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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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insgeheim schon zurechtlegt, was er denjenigen, die ihn entsandt haben, berichten wird.
    Block hob nur desinteressiert die Schultern, als Markus ihm davon erzählte. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Mir ist nichts aufgefallen.«
    Doch am nächsten Tag war alles anders. Als sie hinausfuhren, trafen sie an den Bohrstellen komplett neue Teams an, die die Arbeiten fortsetzten; allesamt Leute, die ausschließlich Arabisch sprachen. Der Mann, der Markus am Vortag aufgefallen war, fungierte als Dolmetscher. Die anderen Techniker, erklärte er mit kaltem Blick, seien leider nicht abkömmlich.
    Dieser Wechsel entrüstete Block über alle Maßen.
    »Hier stimmt was nicht«, raunte er Markus zu, als sie die dritte der Bohrstellen besichtigten, die Sonne den Zenit erklomm und die Hitze wie jeden Tag unerträglich wurde. »Diese neuen Leute taugen auch nichts. Waschln sind das, alle miteinander.«
    Markus fand es beunruhigend, zuzusehen, wie der alte Mann über das Gelände stapfte, an seinen Nägeln kaute und zornige Blicke nach allen Seiten warf. Was war ihm entgangen? Es war doch nicht so wichtig, was für Leute an einer Bohrung arbeiteten, oder? Man machte ein Loch in die Erde, weiter nichts.
    »Gefällt mir nicht«, kam Block wieder an. »Hier spielt jemand ein Spiel, sag ich Ihnen, und wir sind nur die Figuren darin.« Er klang regelrecht paranoid, fand Markus. »Wir müssen aufpassen, hören Sie, Markus, aufpassen wie die Haftelmacher. Sonst kochen die uns ein.« Oder begriff er etwas nicht, das Block sonnenklar war? Auch möglich. Markus spürte, wie auch er nervös wurde.
    Tatsächlich blieb die Bohrung trocken, so tief sie auch bohrten. Block hatte Öl in zweitausend Meter Tiefe vorhergesagt. An dem Tag, an dem diese Marke erreicht wurde, fanden sie Gruppen von Saudis an den Bohrstellen vor, Männer in dünnen weißen Burnussen, mit diesen Tüchern auf dem Kopf, bei deren Anblick Markus immer an Geschirrtücher denken musste. Sie arbeiteten nicht, sahen nur zu, unterhielten sich und schienen über das Resultat amüsiert zu sein.
    Markus dämmerte, dass das Geologen der Saudi ARAMCO waren, die jetzt ihrem Schöpfer dankten, dass sie Recht behielten und nicht wie Dummköpfe dastanden.
    Block nahm es mit unbewegtem Gesicht zur Kenntnis, gab kurz und knapp den Befehl, weiterzubohren, und rief dann den Fahrer, um sich zurück nach Dhahran bringen zu lassen.
    »Ich muss alles noch mal durchrechnen«, sagte er zu Markus. »Es ist die Wüste, glaube ich. Die Hitze, die jahrtausendelange Trockenheit … da gelten andere Gesetze.«
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich muss allein sein, allein mit meinen Gedanken. Mich in allem vergraben. Ich erklär Ihnen alles, was ich finde, aber später. Wenn ich die Gedanken geordnet habe, die sich gerade in meinem Kopf jagen … Geben Sie einfach auf die Bohrung Obacht.«
    Damit fuhr er.
    Markus blieb, ohne zu wissen, was Block damit gemeint haben mochte. Worauf musste man bei einer Bohrung achten? Keine Ahnung. Er sah zu, wie die Männer mit dem Gestänge hantierten, wie Zahlen über Computerbildschirme rasten, wie Motoren heulten und dicke Abgaswolken in den gleißenden Himmel stiegen. Sand stob auf, wenn der Bohrer rotierte, und der Wind trug ihn davon. Es war langweilig und erregend zugleich – langweilig, weil er nur zusehen konnte und wenig von dem verstand, was da vor sich ging, und erregend, weil trotz allem sein eigenes Schicksal damit verknüpft war.
    Er war erschöpft, als er abends zurückkam, von der Hitze und vor allem vom Nichtstun. Block ließ sich nicht blicken und war am Telefon so wortkarg, dass Markus es schließlich aufgab. Das ungute Gefühl, dass die Dinge im Begriff waren, ihm zu entgleiten, stieg in ihm hoch, doch er kämpfte es nieder und ging duschen.
    Er war gerade fertig, als es klingelte. Eines der Mädchen machte auf und verschwand hastig, als Markus, nur mit einem Handtuch um den Hüften, ankam. Doch es war nicht Block, es war ein Mann, den er noch nie gesehen hatte. Ein Amerikaner, der ihm die Hand hinstreckte, ohne sich an seiner Erscheinung zu stören. »Jim ist mein Name«, sagte er. »Wir sind Nachbarn.« Er trug ein ärmelloses T-Shirt, das tätowierte Oberarme freilegte; davon abgesehen wirkte er wie ein Buchhalter mit beginnendem Haarausfall. »Endlich erwische ich Sie mal. Sie sind viel unterwegs, was? Sagen Sie – ich mache heute Abend mit ein paar Freunden ein Barbecue und wollte Sie fragen, ob Sie nicht

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