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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Waldweg, sprach aber unentwegt weiter. »Ich bin ja selbst befragt worden, weil ich seit drei Jahren die Ehre hatte, an Langensieps linker Seite zu sitzen. Man hat meine Personalien aufgenommen und mich gefragt, ob mir irgendwas an Langensieps Verhalten aufgefallen wäre. Das war dann aber auch schon alles.«
    Auf dem Waldweg fielen wir in einen gesprächsfreundlichen Trab.
    »Die Polizei hat sich einfach nicht genug Mühe gegeben«, resümierte Leo, »wir sollten nochmal neu anfangen mit der Ermittlungsarbeit.«
    »Sag mal, spinnst du eigentlich«, schoß es aus mir heraus, »meinst du, ich habe nichts Besseres zu tun, als hinter irgendwelchen Gartenhecken zu kauern und unschuldige Leute zu beobachten, um mich dann vom Gärtner fragen zu lassen, ob ich irgendwas verloren habe? Ich habe genug zu tun. Ich muß mir zurechtlegen, wie ich meinen Schülern eine Lektüre schmackhaft machen soll, die ich selbst zum Weglaufen finde. Außerdem hast du völlig falsche Vorstellungen von Ermittlungsarbeit. Kriminalistische Arbeit ist nicht wie bei Miss Marple, wo wir uns als Putzhilfen in den Haushalt der Frau Langensiep einschleichen können, um herauszufinden, daß der böse Neffe des verstorbenen Ekels sich etwas schneller zu seinem Erbe verhelfen wollte.«
    Inzwischen waren wir vom breiten Weg auf einen Waldpfad abgebogen. Mehrmals kamen wir an einem Kasten vorbei, der als Borkenkäferfalle markiert war. Der Weg war uneben, und man mußte höllisch auf seine Knöchel aufpassen, doch Leo ließ trotzdem sein Anliegen nicht ruhen.
    »Mensch, Vincent, du selbst hast mich doch auf die Idee mit diesem Mord gebracht. Reg dich doch jetzt nicht so auf. Das Ganze könnte doch ein großer Spaß werden. Wir fragen einfach mal ein bißchen rum, vielleicht ergibt sich was, vielleicht auch nicht.«
    »Ach, an der Sache ist mit Sicherheit überhaupt nichts dran«, murrte ich. Schließlich hatte Robert bei mir ganze Überzeugungsarbeit geleistet.
    »Ach nein?« Leo guckte mich von der Seite herausfordernd an. »Du glaubst also auch, daß Bruno Langensiep in aller Herrgottsfrühe hier in der Natur herumgetapert ist, um durch ein ach wie unglückliches Mißgeschick in diese Grube zu fallen?« Leo regte sich ein bißchen auf und kam beim Laufen aus dem Rhythmus. Das verhalf mir netterweise zu einem verbalen Einschub.
    »Wahrscheinlich hat er sich selbst umgebracht«, spekulierte ich.
    »Niemals«, japste Leo, »ich kannte Bruno Langensiep. Der hätte aus seinem Selbstmord eine Riesenshow gemacht und auch seiner Grundschullehrerin noch einen verbitterten Abschiedsbrief geschrieben, weil er im zweiten Schuljahr ungerechtfertigt eine schlechte Schriftnote erhalten hat. Niemals wäre dieser Kerl still und sensationslos aus dem Leben geschieden. Ach was, einen Selbstmord traue ich dem gar nicht zu. Er war einfach zu selbstverliebt und im Grunde auch zu feige für sowas.«
    Ich sagte nichts, sondern joggte still neben Leo her, bis wir urplötzlich zu einer Häusersiedlung kamen.
    »Bieringsen!« erklärte Leo knapp. Wir liefen in eine Straße hinein, als ich plötzlich das Haus der Langensieps erkannte. Vor der Tür stand das Cabrio der Hausbesitzerin. Wir bogen links ab und ertappten uns, als wir uns beide nochmal nach dem Haus umdrehten. Die Tür war aufgegangen, und Regine Langensiep, in ein schlichtes, aber umwerfend dunkelrotes Kleid gewandet, stieg in ihr Auto. Sie wirkte ernst und in sich selbst versunken. Ich fragte mich, wie ich zu dieser Frau stand. Irgendwie erweckte sie bei mir Anziehung und Ablehnung zugleich. Leo und ich guckten uns an.
    »Eine faszinierende Frau, nicht wahr? Zu schade nur, daß sie in ewiger Unsicherheit über den Tod ihres Mannes schmoren muß.«
    Ich seufzte. »O.K., ich halte die Ohren offen.«
    Leo grinste und setzte zu einem Sprint an.

16
    Warum sie in diesem Fall zu einem Hausbesuch hatte anrücken sollen, war ihr immer noch nicht ganz klar. Hasenkötter hatte etwas von »ein wenig eigen« gemurmelt, aber das schien eher untertrieben. Als Alexa geklingelt hatte, war schon einige Sekunden später die Tür von einer verklemmt aussehenden Frau geöffnet worden. Zunächst hatte Alexa gedacht, es handle sich vielleicht um eine Hausangestellte, weil die Person sie so professionell hereinbat, gleichzeitig aber einen irgendwie schüchternen Eindruck machte: »Frau Schnittler? So kommen Sie doch bitte herein!«
    Die Frau war nicht alt, aber sie wirkte wie aus einem vergangenen Jahrhundert. Ihr grauer Rock, ihre rosa

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