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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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den Rezeptzionisten, während er die Nummer seines Personalausweises in das Anmeldeformular für die Zimmerreservierung eintrug.
    „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
    „Na, von der Katastrophe auf Zimmer 413.“
    „Sie meinen auf Zimmer 233?“
    „Ja genau, wie dumm von mir, 233. Was ist denn da passiert?“
    „Nichts Schlimmes, mein Herr.“
    Die Einsilbigkeit, mit der er abgeschmettert wurde, hatte Oskar erwartet, aber er blieb stur, denn in Windeseile war eine wichtige Frage bereits beantwortet, er kannte die Zimmernummer des Tatorts.
    „Finden Sie einen Mord nicht schlimm?“
    „Wer spricht denn von Mord, in Gottes Namen? Hier ist doch kein Mord passiert.“
    Das Telefon klingelte.
    „Entschuldigen Sie mich.“ Der Rezeptzionist ging ans Telefon und deutete seiner Kollegin an, Oskar weiter zu bedienen.
    Lächelnd bekam er den Schlüssel überreicht.
    „Sie kennen sich aus in unserem Haus?“
    „Oh ja, selbstverständlich.“ Oskar lächelte zurück und nahm erneut Anlauf.
    „Unangenehme Sache, so ein Mord in so einem feinen Etablissement, nicht wahr?“
    Entsetzt schaute ihn die junge Frau an und holte Luft, um ihm zu antworten, doch ihr Kollege mischte sich mit dem Hörer in der Hand wieder ein.
    „Sie haben sicher Verständnis, dass wir zum Stillschweigen verpflichtet sind. Sie können unbesorgt Ihr Zimmer beziehen. Es besteht keine Gefahr für unsere Gäste.“
    „Wünschen Sie, dass ich Ihr Gepäck abholen lasse?“
    „Nein danke, alles bestens“, heuchelte Oskar und verließ den Empfangstresen. Er hatte kein Gepäck, weil er keines brauchte. Das Quartier benötigte er lediglich als Basisstation für seine Untersuchungen. Mit spähendem Blick trat er in die Lobby ein, in der an kleinen Couchtischen vereinzelt Leute saßen. Im hinteren Teil des großen geschmackvollen Raums mit den violetten Wildledersofas und den modisch bunten Gardinen, die vor langen tiefen Fenstern drapiert waren, sah er die Bar und setzte sich auf einen der hohen schwarzen Lederhocker in italienischem Design. Ihm war aufgefallen, dass sich zwei Damen des Personals hinter der Theke angeregt unterhielten. Aufmerksam lauschte er und hatte Glück. Es ging um den Selbstmordversuch am frühen Morgen. Da er nur bruchstückhafte Wortfetzen hörte, entschied er, das Gespräch an sich zu ziehen, und bestellte einen Kaffee. So erfuhr er, dass die Frau mit dem Krankenwagen und der Mann per Helikopter abgeholt worden waren. Was sie für ein attraktives Paar gewesen wären, ein Liebespaar, und dass sie sich wohl geheim getroffen hatten, um aus dem Leben zu scheiden. Er bekam eine genaue Beschreibung von ihr, von ihm, aber keine Namen und er konnte auch nicht in Erfahrung bringen, wohin die beiden transportiert worden waren. Dann fuhr er in den zweiten Stock, ging den langen Flur mit dem dunkelgrünen Teppichboden entlang und suchte das Zimmer mit der Nummer 233. Von weitem sah er, dass der Bereich abgesperrt war, deshalb versteckte er seine Pocketkamera unter der Hand und schoss unauffällig ein paar Fotos, während er sich dem Tatort näherte. Aufgeregt kam ein Mann auf ihn zu und fuchtelte mit beiden Armen in der Luft. Er machte ihm Zeichen, abzudrehen, doch Oskar ging zielsicher weiter.
    „Bitte verlassen Sie diesen Bereich, wir haben hier gefährliche Renovierungsarbeiten.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Wenn zwei sich die Pulsadern aufschneiden und fast verbluten, dürfte der Tatort in einem desolaten Zustand sein.“
    Jetzt stand er zehn Meter von der halboffenen Tür entfernt und sah die Spurensicherung mitten im Chaos. Erneut drückte er auf den Auslöser. Da er keinen Ärger und kein Aufsehen erregen durfte, um seine Recherchen nicht zu gefährden, folgte er nun artig der Anweisung, wünschte noch frohes Schaffen, ging zum Aufzug und fuhr in den ersten Stock. Dort hielt er Ausschau nach den Zimmermädchen. Die wussten immer Bescheid. Zimmermädchen waren wie unsichtbare Wanzen, perfekt in der Tarnung. Sie hatten Zugang in den intimen Bereich der Hotelgäste, um Ordnung zu schaffen, und bekamen viel mit, wenn sie wollten. Sie konnten Gespräche verfolgen, Privates und Geheimes entdecken. Zur Verschwiegenheit verpflichtet, wirkten sie in der Regel zurückhaltend und scheu. Ein Trinkgeld und der richtige Auftritt machte sie gesprächig und mitteilsam. Oskar orientierte sich an den voll gepackten Putzwagen, da waren sie nie weit, und schon fand er eine junge Türkin, die gerade Betten machte. Sie war alleine, also trat er

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