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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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sollte er seinem Vater sagen, und was Greta?
     
    Die Oberärztin bat ihn, an einem kleinen Tisch Platz zu nehmen und klappte Saskias Akte auf. Entsetzen packte ihn, er hatte Angst vor dem, was ihm bevorstand. Angst, dass ihn diese schreckliche Nachricht in größte Schwierigkeiten bringen würde. Angst vor dem Besitzverlust, vor der Perversität des Geschehenen und gleichzeitig vor der Unrechtmäßigkeit, dass ihm diese Peinlichkeit widerfuhr und dass ihm genommen werden sollte, was ihm gehört. Insgeheim strafte er Saskias Verhalten mit Verachtung. Wenn sie quasi wie tot war, dann wollte er sie nicht mehr aus der Nähe sehen oder sie gar berühren müssen.
    „Ihrer Frau wurde die rechte Unterarmarterie aufgeschlitzt. Dadurch hat sie sehr schnell viel Blut verloren. Es kam zur Störung der Vitalfunktionen, das hatte zur Folge, dass ihrem Gehirn zu wenig Sauerstoff zugeführt wurde. Wir vermuten, dass der Hirntod bereits am Unfallort eintrat. Der Notarzt versuchte sie mehrfach zu reanimieren, leider erfolglos. Er konnte keine positiven Lebenszeichen mehr feststellen. Bereits bei ihrem Eintreffen i n der Notaufnahme konnten wir keine Hirnströme mehr messen, sie ist auch nicht in der Lage, selbständig zu atmen.“
    Albert wollte das alles nicht glauben, nicht hören. Wurde ihm gerade Saskias endgültiges „Aus“ prognostiziert? Unvorstellbar für ihn, nicht akzeptierbar. Sie war doch seine Ehefrau, die Mutter seiner Tochter, sie konnte ihn doch nicht einfach verlassen! Bockig attackierte er die Ärztin.
    „Wenn die Situation so aussichtslos ist, warum hängt sie dann an diesen Apparaten? Wozu das ganze Theater? Um Kasse zu machen? Um aus einer Privatpatientin noch möglichst viel Kohle rauszuholen? Wenn nichts mehr geht, warum stellen Sie dann diese verdammten Maschinen nicht einfach ab?“
    Seine Verachtung überraschte die Oberärztin. Normalerweise brachen die Angehörigen bei solch einer Nachricht in Tränen aus oder schwiegen aus lauter Verzweiflung.
    Dieser Mann schien das Unglück als Angriff auf seine Person zu interpretieren und wenig kooperationsbereit. Sie ärgerte sich über Alberts Hemmungslosigkeit des Unbeherrschten und befürchtete, er könne überreagieren, trotzdem fuhr sie fort, denn der Wettlauf mit der Zeit hatte begonnen. Mittlerweile war bekannt, dass Saskia einen Organspendeausweis hatte, und wenn der zweite Test der Hirntoddiagnostik auch positiv war, brauchten sie sein Einverständnis, um die Organspende vornehmen zu können.
    In 24 Stunden würde das Ergebnis vorliegen, und wenn er zustimmte, bräuchten sie noch drei weitere Tage, um alles für die Explantation der Leiche vorzubereiten. Die rechtlichen Auflagen und die damit verbundene Organisation waren immens. Die Krankenhausdirektion müsste involviert werden, ein ausführlicher Gesundheitscheck würde stattfinden, um Krankheitserreger auszuschließen. Die Patientin müsste in ein Spezialkrankenhaus verlegt werden, ihre Logistin würde ein Infogespräch mit dem Ehemann führen, ihn aufklären und wichtige Fragen zur Krankheitsgeschichte der Patientin stellen. Erst wenn das Transplantationsteam dann in einer langen Nachtschicht, und diese Aktionen fanden nur Nachts statt, weil dann die Operationssäle frei waren und niemand störte, alle brauchbaren Organe entnommen hätte, erst dann würde die Beatmungsmaschine abgestellt.
    Sollte er der Organentnahme nicht zustimmen, dann würden sie die Sauerstoffzufuhr auf 21 Prozent reduzieren, was für die meisten Hirntodpatienten das Ende bedeutete. Nur selten schafften es welche, allein weiter zu atmen, und deren Chance wurde wieder minimiert, wenn die künstliche Beatmung komplett ausgestellt wurde, was aus Kostengründen geschah. Berechtigt, wie sie fand, denn was für eine Existenz war das schon, mit totem Gehirn. Ein regungsloser Leib, der atmete. Jahrelang lagen solche Dauerkomapatienten in Spezial-Rehakliniken, wenn die Angehörigen das finanzierten. Zurück ins Leben kam keiner von ihnen.
    Aber das sagte die Oberärztin Albert nicht. Sie verfolgte allein das Ziel, ihm ein „Ja“ zur Organspende abzuringen, un d versuchte deshalb mit neutraler, ruhiger Stimme, ihm eine kurze Erklärung zu liefern.
    „Es ist unsere Pflicht, die künstliche Beatmung laufen zu lassen, bis wir das zweite Ergebnis der Hirntoddiagnostik vorliegen haben. Grundsätzlich möchte ich mit Ihnen aber eine sehr wichtige Maßnahme vorab schon klären.
    Wir benötigen Ihre Einwilligung zur Explantation der

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