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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Persische Golf: eine zerklüftete Absenkung. In Oman hügeliges Bergland. Flache Wüsten in Saudi-Arabien. Öl findet sich in unterschiedlichsten Gesteinsarten unterschiedlichen Alters, unter verschiedensten Deckschichten. Diese Gegenden sind alle so verschieden voneinander, dass auch in der Vergangenheit – als angeblich das Öl aus Ablagerungen entstanden ist – völlig unterschiedliche Bedingungen hinsichtlich Klima und Vegetation geherrscht haben müssen. Und trotzdem ähnelt sich, wenn man es chemisch detailliert untersucht, alles Öl, das man in dieser Region findet. Seltsam, finden Sie nicht?«
    »Stimmt«, bestätigte Markus, ganz erschlagen vom Redefluss seines Partners. Er war beeindruckt, doch. Allmählich bekam er eine Ahnung davon, wie es gewesen sein musste, als Block damals bei sich zu Hause nach Öl gebohrt hatte, gegen alle Widerstände und unbeirrbar und mit einer Beharrlichkeit, die an Wahnsinn grenzte.
    »Noch etwas …« Block senkte seine Stimme. »Etwas, das Sie wissen sollten. Ich weiß nicht, ob ich es erwähnt habe – damals, als ich das Öl auf meinem Hof aufgespürt habe, habe ich auch eine Art Tagebuch geschrieben. Es war ein erster Versuch, die Grundzüge meiner Methode aufzuschreiben, in Formeln und Regeln zu packen und so weiter. Das muss alles noch zu Ende entwickelt werden, das habe ich Ihnen ja gesagt, aber …« Er deutete auf das Chaos ringsumher. »Wir stehen vor dem Durchbruch. Ich fühle es. In den verfügbaren Daten liegt ein Muster verborgen, und ich bin dicht davor, es zu entdecken.« Er ballte die Faust, sah Markus triumphierend an. »Aber dass die Methode im Grundsatz funktioniert, habe ich in South Dakota ja wohl endgültig bewiesen, nicht wahr? Dieses Wissen darf nicht verloren gehen«, fügte er eindringlich hinzu. »Auch nicht, wenn mir etwas zustoßen sollte …«
    »Aber –«, begann Markus.
    »Nein, hören Sie zu. Erinnern Sie sich an den Tag nach meinem Vortrag auf dieser Idiotenkonferenz in Chicago? Wir haben am Abend im Motel unsere Zusammenarbeit verabredet, und am nächsten Tag habe ich Sie gebeten, nach Cleveland hineinzufahren. Nicht wahr?«
    Markus nickte. »Ja. Sie mussten irgendwas Geheimnisvolles erledigen.«
    »Ich habe im Touristenbüro nach einer Firma gefragt, die Schließfächer vermietet. Gibt es in den USA fast überall. Dort habe ich meine Unterlagen deponiert.« Block hob entschuldigend die Hände. »Weil ich misstrauisch war, ich gebe es zu. Aber jetzt will ich Ihnen das Versteck anvertrauen, für alle Fälle.«
    »Oh«, sagte Markus.
    Block beugte sich zu ihm. »Sie müssen mir versprechen, dass Sie, wenn ich es nicht mehr kann, die Unterlagen bergen und die Methode auf eigene Faust zu Ende entwickeln.«
    Markus sah ihn erschüttert an. Ihm wurde auf einmal klar, dass er dem alten Mann viel bedeuten musste. Er fühlte sich schuldig, weil er bereit gewesen war, ihn zu hintergehen.
    »Ich verspreche Ihnen, dass Ihre Methode nicht verloren gehen wird«, sagte er bedächtig. Als spreche er einen Schwur. »Dass ich alles tun werde, um das zu verhindern.«
    Noch während er das sagte, spürte er, dass ihm umgekehrt auch Blocks Vertrauen viel bedeutete. Er war nicht nur der Sohn, den Block nie gehabt hatte – Block war ihm auch ein Vater geworden, wie er ihn sich gewünscht hätte: Jemand, der ihn ernst nahm, der etwas mit ihm gemeinsam machte, der Hoffnungen in ihn setzte. Anstatt, wie sein leiblicher Vater, immer in Gedanken woanders zu sein, so beschäftigt damit, eine abstrakte »Menschheit« zu retten, dass er überhaupt nicht merkte, wie seine eigene Familie litt …
    »Gut«, sagte Block und winkte ihn noch näher heran. »Also, dann merken Sie sich den Namen der Firma, die Schließfachnummer und vor allem das Passwort …«
    Gegenwart
    E s war später Nachmittag, als Markus in Cleve land ankam. Auf der Suche nach dem Parkplatz, zu dem ihn Block damals dirigiert hatte, fuhr er am Gelände der Firma SecureBox vorbei und sah, dass es direkt vor dem festungsartig anmutenden Gebäude eine Reihe von Kundenparkplätzen gab, alle frei.
    Er parkte, stellte den Motor ab und betrachtete die graue Fassade vor sich. Zwei Monate. So lange hatte er unter dem Strich für die Strecke von New York bis Cleveland gebraucht. Während des Fluges hatte er ausgerechnet, dass das eine Geschwindigkeit von anderthalb Stundenkilometer ergab, selbst wenn man nur acht Stunden Fahrzeit pro Tag rechnete. Er hätte zu Fuß gehen können und wäre eher da gewesen.
    Er

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