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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Kernverschmelzungsprozesse abliefen, aus denen sie ihre Energie bezog.
    Er kannte sich mit all diesen naturwissenschaftlichen Dingen einfach zu wenig aus. Physik, Chemie und all das, das war schon in der Schule nicht so sein Ding gewesen. Und nun zeigte sich, dass so ein Rückstand schwerer aufzuholen war, als Block oder er sich das vorgestellt hatten.
    Insbesondere, wenn man wie er eigentlich ständig müde war.
    Block dagegen schien nie müde zu sein. »Die Mikroschlote transportieren das Öl aus der Tiefe nach oben«, erklärte er ihm und kritzelte entsprechende Skizzen. »Durch Kapillarwirkung oder Osmose – so ähnlich, wie sich das Papier von Kaffeefiltern vollsaugt, verstehen Sie? Und in den Sedimentschichten sammelt es sich dann an, ich vermute durch deren eigene Sogwirkung.«
    »Aber dann müssten sich Ölfelder ja immer wieder auffüllen«, gab Markus zu bedenken.
    Block nickte. »Das passiert auch. Man nennt dieses Phänomen Refilling . Hat man im Golf von Mexiko beobachtet, bei den Gasquellen in Oklahoma und im Mittleren Osten auch. Die Wissenschaft hat dafür bislang keine Erklärung, kümmert sich aber aus Gründen, die ich nie begreifen werde, weiter nicht sonderlich darum.« Er machte eine Handbewegung, als wolle er das alles beiseitewischen. »Was genau passiert, weiß ich auch noch nicht. Kann sein, man macht beim Anbohren eines solchen Feldes etwas falsch; etwas, das die Mikroschlote verschließt, blockiert, verschlammt, was weiß ich. Aber das ist auch nicht so wichtig, denn das Refilling geht sowieso zu langsam, als dass es wirtschaftlich interessant wäre. Nein, ich will ja tiefer runter, bis zu den Petroleonten selber. Verstehen Sie? Die sind die Quelle.«
    »Heißt das, dass man nur durch die leeren Ölfelder hindurch tiefer bohren muss?«, wollte Markus wissen. »So einfach kann das doch nicht sein.«
    »So einfach ist es auch nicht. Da kommen eben die Mikroschlote ins Spiel. Die sind offenbar im Stande, das Öl über weite, weite Distanzen zu leiten. Schon ein ganz geringer Winkel zur Senkrechten bedeutet eine große Entfernung, wenn die Tiefe entsprechend ist. Denken Sie an Diamanten. Das sind Kristalle aus reinem Kohlenstoff, zu deren Entstehung ein Druck erforderlich ist, wie er erst in mindestens hundertvierzig Kilometer Tiefe herrscht. Was übrigens beweist, dass so tief im Erdmantel Kohlenstoff vorhanden sein muss – meine Ausgangsthese, wie Sie sich erinnern werden. Kümmert die Akademiker aber auch nicht.«
    Markus begann, die Umrisse von Blocks Theorie zu verstehen. Es war deren Umsetzung in die Praxis, die ihm Schwierigkeiten machte.
    »Also kommt es darauf an, die Mikroschlote und ihren Verlauf ausfindig zu machen?«, fragte er.
    »Exakt.« Block nickte, ganz der zufriedene Lehrer.
    »Und«, fragte Markus weiter, »wie geht das?«
    Blocks Blick verschloss sich. »Tja. Das ist eben noch hochgradig intuitiv. Das war es, was ich meinte, als ich gesagt habe, die Methode ist nicht fertig entwickelt. Sie haben bestimmt bald raus, wie das geht – wenn Sie dabei sind, mir oft genug zusehen … Aber Intuition, das ist halt nichts, was man patentieren kann.« Er starrte auf einen Punkt am entferntesten Ende des Raums, als dürfe er ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. »Es gibt bestimmt eine schlüssige Formel. Ich bin mir sicher, dass es die gibt. Ich hab sie bloß noch nicht gefunden. Aber wenn wir sie finden … dann haben wir sie alle im Sack. Alle. Dann gehört uns die Welt.«
    Endlich rang sich Block zu einer Entscheidung durch und legte drei Stellen für erste Probebohrungen fest.
    Teams von Saudi- ARAMCO rückten an, mit schwerem Gerät und Fachleuten – überwiegend Filipinos, Inder und Pakistani sowie einige Araber aus anderen arabischen Ländern –, denen Erfahrung, Routine und Professionalität aus allen Knopflöchern sprühten. So traten sie Block und Markus auch erst mit spürbarer Herablassung gegenüber, doch als der alte Österreicher die Maschinen begutachtete, mit ihnen fachsimpelte und von seinen Erfahrungen bei den Bohrungen vor Java erzählte, die zu den ersten Off Shore -Erschließungen überhaupt gehört hatten, gewann er ihre Sympathie und ihren Respekt.
    »Gute Leute«, meinte Block, als sie abends zurückfuhren.
    Markus hatte nichts zu erzählen gehabt und sich folglich darauf beschränkt, zuzuhören und zuzuschauen. Ihm war ein Araber aufgefallen, der alles nur distanziert verfolgt hatte. Wie jemand, dem nicht gefällt, was vor sich geht, und der sich

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