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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gleich in Panik machen müsste.« Er faltete die Papiere auseinander. »Hier. Ich habe gestern ein wenig gerechnet. Das sind die Ölstatistiken von 2004 . Danach reicht das Öl noch bis 2052 . Ohne Ihr Ghawar geht es vielleicht schon 2050 aus oder 2048 – okay. Alles kein Grund, um jetzt kopflos zu werden.«
    Anstätter würdigte die Zahlenkolonnen nur eines flüchtigen Blicks. »Das können Sie vergessen«, sagte er. »Das sind alles Milchmädchenrechnungen. So einfach funktioniert das Ölgeschäft nicht.«
    »Aha. Sondern?«
    »Zum Beispiel sind alle Angaben über vorhandene Reserven, die aus Staaten der OPEC stammen, zweifelhaft und ziemlich sicher übertrieben.« Er verschränkte die Arme. »Die OPEC -Staaten haben auf ihren Konferenzen immer um möglichst hohe Quoten gerungen, weil sie möglichst viel Geld kassieren wollten. Und das wichtigste Kriterium in den Vereinbarungen des Kartells waren die Reserven, die ein Land vorzuweisen hatte. Je größer die Reserven eines Landes, desto höher sein Anteil an der vereinbarten Gesamtförderung. Also haben diese Staaten fleißig Entdeckungen gemeldet, die überhaupt nicht gemacht worden waren. Seit 1983 zählt der Irak zum Beispiel ein großes Feld östlich von Bagdad zweimal – ein Wachstum um 11 Milliarden Barrel. Leider nur auf dem Papier, aber wen interessiert das? 1985 hat Kuwait seine gesamten Reserven verdoppelt, einfach so. Sie werden keinen Ölingenieur finden, der weiß, wo dieses neue Superölfeld sein soll. Dasselbe in Venezuela, in den Emiraten, dem Iran, Saudi-Arabien … Sie müssen wenigstens dreihundert Milliarden Barrel von Ihrer Summe abziehen. Das ist Öl, das nie existiert hat.«
    Werner sah konsterniert auf seine Zahlen. »Das ist ja allerhand.«
    »Um diese Praxis zu vertuschen, veröffentlicht die OPEC seit 1983 überhaupt keine Daten über einzelne Ölfelder mehr. Sonst hätte ja jemand auf die Idee kommen können, nachzurechnen. Ich habe mich immer gewundert, wieso das in den Nachrichten nie ein Thema war.«
    Dorothea verharrte still, erfüllt von einem bangen, eisernen Gefühl, unter dessen Last ihr Herz Mühe hatte, zu schlagen. Sie hatte auf eine harmlose Erklärung gehofft. Sie hatte Unangenehmes befürchtet. Doch nun ahnte sie, dass es in Wirklichkeit noch viel, viel schlimmer war, als sie sich hätte vorstellen können.
    »Trotzdem«, hörte sie Werner protestieren. Er hatte den Taschenrechner, ohne den er nie unterwegs war, hervorgezogen und tippte darauf herum. »Angenommen, Ihr Ghawar ist ausgefallen, und angenommen, es liefert tatsächlich sechzig Prozent des saudischen Öls – dann reden wir trotzdem nur von einem Rückgang der verfügbaren Ölmenge um sechs Prozent. Sechs Prozent, ich bitte Sie.«
    Anstätter schüttelte den Kopf. »Es ist egal, wie viel Prozent es sind. Entscheidend ist, dass, sobald Saudi-Arabien als swing producer ausfällt, der Peak Oil erreicht, also das globale Ölfördermaximum überschritten ist. In den letzten Jahren haben alle Ölförderländer am Maximum produziert, so viel sie konnten. Bis auf Saudi-Arabien. Die Saudis waren diejenigen, die immer so viel lieferten, wie nötig war, um die Preise stabil zu halten. Wenn sie das nicht mehr können, wird von da an die weltweite Ölförderung nur noch abnehmen, während der Bedarf ständig steigt. Können Sie sich vorstellen, was mit den Preisen geschieht? Für Öl? Für alles? Es ist die Mutter aller Krisen, auf die wir zusteuern.«
    »Andere Länder werden ihre Produktion steigern. Wenn der Ölpreis anzieht, werden Lagerstätten rentabel, die es bis jetzt nicht waren.«
    »In den USA ist all das gemacht worden. Trotzdem hat man nie mehr so viel gefördert wie im Dezember 1970 .«
    Werner schüttelte den Kopf, klatschte mit der flachen Hand auf seine Zahlenreihen. »Wieso denn? Es ist doch noch Öl da. Auch wenn der Bedarf steigt, okay, aber es ist doch noch jede Menge da – Milliarden von Litern!«
    »Das ist nicht der Punkt. Ja, wir haben erst ungefähr die Hälfte von allem Öl verbraucht, das es je gab. Aber«, sagte Anstätter und beugte sich vor, »das war die leicht zugängliche Hälfte. Das, was noch übrig ist, sitzt tiefer unten, ist schwieriger und kostspieliger zu fördern, befindet sich in rauen, unzugänglichen Gegenden. Klar wird man weiterhin Öl aus der Erde holen. Aber es wird weniger sein als bisher, und es wird teurer sein. Die endgültige Grenze ist erreicht, sobald Sie mehr Energie brauchen, einen Liter Öl zu Tage zu fördern, als

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