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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Blattläuse bekämpft? Wissen sie, wann, wo und wie man sät? Wann und wie man erntet? Können sie ihre Pflanzen gegen Wildtiere und Vögel schützen? Können sie auch nur einen Gartenzaun errichten, mit Händen, die bloß die Arbeit an Tastaturen gewöhnt sind? Und wo kriegen sie das Material dafür her, wenn der nächste Baumarkt vierzig Meilen weit weg ist? Können sie mit Hühnern, Schafen oder Kühen umgehen? Wissen sie, was bei der Geburt eines Kalbs zu tun ist?«
    »Kann man in einem Garten überhaupt so großes Vieh halten?«, fragte Markus.
    » Haben solche Leute überhaupt einen Garten?«, fragte Taggard zurück. »Was machen all jene, die nur eine hippe Fabriketage bewohnen? Eine Sozialwohnung? Ein Kellerloch?«
    Markus sah sich um. Die Couch, das zerwühlte Laken unter ihm, das schäbig bezogene Kissen. »Ich habe nicht mal das.«
    »Sie können hier bleiben«, sagte Taggard und stand auf. »Werden Sie erst wieder gesund, dann findet sich alles.«
    Am Abend ging Taggard noch fort, »für ein, zwei Stunden«, wie er sagte. Draußen war es schon dunkel, und ›dunkel‹ meinte in diesem Teil der Welt und der Geschichte: rabenschwarze Nacht. Man musste eine Laterne bei sich tragen, um sich draußen orientieren zu können.
    Eine Weile blieb Markus sitzen, wo er war, hörte die Schritte seines Gastgebers sich durch den Schnee entfernen und ließ das, was er gerade gesehen hatte, noch einmal vor seinem inneren Auge passieren: Wie aufwändig es war, eine mit Pflanzenöl betriebene Laterne zu entzünden. Und wie tranig ihr Licht funzelte.
    Sah so die Zukunft aus, in der er den Rest seines Lebens verbringen würde?
    Er schaltete den Fernseher ein. Auf allen Kanälen nur weißes Rauschen. Er prüfte den Sitz des Koaxialkabels, aber das saß bombenfest und sah sogar ziemlich neu aus. Mist. Nicht dass er die überdrehten Nachrichten oder gar die Werbeblöcke vermisste, aber es hätte ihn doch beruhigt, welche zu sehen.
    Er sprang auf, ging zu seiner Reisetasche im Eck neben der Couch und wühlte sein Mobiltelefon hervor. Einschalten, PIN -Code. Der Ladezustand der Batterie lag bei zwei Drittel, immerhin etwas. Aber so lange er auch wartete und wie nah er auch an die Fenster trat, das Gerät fand kein Netz.
    Bare Hands Creek, hieß das, lag wirklich am Ende der Welt.
    Er steckte das Ding wieder weg. Gab es irgendwo ein normales Telefon? Im Wohnzimmer sah er nichts dergleichen. Die Tür zum Schlafzimmer war zu, aber nicht abgeschlossen. Er verharrte in der Bewegung, nach dem Türknauf greifend. Das war ein Vertrauensbruch. Nein, beschloss er, so dringend war es nicht.
    Die Uhr zeigte zehn, als Taggard zurückkam, nachdenklich, in sich gekehrt. Wie jemand, der aus der Kirche kam und sich seiner Sündhaftigkeit bewusst geworden war. Markus fragte ihn nach einem Telefon.
    Taggard rieb sich die Stirn und gähnte. »Ich hatte eins, aber ich hab’s in die Garage geräumt. Das Telefonnetz ist längst tot.« Er warf einen unwilligen Blick auf den Fernseher. »Wo Sie davon reden – den könnte ich eigentlich auch rausstellen. Falls noch jemand senden sollte, dringt es jedenfalls nicht bis zu uns durch.«
    Zwei Tage später war Markus wieder auf den Beinen. Nach einer richtigen heißen Dusche fühlte er sich wie ein neuer Mensch. Er machte sich daran, das durchgeschwitzte Bettzeug abzuziehen, und trug dann alles hinüber in die Garage, wo er die Waschmaschine vermutete.
    Die Garage war riesig, sein Wagen verlor sich fast darin. Man hätte mühelos noch ein, zwei Fahrzeuge dazustellen können …
    Ach ja. Wo war eigentlich Taggards Wagen?
    »Den habe ich verkauft«, erklärte Taggard, als er ihn deswegen befragte. »Gegen Werkzeug und Vorräte getauscht, sozusagen. Die meisten im Dorf haben ihre Autos aufgegeben; wir haben nur noch ein paar Fahrzeuge, die der Gemeinschaft gehören. Für Notfälle.«
    Das besagte Werkzeug füllte eine kleine Werkstatt, und die Vorräte lagerten in Schränken und endlosen Regalen. Reihenweise Dosen mit Fleisch, Fisch, Gemüse oder Obst. Säckeweise Mehl, Reis, Mais, getrocknete Linsen, Zucker, Salz, Haferflocken und Nudeln. Kanisterweise Essig und Wasser. Barrenweise Bratfett. Kartons mit Dörrobst, Gewürzen, Kaffee. Unmengen an Klopapier, Waschpulver, Müllsäcken. Und so weiter. Enorm. Auf den ersten Blick wirkte es, als könne eine vierköpfige Familie den Rest ihres Lebens davon zehren, aber wahrscheinlich war es nur etwa ein Jahresvorrat für eine einzige Person.
    Der zu zweit natürlich

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