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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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Red Bull, was bei seinem immensen Konsum auch nicht gerade gesundheitsfördernd war. Aber er hatte keine andere Wahl. Kaffee vertrug sein Magen nicht, und Aufputschmittel in Form von Medikamenten wollte er nicht zu sich nehmen, um zu funktionieren.
    Gegen die wartenden Angehörigen im Nacken, die ihn ablenkten und dieses ängstliche, bedrückende Klima erzeugten, half sein Wachmacher freilich nicht. Immer wieder übernahm er die Rolle eines Psychotherapeuten, fand er jedenfalls. Nur, dazu war er nicht ausgebildet, und den medizinischen Zustand eines Patienten durfte er aufgru nd der Schweigepflicht nicht erklären. So hatte er sich im Laufe der Jahre diverse Mechanismen angeeignet, die hilfreich waren. Am besten war immer die Fachsimpelei. Vorträge über die grandiose Technik verdrängten zumindest für kurze Zeit die Sorgen.
    Wenn ihm der Dialog zu anstrengend wurde oder ein Besucher ihn von seiner eigentlichen Arbeit ablenkte, zog er die Handbremse. Das tat er nun im Falle von Albert.
    „Über den medizinischen Zustand Ihrer Frau kann und darf ich Ihnen nichts sagen, das wird der Oberarzt gleich machen.“
    „Der lässt ganz schön auf sich warten, so geht man nicht mit Privatpatienten um“, lamentierte Albert und biss hungrig in den Riegel, der ihm sogar schmeckte. Erst jetzt bemerkte er, dass er den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Kauend verfolgte er die feinen, grünen Linien auf den Bildschirmen.
    „Das ist ein Vitaldatenmonitor“, erklärte ihm der Pfleger und versuchte, ihn mit etwas Fachkunde abzulenken. Unwissenheit war für viele Angehörige ein großes Problem, neben der psychischen Belastung, dass es um Leben und Tod eines geliebten Menschen geht.
    „Mit diesem Gerät werden die Vitalparameter eines Lebewesens gemessen und überwacht“, fügte er fachmännisch hinzu.
    „Was meinen Sie mit Vitalparameter?“
    Nun war der Pfleger so richtig in seinem Element und vermittelte Lehrreiches über die diskrete Messung von Herz- und Atemfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur und die kontinuierliche Messung von EKG und EEG. Doch Alberts Aufmerksamkeit war beendet. Er sah nur das schmale, weiße Bett in diesem kargen, kühlen Raum. Dieses Laken, das als Decke diente und bis zu ihrem Kopf glatt hochgezogen war. Faltenlos war es und zeigte keine Spuren einer Bewegung. Saskia schien völlig steif, dabei hatte sie doch immer einen so unruhigen Schlaf. Er hörte die Maschinen und dachte:
    „Jetzt bist Du da, wo Du nie hinwolltest.“ Vor Apparaten hatte Saskia immer Angst, die Intensivmed izin war ihr suspekt. Versteinert fixierte er das Bett und glaubte plötzlich, einen zuckenden Zeh unter dem Laken entdeckt zu haben.
    „Sie bewegt sich!“ Freudig klopfte er dem Pfleger auf die Schulter, der ihn nur mitleidig ansah.
    „Das kann nicht sein.“
    „Was reden Sie da, meine Frau hat sich eindeutig eben bewegt.“ Wieder schüttelte der Pfleger den Kopf. „Niemals hat sie das, weil das in ihrem Zustand gar nicht mehr geht.“
    „Ach, dann habe ich wohl Halluzinationen, oder was unterstellen Sie mir da?“
    Die nüchterne Reaktion beleidigte Albert. Schließlich lag da seine Frau und nicht irgendjemand. Diese coole Art machte ihn aggressiv und er hatte gute Lust, Dampf abzulassen. Er fixierte den Pfleger und wollte gerade anfangen, ihn zu beschimpfen, als zaghaft jemand an seinen Arm klopfte.
    „Ich kann Ihnen weiterhelfen. Wir haben mit unserem ersten Test bei Ihrer Frau den Hirntod festgestellt. In 24 Stunden wird es eine zweite Hirntoddiagnostik geben, dann können wir Ihnen das endgültige Ergebnis mitteilen. Aber gehen Sie davon aus, dass die Diagnose stimmt. Deshalb können Sie keine Bewegungen sehen, es ist in der Tat unmöglich. Sie wird nicht mehr zu Ihnen zurückkommen, jedenfalls nicht so, wie Sie sich das vorstellen, es tut uns leid.“
    Albert schaute ungläubig in das Gesicht einer attraktiven, äußerst selbstbewussten jungen Frau, die sich als Oberärztin vorstellte.
    Langsam dämmerte ihm der Ernst der Lage. Er hatte sich einer Illusion hingegeben. Geglaubt, er würde Saskia aus dem Krankenhaus befreien, wie der Prinz das Dornröschen aus dem von stechenden Rosen umwucherten Turm, und mit ihr heute Abend nach Hause fahren. Das hier war kein böser Traum, sondern schonungslose Realität, mit der er unvorbereitet konfrontiert wurde. Mit der er nicht umzugehen wusste. Wie konnte Saskia ihm das antun, sie hatte ihr Spiel wirklich auf die Spitze getrieben. Wenn sie hier sterben würde, was

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