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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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davon.«
    So schwiegen sie. Jenseits der großen Fenster sah man die gewaltigen Flugzeuge rangieren, starten, landen. Millionen Menschen passierten diesen Flughafen, Tag für Tag. Wie all dies organisiert wurde, dass jeder dorthin gelangte, wohin er wollte, überstieg Abu Jabrs Vorstellungsvermögen. Fest stand nur eins: Das, was er hier sah, war eine Manifestation der gegenwärtig beherrschenden Kultur auf dieser Welt, einer Kultur, zu der kein Araber Relevantes beigetragen hatte.
    Es schmeckte bitter, dies zu denken. Aber er schmeckte hin, ließ sich durchdringen von der Wahrheit dieser Feststellung. Lernen, ja. Das war der Schlüssel.
    Ihr Flug nach Marrakesch wurde aufgerufen. Noch so eine bittere Angelegenheit: heimatlos zu sein, Flüchtling in einem fremden Land, der Gnade eines fremden Königs ausgeliefert. Aber alles ging reibungslos. Die Sitze waren bequem, Mandhur war wie immer begeistert, zu fliegen, und schlief bald nach dem Start ein, die Stirn gegen das kleine Fenster gelehnt.
    »Sag, meine Tochter«, begann Abu Jabr, nachdem Wasimah ihren Sohn hingelegt und mit einer Decke zugedeckt hatte, »da ist etwas, das mich interessieren würde …«
    Sie sah auf. »Ja?«
    »Was denkst du über Sonnenenergie?«
    »Es ist noch viel schlimmer, als wir gedacht haben«, sagte Werner, nachdem er zwei Stunden lang im Internet nach einschlägigen Informationen gesucht hatte.
    Julian war schon im Bett; als Dorothea ihm seinen Gutenachtkuss gegeben hatte, hatte er gefragt, ob sie beide Streit hätten, seit ihrer Rückkehr von ihrem Ausflug sei so eine komische Atmosphäre gewesen.
    Sie hatte ihn beruhigt, so gut sie es konnte. Nein, sie hätten keinen Streit. Aber Sorgen, ja. Julian hatte nicht gefragt, was für Sorgen, hatte nur gemeint, Sorgen hätte jeder mal, das kenne er auch. Er redete manchmal schrecklich altklug daher. Es wurde höchste Zeit für ein Geschwisterchen. Aber andererseits, wenn das mit dem Öl stimmte, dann war das viel zu riskant …
    Dass Markus ausgerechnet heute angerufen hatte! Andererseits – klar, am Sonntag. Er hatte sicher geglaubt, sie so am besten zu erreichen. In den USA also. Das hatte sie sich halb gedacht. Schade, dass sie ihn nicht hatte sprechen können; sie hätte gern mehr gewusst, was das alles sollte.
    Dann kam Werner die Treppe herunter, einen Stapel Ausdrucke in der Hand, und sie vergaß die Sorgen um ihren Bruder.
    »Anstätter hat Recht, aus Erdöl macht man auch Düngemittel.« Er ließ sich mit seinen Notizen auf den Couchsessel fallen. »Und Schädlingsbekämpfungsmittel. Felder, auf denen man konventionell anbaut, ohne all diese Mittel, bringen nur ein Achtel des Ertrags oder noch weniger. Um ein einziges Rind schlachtreif zu kriegen, braucht man alles in allem tausend Liter Öl – für die Erzeugung des Futters, den Antrieb der Maschinen und so weiter. Wenn das Öl ausgeht, heißt das, dass selbst in Europa die Nahrungsversorgung wieder zum Problem werden kann. Von der Dritten Welt ganz zu schweigen; dort, wo die Ernährung der Bevölkerung heute noch nicht gesichert ist, wird es zu unvorstellbaren Hungersnöten kommen.« Sein Blick ging ins Leere, sah Schreckliches. »Und zu Flüchtlingsströmen. Sie werden versuchen, zu uns zu kommen, in die reicheren Länder. Wenn du nichts mehr zu verlieren hast … Man kann es verstehen. Aber das heißt, die Welt wird auseinanderfallen. Es wird Krieg geben … Obwohl, wie will man Krieg führen ohne Treibstoff für Panzer, Kriegsschiffe, Flugzeuge?«
    Ein kalter Hauch schien auf einmal vom Fenster her zu wehen. Dorothea sah hinaus, über das weite, nachtdunkle Land unter ihnen, in dem Tausende von Lichtern glommen. Lichter, die demnächst ausgehen würden, wenn das alles stimmte.
    »Ich kann mir das nicht vorstellen«, flüsterte sie. »Das ist so … jenseits von allem.«
    Aber es war das, was ihr Vater immer gepredigt hatte. Eines Tages zerbricht diese ganze technische Zivilisation an ihrer Überdrehtheit , hatte er gesagt.
    »Medikamente sind ein anderes Problem«, fuhr Werner fort. »Ich habe eine Aussage gefunden, dass bei einem der großen Pharmakonzerne an die 150000 verschiedenen Produkte hergestellt werden, und das einzige, bei dem Erdöl keine Rolle spielt, ist Aspirin! Stell dir das vor – Hungersnöte, kein Sprit, um wenigstens ein paar Lebensmittel in die betroffenen Gebiete zu bringen, und dann nicht mal Medikamente gegen die Krankheiten, die auftreten werden. Das heißt, es wird zu Seuchen kommen, zu richtigen

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