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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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einzige Probebohrung in dieser Zeit war erfolgreich. Wobei uns bekannt ist, dass diese Bohrungen in Gegenden angesetzt wurden, von denen man wusste , dass dort kein Öl sein konnte.«
    »Nun begehen Sie außerdem noch einen Logikfehler«, stellte Markus fest. »Denn bekanntlich ermöglicht es die Block-Methode, Öl zu finden, wo die traditionelle Theorie nicht mal welches vermutet. Logischerweise muss man, wenn man dieser Methode folgt, gerade in solchen Gegenden bohren.«
    »Sie haben aber kein Öl gefunden.«
    »Weil unsere Untersuchungen sabotiert wurden, wie Block herausgefunden hat.« Markus wandte sich an die ganze Runde: »Meine Damen und Herren, überlegen Sie doch: Die Saudis können nicht daran interessiert sein, ihre Position als Preismacher des Erdöls einzubüßen!«
    »Diese Position wäre durch weitere Ölfunde auf saudischem Gebiet nicht gefährdet gewesen«, wandte eine kleine blonde Frau mit kalten grünen Augen ein.
    Markus nickte. »Richtig. Wohl aber durch jemanden, der überall auf der Welt Öl finden kann.«
    »Mister Westman«, zog der Sprecher die Diskussion wieder an sich, »wir sind offen gestanden nicht mehr davon überzeugt, dass Mister Block so jemand ist oder war.«
    »Dann hat die Kampagne der Saudis bei Ihnen genau das bewirkt, was sie bewirken sollte.«
    Der Mann neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Es bleibt Ihnen unbenommen, das so zu sehen, wenn Sie wollen. Aber es ändert nichts an unserem Beschluss.«
    Markus hatte es mit einem harten Brocken zu tun. Wenn er noch gewinnen wollte, blieb ihm nur, voll auf Risiko zu gehen.
    Warum auch nicht? Er beugte sich vor. »Entschuldigen Sie, Sir – würden Sie mir bitte Ihren Namen verraten?«
    Der Sprecher runzelte die Stirn. »George Gardiner«, sagte er zögernd.
    »Danke.« Markus stand auf, ging bedächtigen Schritts ans Fenster, wo ein paar Bleistifte und Notizblöcke lagen, und machte sich unter den verdutzten Blicken der PPP -Leute seelenruhig Notizen. »Gardiner mit i? Also nicht wie garden , sondern …«
    »Mit i, ja«, erwiderte der Sprecher unwirsch. »Mister Westman, ich muss Sie jetzt wirklich bitten –«
    »Gleich. Ich gehe gleich. Ich möchte nur sicherstellen, dass ich Ihren Namen dereinst in meiner Autobiografie richtig schreibe. Wissen Sie, ich finde, Ihnen steht in der Galerie berühmter Fehlentscheidungen ein angemessener Platz zu. Sie wissen schon – der Schallplattenmanager, der die Beatles ablehnte. Der Verleger, der Harry Potter nicht wollte. Der Softwareboss, der die IBM zu Bill Gates weiterschickte. Diese Art Entscheidungen meine ich.«
    Gardiner hatte sich rasch gefangen. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Sie gehen jedenfalls mit fliegenden Fahnen unter, das muss man Ihnen lassen, Westman.«
    »Ich gehe nicht unter, ich fange gerade erst an«, erwiderte Markus, ohne aufzusehen. »Sie werden sich noch wundern. Denn selbstredend mache ich mit Blocks Methode da weiter, wo er aufhören musste, und an Investoren, glauben Sie mir, herrscht kein Mangel …«
    »Schön«, entgegnete Gardiner, »dann schlage ich vor, dass Sie sich an die wenden und uns künftig –«
    »George«, unterbrach ihn ein schmaler, weißhaariger Mann, der deutlich älter als Gardiner war. Markus wusste, dass sein Name John Hay Aldrich war. Er hatte immer den Verdacht gehabt, dass er es war, auf den bei PPP alle hörten. »Einen Moment noch. Junger Mann«, wandte er sich an Markus, »der bisherige modus operandi war, dass die Methode für einige Zeit Mister Blocks Geschäftsgeheimnis bleiben sollte. Darauf hat er, wie ich mich erinnere, sehr großen Wert gelegt. Kann ich Ihrer Äußerung entnehmen, dass Sie das Geheimnis der Methode inzwischen kennen?«
    Markus nickte, ohne zu zögern. Bloß nicht zögern jetzt. »Er hat es mir anvertraut.«
    Aldrich sah Gardiner an und meinte: »Wir haben so viel Geld investiert, eine Chance sollten wir der Sache vielleicht doch noch geben, was meinen Sie?« Worauf der Sprecher unwillig das Gesicht verzog.
    In diesem Augenblick fiel Markus ein Spruch ein, den einer der Vertreter, mit denen er in seinen ersten Monaten bei Lakeside and Rowe Deutschland gereist war – ein alter Kämpe auf dem Gebiet geschäftlicher Verhandlungen –, stets gebraucht hatte: Wenn du etwas erreichen willst, dann fordere das Doppelte vom Äußersten. Auf keinen Fall, erkannte er, durfte er sich mit dem begnügen, was sie ihm von sich aus zu geben bereit waren. Er war gerade in der Offensive, und er musste es

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