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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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„Ja, er ist der Arzt unserer Tochter.“
    Prüfend bohrten sich die Blicke des Polizisten in sein Visier.
    „So, so. Herr Stein war wohl etwas mehr als nur der Arzt Ihrer Tochter, wussten Sie das?“ Alles hätte dieser Mensch ansprechen dürfen, nur nicht das.
    „Darüber weiß ich nichts“, log Albert mit betont gleichgültiger Stimme. Schon am Vormittag, als ihn die Nachricht erreichte, hatte er entschieden, dass die Liaison seiner Frau heruntergespielt werden musste, und es stand außer Frage, dass niemand etwas über die Geschehnisse im Print Hotel erfahren durfte. Ehebruch war in seiner Familie ein absolutes K.o.-Kriterium und kriminalistische Ermittlungen beruflich für ihn eine Katastrophe, aber am meisten fürchtete er eventuelle peinliche Schilderungen in der Öffentlichkeit. Über das Liebesleben und die Exzesse seiner Frau durfte nichts bekannt werden. Er wollte den Vorfall schnell und geräuschlos abwickeln und hatte auch schon mit Dr. Steins Ehefrau absolute Diskretion vereinbart.
    „Haben Sie eine Erklärung für die Tat?“ Für diese Frage hatte er sich bereits die passende Antwort zurecht gelegt:
    „Meine Frau war manisch depressiv, wenn Sie wissen, was das bedeutet, sie hat öfters über Selbstmord gesprochen, aber ich habe das nicht ernst genommen, sie litt unter permanenten extremen Gefühlsschwankungen, aber sie hat sich immer wieder beruhigt, ich habe das wohl unterschätzt.“
    Betont nachdenklich zog Albert die Augenbrauen zusammen, er hatte sich wieder gefangen und war voll in seinem Element als Schauspieler. Mit selbstsicherem Blick schaute er direkt in die kleinen blauen Augen seines Gegenübers. Zu seinem Erstaunen gab der Beamte auf und fragte nicht weiter, erhob sich, schritt zum Fenster, griff nach seiner Jacke und war im Begriff zu gehen. Wie wenn sein Kollege eine Daseinsberechtigung bräuchte, schob er nun eine Frage hinterher.
    „Sie tippen also auf Selbstmord, ist das so?“
    „Ja, eindeutig, bedauerlich, aber es ist so, mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Albert stand wieder auf und reichte die Hand zum Abschied, er wünschte sich in diesem Moment nur eins, dass die beiden möglichst schnell verschwinden, was auch so geschah. Der erste Polizist hatte bereits den Raum verlassen, der zweite folgte ihm, ignorierte Alberts ausgestreckte Hand und bemerkte nüchtern im Herausgehen:
    „Na, dann kann ich Ihnen nur wünschen, dass Ihre Frau durchkommt, Dr. Stein geht es glücklicherweise schon wieder besser, wir melden uns, falls noch Fragen aufkommen.“ Die Nachricht stach wie ein brennender Pfeil direkt in Alberts Herz. Frank lebte, und es schien ihm sogar besser als Saskia zu gehen, er hätte vor Wut am liebsten gebrüllt, geschrien, den Stuhl genommen und alles kurz und klein geschlagen, aber er beherrschte sich. Als die Tür zugefallen war, sank er ermattet zusammen.
     

Kapitel 9
     
    Oskar Schmitt saß vollkommen zerknirscht an seinem Schreibtisch, als das Telefon klingelte. Sein Rundruf am frühen Morgen bei sämtlichen Polizeisprechern war erfolglos. Diese meldeten nur einen Fahrraddiebstahl und kleinere Einbrüche, es fehlte ihm der große Knaller. Aus lauter Verzweiflung hatte er sich sogar die Mühe gemacht und versucht, den Polizeifunk abzuhören, obwohl diese veraltete Methode kaum noch spektakuläre Hinweise für einen Aufmacher oder kleine Aufrisse für die bundesweite Seite hergab. In diesem gnadenlosen Wettbewerb rentierte sich nur die Zusammenarbeit mit Polizeispitzeln, um bestehen zu können. Ein fettes Netzwerk an Informanten war das A und O, und Oskar hatte beste Kontakte, doch was nutzten sie, wenn nichts geschah? Mühsam übersetzte er die abgekürzten Sprachfetzen, die er über Funk aufschnappen konnte. Ohne Erfolg.
    Bei der Neun-Uhr-Konferenz musste er schon wieder passen und vor der versammelten Redaktion zugeben, dass er keine Story hatte. Peinlich war dieser Moment und gefährlich. Noch eine Niete und er durfte den journalistischen Offenbarungseid leisten, die größte Demütigung in seinem Geschäft. Der Druck war immens, der Redaktionsleiter quälte ihn mit der täglichen Forderung nach einem Aufmacher für die Drei, die wichtigste Lokalseite, mit Skandalen und Schicksalsschlägen gespickt. Unverrichteter Dinge war er wieder in sein Büro geschlichen, ohne Perspektive, ohne blassen Schimmer, wie er eine brauchbare Geschichte aus dem Boden stampfen könnte. Schon zweimal hatte der Redaktionsleiter zur Tür hineingeschaut und nachgefragt. 
    „Ich

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