Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
betrachtete die schießschartenartigen Fenster, zu schmal, als dass sich jemand hätte hindurchzwängen können, aber trotzdem vergittert. Die Wände schienen aus massivem Beton zu sein und fielen leicht ab. Ein Bunker, mit anderen Worten.
Okay . Markus stieg aus.
Kapitel 29
Vergangenheit
Z ur nächsten Besprechung mit den Leuten von Saudi ARAMC O erschien Block mit Karten voller geheimnisvoller Zeichen und Linien, aus denen er fünf neue Stellen herauslas, an denen sie bohren sollten. Die drei bereits begonnenen Bohrungen dagegen seien fortzusetzen und so tief zu treiben, wie sie nur konnten.
»Er sagt«, übersetzte der Dolmetscher den auf Arabisch vorgebrachten Einwand eines Geologen, »dass das keinen Sinn habe. Es gibt dort kein Öl.«
»Woher weiß er das?«
Ein kurzer Redewechsel. »Es ergibt sich aus der geologischen Formation.«
»Wir werden tiefer bohren als diese Formation.«
Diesmal, so fiel Markus auf, wartete der ungnädig dreinschauende Araber nicht auf die Übersetzung, sondern redete sofort auf den Dolmetscher ein.
»Er sagt«, erklärte der, »das mache erst recht keinen Sinn. Es kann unterhalb von sechstausend Metern kein Öl geben.«
»Und woher weiß er das?«
»Es ergibt sich aus der Art und Weise, wie Öl entsteht. Man nennt die Tiefe zwischen etwa zweitausend und sechstausend Metern das ›Ölfenster‹.«
Block beugte sich vor. »Hat man an den Stellen, die ich Ihnen genannt habe, irgendwann schon einmal gebohrt?«
»Nein.«
»Also weiß man es nicht, oder? Man vermutet nur auf Grund von Theorien.« Block lehnte sich zurück. »Und ich habe eine andere Theorie. Aus diesem Grund bin ich hier.«
Schließlich zogen die Männer ab, murrend und zweifelnd.
Markus berichtete Block von seiner Beobachtung, worauf dieser nur meinte: »Natürlich, die verstehen alle Englisch. An der hiesigen Öluniversität ist Englisch die Unterrichtssprache; es kriegt keiner einen Abschluss, der kein Englisch spricht.« Er rollte seine Karten zusammen. »Egal. Ich glaube, diesmal klappt es. Wir müssen bloß in Evidenz halten, dass sie auch an genau den richtigen Stellen bohren. Am besten fährt ihnen jemand nach und vergewissert sich.«
»Gut.« Markus nickte. »Ich sag unseren Technikern Bescheid.«
»Vielleicht sollten wir das sogar selber machen.« Block zog einen Briefumschlag hervor. »Hat Thurber Ihnen diese Ochsenpost auch geschickt? Widerlich. Schmierenreporter, elendige.«
Markus hatte nichts dergleichen bekommen. Es waren Kopien von Zeitungsausschnitten. Die Presse berichtete zunehmend negativ über den »Ölguru« und seine Misserfolge.
»Woher wissen die überhaupt davon?«, wunderte er sich. Die Saudis hatten auf strikter Geheimhaltung bestanden.
»Irgendein Schlawiner redet immer.«
»Oder es ist eine Kampagne. Man will Sie diskreditieren.«
Block zerriss die Kopien und stopfte sie zurück in den Umschlag. »In Brasilien wären wir längst fündig. Im Atlantik vor Rio de Janeiro liegt ein riesiges Ölfeld, da bin ich mir absolut sicher. Und hier fretten wir uns ab …«
Sie hatten einige Male per abhörsicherem Satellitentelefon mit den Konstrukteuren in den USA konferiert, und der neueste Stand war, dass zwei Prototypen kurz vor der Fertigstellung standen und spätestens Ende September nach Brasilien verschifft werden würden. »Ich hätte dabei bleiben sollen, den Auftrag abzulehnen. Von vornherein. War nie gut, wenn ich nicht auf meinen Instinkt gehört habe.«
Markus hatte das nervenzehrende Gefühl, dicht davor zu sein zu kapieren, was in Wirklichkeit vor sich ging. »Vielleicht war es doch eine Falle. Die Saudis wollen verhindern, dass Sie anderswo Öl finden.«
Block schob kampflustig das Kinn vor. »Die werden sich noch wundern.«
Aber die neuen Bohrungen fanden kein Öl. Keine der fünf.
Genauso wenig wie die ersten drei, die inzwischen bis in eine Tiefe von siebentausend Metern gelangt waren.
Block bestand darauf, jeden Tag höchstpersönlich zu einer der Bohrstellen zu fahren, Fahrten, die mehrere Stunden dauerten. In der brennenden Mittagshitze, die einem das Hirn im Schädel verdörrte, stieg er auf dem Bohrgestänge herum, kontrollierte den Zustand der Meißel, den Auswurf, die Spülrückstände.
Bei einer dieser Inspektionen fiel Markus ein Saudi auf, den er zuvor noch nie gesehen hatte und vor dem die anderen ziemlichen Respekt, wenn nicht gar Angst zu haben schienen. Ein Prinz, erklärte ihm der Dolmetscher flüsternd, als er nachfragte. Er nannte auch den
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