Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Cadillac von General Motors einfach nur den Namen des Gründers von Detroit, Laumet de La Mothe, Sieur de Cadillac, als Zeichen der Erinnerung trägt, verriet er nicht, denn dann wäre der royalistische Zauber dahin gewesen.
Der Namensgeber war zwar eine imposante Persönlichkeit und später sogar Gouverneur von Louisiana, aber eben nur Sohn französischer Bauern. Eigentlich hieß er lapidar Antoine Laumet und war 1658 im Örtchen Cadillac geboren, welches an der Gironde liegt.
Als Abenteurer wurde er vom französischen König nach Amerika geschickt und schiffte sich nach den kanadischen Provinzen 1683 aus. Vier Jahre später heiratete er Marie-Thérèse Guyon und kreierte seinen neuen Namen, eben „Antoine de Lamothe, Sieur de Cadillac“.
Oskar Schmitt missbrauchte Marie-Thérèse Guyon als Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter und peppte seinen Status als „Very important person“, als VIP gewaltig auf. Die Amis liebten Geschichten von Königshäusern und jeder Art von Blaublütlern, da sie selbst in ihrer Historie diesbezüglich nichts zu bieten hatten. Selbstverliebt und bequem, wie sie waren, würde keiner nachforschen. Glanz und Glamour beeindruckten sie. Neugierig hingen sie an seinen Lippen und glaubten ihm gern. Was ihm die volle Aufmerksamkeit und Anerkennung garantierte und als Gegenleistung neue Insider-Informationen bescherte.
Wie gerne wäre er in Amerika geblieben, aber dann lernte er Rose kennen, seine große Liebe. Rose wollte ihn heiraten, aber in Deutschland leben. Wo Rose ist, wollte auch er sein, also gab er alles auf und ging zurück. Doch als sie wieder in Deutschland waren, bekam Rose Heimweh, verzichtete auf die Hochzeit und ging zurück. Oskar musste zu Hause bleiben, denn sein alter Job war vergeben, worauf Rose die Beziehung beendete, was er nie verwinden konnte, und er begann seine Traurigkeit im Alkohol zu ertränken.
Da saß er nun am leeren Schreibtisch, klein und hässlich, mit grauen fettigen Haaren, prallen Tränensäcken unter den müden hellblauen Augen, denen früher nichts entgangen war.
Seufzend, vom Schicksal gebeutelt, nahm er den summenden Telefonhörer in die Hand. Gunter Brecht meldete sich am anderen Ende der Leitung.
Kapitel 10
Nach wenigen Minuten öffnete sich die schwere Schiebetür des Schockraums erneut, und ein kleiner, strammer, vollbärtiger Mann trat ein. Freundlich lächelte er Frank an, holte Stift und Schreibblock aus seinem weißen Kittel, nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihm genau gegenüber. Auf seinem Namensschild stand Dr. Ralf Nickel, Oberarzt Psychiatrie. Höflich stellte er sich vor und begann, die Personalien aufzunehmen.
„Können Sie mir Ihren Namen nennen?“
Einsilbig ratterte Frank die Daten runter, so dass der Psychiater Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen.
„Kein Anhalt für inhaltliche Denkstörungen“, notierte er am Rand, blickte auf und schaute ihm nun direkt in die Augen.
„Wie geht es Ihnen, Dr. Stein?“
Frank rutschte auf dem Stuhl hin und her.
„Ehrlich gesagt könnte ich jetzt eine Zigarette vertragen.“
„Versteh ich, aber Sie kennen bestimmt die Regeln einer Klinik. Rauchfreie Zone, tut mir leid. Ein Wasser vielleicht?“
Frank schüttelte den Kopf und rieb mit den Händen über die Oberschenkel. Stand auf, setzte sich wieder, verschränkte die Beine, das rechte über das linke und das linke über das rechte.
„Ausgeprägte psychomotorische Unruhe, Anspannung“, kritzelte Dr. Nickel auf seinen Block.
„Kein leichter Tag?“
„Doktor, mir geht’s zum Kotzen, wenn Sie es genau wissen wollen. Ich habe vor wenigen Stunden versucht, mir mit meiner Freundin das Leben zu nehmen. Und wissen Sie warum? Weil ich nicht mehr weiter wusste, weil ich mich total überfordert fühlte. Meine Situation ist so was von hoffnungslos, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Und wenn Sie mich jetzt fragen, warum ich das gemacht habe, kann ich Ihnen nur sagen, dass ich wie eine Marionette einfach nur noch funktioniert habe, dabei konnte ich mich auf nichts mehr konzentrieren, nicht mehr denken, nicht mehr schlafen. Ich bin seit Monaten innerlich zerrüttet, weil ich eine Frau liebe, die ich anscheinend nicht lieben darf. Meine Ehe ist kaputt, ihre Ehe ist futsch. Mein Leben ist voller unlösbarer Konflikte, hoffnungslos und leer. Ich bin ein Verlierer, ein Weichei. Nicht mal in der Lage, mich umzubringen.“
Dr. Nickel schrieb auf. „Beantwortet ungestellte Fragen“, in Klammern fügte er „schlechtes Gewissen“
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