Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
kümmern.
Danach stand Markus da, mitten im Chaos, und fühlte sich unangenehm hilflos und verloren. Er wusste nicht, was er nun tun sollte. Was ausgesprochen peinlich war: Er war der Vizepräsident von Block Explorations , und eine Menge Leute standen bereit, auf seine Anweisungen hin zu handeln.
Wenn er nun gewusst hätte, was für Anweisungen er ihnen geben sollte.
Er atmete durch. Nur die Ruhe. Das war jetzt ohne Zweifel eine Bewährungsprobe, aber er war entschlossen, sie zu bestehen. Was war zu tun? Auf jeden Fall würde er die Stellung halten. Der saudischen Polizei Druck machen. Vielleicht meldeten sich Blocks Entführer mit Forderungen; dann musste jemand mit ihnen verhandeln …
Obwohl – Blocks Entführer würden ihre Forderungen wahrscheinlich direkt an ihr Opfer richten. Die Methode, darum ging es. Nicht um Geld oder politische Forderungen. Davon konnte man ausgehen.
Markus durchwanderte das Haus und verließ es durch die hintere Tür, die auf eine kleine, von Mauern geschützte Terrasse führte. In einer Ecke stand ein altes Fass mit größtenteils abgeschabter Beschriftung, in dem – Asche war.
Sie roch ganz frisch. Was hatte das zu bedeuten? Markus fischte aus den nicht ganz verbrannten Resten ein Stück einer Landkarte heraus, die einen Teil von Saudi-Arabien zeigte, bedeckt mit sinnverwirrend vielen Linien, Symbolen und Zahlen, allesamt von Hand geschrieben und, wie es aussah, in großer Eile.
Markus betrachtete das Fundstück ratlos. Nichts von dem, was Block ihm mühsam beizubringen versucht hatte, fand er hier wieder: Die Linien waren nicht die, mit denen Block seine ominösen »Zusammenhangfelder« zu zeichnen pflegte, die Symbole hatte Markus noch nie gesehen, und die Zahlen sagten ihm nichts. Trotzdem war der Anblick beeindruckend; eine Art inbrünstiger Energie ging davon aus. Er konnte sich bildhaft vorstellen, wie Block spät nachts über dieser Karte gesessen und fieberhaft darauf herumgekritzelt hatte …
Und jemand hatte das alles verbrannt. Warum?
Er ging außen um das Haus herum, das Fundstück an spitzen Fingern tragend. Vorn an der Straße waren etliche Wagen eingetroffen. Männer waren dabei, den Tatort mit Markierungsbändern abzusperren, jemand schleppte einen schweren Instrumentenkoffer zur Haustür.
»Mister Westman?«
Ein Saudi trat auf ihn zu, gekleidet in das weiße, hemdähnliche Gewand, das dishdasha hieß, wie Markus gehört hatte, und mit einer rot-weißen kafiya auf dem Kopf. Sein Blick war befehlsgewohnt.
»Ja«, sagte Markus.
Der andere nannte seinen Namen, viel zu schnell, als dass Markus ihn sich hätte merken oder ihn auch nur verstehen können – »Abdul« kam darin vor, so viel bekam er mit –, und fuhr fort: »Ich komme im Auftrag der Saudi ARAMCO , um Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Auftrag ab heute beendet ist. Die vereinbarten Tagessätze sowie noch nicht erstattete Spesen werden Ihnen in den nächsten Tagen überwiesen.« Er machte eine einladende Geste zu einem mit offener Tür wartenden Wagen. »Ich werde Sie nun zu Ihrem Haus begleiten und Ihnen beim Packen helfen.«
Später
T aggard blieb in Saudi-Arabien, um den Spuren Blocks zu folgen und dem Geheimnis seiner Methode auf den Grund zu gehen. Die Hinweise waren spärlich, sie zu einem Bild zusammenzusetzen schwierig. Das Interesse seiner Vorgesetzten an dem Fall ließ rasch nach, und unter den Leuten, die in der Erdölindustrie tätig waren, ließ sich schon bald niemand mehr finden, der zugab, sich je für Block interessiert zu haben.
Doch Taggard machte weiter. Steinchen für Steinchen setzte er das Puzzle zusammen. Er forderte Gefallen ein, nutzte Verbindungen, bettelte sogar, wenn es nötig war. Allmählich formte sich ein Bild, doch es war ein Bild, das ihm nicht gefiel. Die einzige Unbekannte darin allerdings blieb die Frage, wozu man Block nach Saudi-Arabien geholt hatte.
Wahrscheinlich war er jedoch der Einzige, der sich das fragte. Die Untersuchungen im Fall Block waren längst zu seinem Privatvergnügen geworden. Taggards Bitte um Verlängerung seines Einsatzes in Riyadh wurde abgelehnt; man erwartete von ihm, an seinen alten Posten zurückzukehren und sich wieder mit der europäischen Wirtschaft zu befassen.
Zwei Tage vor seinem bereits gebuchten Rückflug ereignete sich die Explosion, die den Hafen Ras Tanura so schwer beschädigte, dass auf Monate hinaus kein Öl würde verschifft werden können. In den Straßen Riyadhs meinte Taggard eine unruhige Stimmung zu spüren, als
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