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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Stellenangebot der CIA .« Er wendete gelassen die Steaks, eines nach dem anderen. »Eine Laufbahn, die kaum ein Thrillerautor in ein Buch übernehmen würde, schätze ich. Tatsächlich aber eher die Regel als die Ausnahme.«
    Markus holte tief Luft. »Okay. Und was jetzt? Jetzt wollen Sie mich als Agenten anwerben, nehme ich an.«
    »Ich will zunächst einfach nur mit Ihnen reden.«
    »Zunächst?«, wiederholte Markus argwöhnisch.
    »Von Wirtschaftsfachmann zu Wirtschaftsfachmann. Sie haben auch Wirtschaft studiert, soweit ich weiß.« Taggard lud sich ebenfalls ein Steak auf einen Teller und wechselte ins Deutsche. »Wir können übrigens Deutsch sprechen. Ich habe längere Zeit in Europa gearbeitet und hatte viel in Deutschland zu tun.«
    Markus war beeindruckt. Taggard sprach das fließendste Deutsch, das er je aus dem Mund eines Amerikaners gehört hatte. »Von mir aus muss das nicht sein.«
    »Für alle Fälle«, beharrte der hagere Mann. »Ich schätze, der saudische Geheimdienst hat mit Deutsch erheblich mehr Probleme als mit Englisch.« Er hängte die Steakzange an einen Haken am Grill und deutete auf eine etwas entfernt stehende Sitzgruppe. »Kommen Sie, gehen wir dort hinüber, damit die anderen sich auch an den Grill trauen. Es wäre schade um die Steaks.«
    Das Steak schmeckte hervorragend, die Salate ebenfalls, nur die Soßen hätten etwas herzhafter sein können. Das Bier war amerikanisches Bier – eine bittere, dünne Brühe also, die einem Deutschen höchstens höfliche Duldung abnötigen konnte –, aber in dieser Situation war Markus das nur recht. Er würde einen klaren Kopf brauchen können.
    »Haben Sie sich schon einmal gefragt«, begann Taggard nach den ersten Bissen, »warum Erdöl eigentlich so billig ist?«
    Markus sah auf. »Billig? Alle Welt jammert immer, es sei so teuer.«
    »Ich bitte Sie«, erwiderte Taggard ungnädig. »Die Masse der Menschen hat erbärmlich wenig Ahnung von Wirtschaft und fällt auf jede Milchmädchenrechnung herein, das wissen Sie so gut wie ich.«
    »Man muss nicht viel rechnen dabei. Die Zapfsäule an der Tankstelle zeigt immer an, was es kostet, und es wird jedes Jahr mehr.«
    »Gut. Ich darf Ihnen das mal vorrechnen, in Ordnung?« Taggard nahm eine der noch ungeöffneten Bierdosen in die Hand. »Sagen wir, das sei ein Liter Erdöl. Was kostet der hier, wo er aus dem Boden kommt? Der Barrel um die zwei Dollar. Ein Barrel sind 159 Liter, macht also etwa 1 , 2 Eurocent, die dieser Liter Öl gekostet hat, wenn er aus der Erde in einen saudischen Vorratstank gelangt ist.«
    Markus betrachtete die grünliche Dose Budweiser nachdenklich. Etwas mehr als einen Cent ? Das war wenig. »Okay«, sagte er. »Und weiter?«
    Taggard schob die Dose ein Stück weit über den Tisch. »Nun wird unser Liter durch eine Überlandpipeline meerwärts gepumpt, beispielsweise zum Hafen Ras Tanura. Dort hat an einem der Seeterminals ein Tanker festgemacht, ein VLC C , wie man sagt, ein very large crude carrier . Er kann 300000 Tonnen laden, und unser Liter ist dabei.« Er ließ die Dose einen kleinen Spalt im Tisch überspringen. »In dem Moment, in dem er an Bord fließt, ist er auf einmal, sagen wir, 18 Eurocent wert. Zu diesem Preis hat die Ölhandelsfirma, die den Tanker gechartert hat, das Öl eingekauft, und zwar schon Monate vorher. Ein Termingeschäft. Je nachdem, wie sich der Ölpreis an den Rohstoffbörsen entwickelt, ein gutes oder ein schlechtes.«
    Markus nickte. »Klar.« Von all diesen Dingen hatte er schon gehört oder gelesen, sich aber weiter nicht darum gekümmert. Der Handel mit Öl, das war nicht ihr Job. Ihr Job war es, das Zeug zu finden.
    Taggard ließ die Dose langsam weiterwandern und dabei leichte, schaukelnde Bewegungen machen. »Unser Liter schippert jetzt aus dem Persischen Golf ins Rote Meer. Die Charter eines solchen Tankers kostet zwischen 18000 und 23000 Dollar am Tag, die Durchfahrt durch den Suezkanal 305000 Dollar Gebühr. Die Fahrt bis Rotterdam dauert 25 Tage, an Treibstoffkosten fallen noch einmal 315000 Dollar an, und an Hafengebühren kommen etwa 130000 Dollar dazu. Insgesamt etwas über eine Million Euro Kosten – was für unseren kleinen Liter irgendwo in den riesigen Tanks aber gerade mal mit 0 , 3 Cent zu Buche schlägt.«
    »Er kostet jetzt also 18 , 3 Cent«, bestätigte Markus, der sich zu fragen begann, worauf Taggard eigentlich hinauswollte.
    »Genau. In Rotterdam wird der Tanker leergepumpt, was etwa 36 Stunden dauert. Unser Liter

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