.“ Vor Überraschung zuckte er zusammen.
Ihre Hände umschlossen seinen Nacken.
„Ja“, klang es wie ein Stöhnen, als er antworten wollte.
„Der Staat hat das Gewaltmonopol.“ Ihr Griff lockerte sich. „Wer einmal mit
Folter beginnt, und dazu gehört auch die Androhung von Folter, begibt sich in
Teufelsküche. Am Ende ist der Missbrauch nicht mehr kontrollierbar, wenn
Behörden mit derart weitreichenden Befugnissen ausgestattet werden. Früher oder
später werden Unschuldige gefoltert und Leidtragende sind letztlich immer ...“
Sie verstummte. Dann ging sie zum Fenster, als habe sie etwas gesehen.
Er schwitzte plötzlich stark.
Außer ihnen war niemand mehr da.
Sie sah ihn an. Er spürte, wie sein Schwanz hart wurde.
Wollte sie es wirklich? Er durfte kein Risiko eingehen.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Kranich kam zurück, diesmal blieb
sie neben ihm stehen und setzte sich mit dem Hintern halb auf die Schreibtischplatte.
Sie sagte nichts. Warum sagte sie nichts? Er hörte ihren Atem. Er begann, im
selben Rhythmus zu atmen. Wie beiläufig berührte er ihren Arm.
Er spürte ihren Schenkel an seiner Hand.
Hagen stand auf. Er stand genau vor ihr. Sie drehte ihr Gesicht zur Seite. Als
er seine Hand über ihre Brustwarzen gleiten ließ, sagte sie nichts. Er presste
einen Schenkel zwischen ihre. Sein Griff wurde härter, er drückte, bis sie sich
zu wehren begann, doch sie wehrte sich nur schwach. Andere Frauen zappelten
viel stärker, manche schrien.
Kranich stöhnte auf, als er sie auf den Tisch hinab drückte.
Er versuchte, sie zu küssen, doch das wollte sie nicht. Es war ihm egal. Kranich
lag mit nacktem Oberkörper und einem weit nach hinten überstreckten Hals vor
ihm auf dem Schreibtisch und bot sich ihm an. Während er den Knopf an ihrer
Jeans löste, flüsterte er ihr etwas ins Ohr. Als er ihren Slip herunterzog,
leckte er den Schweiß von ihrem Bauch. Anders als in seiner Vorstellung zuckte
Kranich nur kurz, als er in sie eindrang. Für einen Moment verharrten sie
regungslos. Ihr Atem ging schnell. Für einen Moment hob sie den Kopf und die
dunklen Augen starrten ihn an. Es waren die Augen von Helga Kramer. Kurzerhand
drehte er sie auf den Bauch, drückte ihren Kopf gegen den Tisch, spreizte die
Schenkel und stieß zu, immer wieder, bis er seinen Rhythmus fand.

ZWEITER TEIL
DONNERSTAG, 22. AUGUST

21
    Stella Krefeld wickelte sich eine dunkle Haarsträhne um den
Finger. Um sie herum klapperten die Tastaturen, jemand hustete. Stella Krefeld
hatte eine italienische Mutter und einen deutschen Vater und hatte von beiden
„jeweils das Beste mitbekommen“, wie sie selbst zu sagen pflegte. Ihr Blick
wanderte zur Potsdamer Straße hinaus, streifte die gläserne Front der Neuen
Nationalgalerie, glitt

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