Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
er sich am Tag darauf noch einmal zur Familie seines Freundes Hamid Al-Shamri begab, um sich zu verabschieden.
Als er ankam, hatte Hamids Vater Musaed bereits Besuch: seinen jüngeren Bruder Tareq, der in der saudischen Ölindustrie arbeitete, ein schlanker, schnauzbärtiger Mann, der zutiefst aufgewühlt wirkte. Als ihn sein Bruder dazu aufforderte, erklärte er dem amrikani , dem dieser offenbar vertraute, was tatsächlich hinter dem Vorfall am Hafen steckte. Mit jedem Satz, den Tareq sagte, vervollständigte sich das Bild, an dem Taggard gearbeitet hatte. Endlich verstand er.
Ihm war weh ums Herz, als er sich verabschiedete. Er würde diese Menschen niemals wiedersehen, das war ihm mit schmerzhafter Deutlichkeit bewusst.
Während des Rückflugs schrieb er seine Kündigung. Nachdem er den Brief zugeklebt und adressiert hatte – er würde ihn unmittelbar nach seiner Landung in den USA frankieren und einwerfen –, stellte er seinen Sitz zurück, schloss die Augen und dachte darüber nach, wie er es anstellen konnte, für einige Zeit vom Radarschirm seines künftigen Ex-Brötchengebers zu verschwinden. Dass das nicht leicht sein würde, war ihm nur zu klar. Andererseits kannte er die Tricks. Ein paar Monate, das würde schon reichen.
Kapitel 30
Vergangenheit
M ehr Ruhe als die paar Stunden unruhigen Schlafs während des Rückfluges nach New York war Markus nicht vergönnt. Am JF K warteten eine Limousine auf ihn sowie zwei breitschultrige Boten, deren Auftreten keinen Zweifel daran entstehen ließ, dass ihre höflich vorgetragene Einladung ein Befehl war.
Im Büro die schreckensbleichen Gesichter der Angestellten und eine Spannung in der Luft, als würden die metallischen Geräte auf den Schreibtischen jeden Augenblick Funken schlagen. Fast die gesamte Mannschaft von PPP saß im Besprechungsraum versammelt. Kiefer mahlten, Blicke blitzten, Füße scharrten, als Markus den Raum betrat. Es war wie vor einer Hinrichtung.
Sie ließen sich von ihm berichten, was in Saudi-Arabien vorgefallen war. Markus erzählte von den fehlgeschlagenen Bohrungen, von Blocks Verdacht, dass die Saudis ihre Untersuchungen manipulierten, und schließlich von dessen Entführung. »Ich habe auf der Herfahrt noch einmal mit der saudischen Polizei telefoniert«, schloss er. »Nach wie vor gibt es keine Spur, keine Nachricht, keine Forderungen. Im Moment ist völlig ungewiss, wie es ausgehen wird.«
Betretenes Schweigen, ungefähr eine Zehntelsekunde lang. Dann räusperte sich der Sprecher von PPP und sagte: »Betrüblich, durchaus. Doch wie auch immer es ausgehen wird, wir werden nicht dabei sein.« Seine Hände schoben Papiere umher, sein Blick durchbohrte Markus. »Mister Westman, hiermit üben wir unser vertraglich festgelegtes Recht aus, die Firma Block Explorations zu jedem uns geeignet erscheinenden Zeitpunkt aufzulösen, wenn wir den Erfolg unserer Investition nicht länger gewährleistet sehen. Das ist der Fall. Betrachten Sie sich also bitte als mit sofortiger Wirkung entlassen; dasselbe gilt für Mister Block sowie alle Angestellten, für Letztere selbstredend unter Beachtung der geltenden gesetzlichen Vorschriften.« Er faltete die Hände. »Das wäre alles.«
Der Mann beherrschte die Kunst, etwas so zu sagen, dass man das Gefühl bekam, er habe mit einem Vorschlaghammer zugeschlagen. Markus hatte allerdings mit einer derartigen Wendung gerechnet und sich gewappnet. Dies war ein Kampf, eine ganz und gar archaische Angelegenheit. Er gegen deren Häuptling. Und sein Gegner hatte eine Menge blutiger Skalps am Gürtel hängen.
»Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?«, entgegnete Markus, hoffend, dass es herablassend klang, besser noch arrogant.
Silberne Augenbrauen hoben sich. »Wenn man wirtschaftlichen Erfolg will, muss man ab und zu harte Entscheidungen treffen. Wir ziehen nur längst fällige Konsequenzen.«
»Nein. Sie machen einen schweren Fehler.«
»Den haben wir gemacht, als wir den ersten Dollar in Sie investierten«, erwiderte sein Gegenüber.
Touché. Er hatte ihn aus der Reserve gelockt. Ihm die Haut geritzt.
»Sie machen den Fehler«, wiederholte Markus, »in Panik zu geraten und damit auf eine gezielte Kampagne hereinzufallen. Nichts anderes war der Auftrag der Saudis nämlich. Er hatte das Ziel, die Bedrohung des saudischen Monopols auf dem Ölmarkt auszuschalten, die Block und seine Methode darstellt.«
Ein vernichtender Blick. »Sie haben beinahe vier Monate in Saudi-Arabien zugebracht. Keine
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