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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Einnahmen aus dem Ölgeschäft angewiesen, also senkte man die Förderung nur bis an den Rand des roten Bereichs, bildlich gesprochen …«
    »Aber Saudi-Arabien ist doch irrsinnig reich?«, wandte Markus ein.
    »Das war es, in den Siebzigern. Doch man hat aus dem Reichtum nichts gemacht. Die königliche Familie hat das Geld mit vollen Händen verprasst, und damit das Volk nicht aufbegehrt, hat es auch ein bisschen davon abbekommen – Almosen, um die Menschen ruhigzustellen. Aber die Zukunftsaussichten waren schon vor den Unruhen alles andere als rosig. Saudi-Arabien hat die höchste Geburtenrate außerhalb von Afrika, Schulden in Milliardenhöhe und atemberaubend hohe Arbeitslosigkeit. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf erreicht kaum die Hälfte des ärmsten OECD -Lands. In all den Jahrzehnten hat man es nicht geschafft, neben der Ölindustrie irgendeine andere Art von Wirtschaft in nennenswertem Umfang aufzubauen. Zudem sind heute die Bildungseinrichtungen fest in den Händen der Geistlichkeit. Von drei Universitätsabschlüssen sind zwei in islamischer Theologie, und wenn Sie einen Elektriker brauchen, sind Sie verloren.«
    »Schulden? Die Ölscheichs?«
    »Das Land stand seit Jahren mit dem Rücken an der Wand. Und dann sind Sie aufgetaucht.«
    »Wir?«
    »Blocks Coup in South Dakota hat die Erdölpreise in den Keller getrieben. Irrealerweise, denn tatsächlich wurde ja nicht mehr Öl gefördert als zuvor. Aber so funktionieren die Rohstoffmärkte heutzutage. Die berüchtigte ›Ölschwemme‹ Ende der Neunziger war genauso ein Mythos, der nur auf Gerüchten beruht hat. Jedenfalls, die Saudis waren in Zugzwang. Block war eine Gefahr, aber auch eine Chance. Sie beschlossen, auf die Chance zu setzen und ihn zu engagieren.«
    »Um neue Ölfelder zu finden.«
    »Genau. Ersatz für das gefährdete Ghawar-Feld. So, wie Ihr Partner immer getönt hat, würde das für ihn ja kein Problem sein.« Taggard schlug die Beine übereinander. »Saudi ARAMCO hat in den letzten Jahren enorme Mittel in Anstrengungen investiert, neue Ölvorkommen ausfindig zu machen. Insgeheim übrigens; wir haben auch nur bruchstückhafte Daten darüber. Angaben über einzelne Ölfelder werden als Staatsgeheimnis betrachtet. Doch soweit wir wissen, haben diese Suchaktionen nicht zu adäquaten Entdeckungen geführt. Das letzte wirklich große Ölfeld, das in Saudi-Arabien gefunden wurde, war das Shaybah-Feld. Und das war 1967 .«
    »Wir hatten das Gefühl, die Saudis würden unsere Arbeit sabotieren.«
    »Sie wollten nur verhindern, dass Sie erfahren, wie prekär die Lage war. Die Geologen von Saudi ARAMCO , ja, die waren sicher stinksauer auf Sie. Aber der Erdölminister hat wahrscheinlich für Ihren Erfolg gebetet.«
    »Und dann hat er Block entführen lassen.«
    Taggard schüttelte den Kopf. »Zunächst passierte das, was man befürchtet hatte. Ghawar kollabierte. Innerhalb weniger Tage kam aus allen Quellrohren nur noch öliges Wasser. Und die Bohrungen, die Block angesetzt hatte, blieben trocken wie der Wüstensand. In aller Eile schmiss man Sie aus dem Land und begann, noch nicht erschlossene Felder anzubohren. Um Zeit zu gewinnen, ließ der Erdölminister den Hafen Ras Tanura in die Luft sprengen –«
    »Was?«, entfuhr es Markus. »Das haben die selber gemacht?«
    »Es sollte wie ein Unfall aussehen. Über Ras Tanura wurde ziemlich genau die Menge verschifft, die das Ghawar-Feld geliefert hatte. Wenn man die Reparatur lange genug hinauszögerte, so der Plan, konnte man es vielleicht schaffen, Ersatz zu finden, ohne dass jemand etwas von der Panne mitbekam.«
    »Stattdessen hat der Präsident gedacht, es sei ein Terroranschlag, und die Armee in Marsch gesetzt.«
    »Damit hatte man offenbar nicht gerechnet.« Taggard sah ihn ernst an. »Man hat auch Block nicht entführt. Er ist abgehauen, als er gesehen hat, dass das, was er für seine Methode hielt, in Wirklichkeit nicht funktionierte. Er hat sich an dem Tag seines Verschwindens in aller Frühe zum Flughafen Dhahran bringen lassen und eine Maschine nach Frankfurt genommen. Wir haben ihn in Österreich aufgespürt. Er hatte sich im Haus seines Vaters eingeschlossen, war völlig verwahrlost, als meine Kollegen ihn fanden, und befindet sich jetzt in der psychiatrischen Abteilung des Landeskrankenhauses Steyr.«
    »In der … was? «, ächzte Markus.
    Taggard deutete auf die Notizbücher. »Block war von dem, nun ja, im wahrsten Sinne des Wortes krankhaften Ehrgeiz besessen, den ›Studierten‹

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