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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sagen hörte: »Bei mir ist jetzt das Öl auch aus. Ich muss die Heizung auf Holz umstellen.«
    »Ich zeige Ihnen, wie das geht«, sagte eine andere, brummige Stimme. »Ich hol nur eben mein Werkzeug.«
    Später hörte er die beiden durch eine offen stehende Tür am Heizkessel herumschrauben. Dabei fragte der andere Mann: »Was haben Sie denn mit diesem unnützen Esser da vor?«
    Ein hässlicher, gefährlicher Ton klang in diesem Satz mit, und Markus fühlte sein Herz heftiger schlagen, als er begriff, dass er damit gemeint war.
    »Er ist mein Gast«, erwiderte Taggard. »Und ich wollte, er würde endlich mal was essen.«
    Am Abend des vermutlich selben Tages bedankte sich Markus bei Taggard für die Unterbringung und Pflege und versprach ihm, wieder abzufahren, sobald er konnte.
    »So bald wird das nicht sein«, meinte Taggard. »Sie haben den Tank Ihres Wagens quasi geleert. Es war nicht mehr genug Sprit drin, um ihn in die Garage zu fahren. Wir mussten ihn schieben. Ein paar Meilen mehr, und Sie wären mitten im Wald stehen geblieben.«
    Markus blinzelte mit seinen heißen, schweren Lidern. »Kann ich nicht irgendwo tanken?«
    Der Mann mit den tiefliegenden Augen und dem dünnen Bart schüttelte bedauernd den Kopf. »Wie es aussieht, können Sie nirgendwo mehr tanken.«
    Am nächsten Morgen erwachte Markus davon, dass draußen jemand Holz hackte. Er setzte sich auf und sah aus dem Fenster. Taggard, natürlich, auch wenn man zweimal hinschauen musste, um ihn in der dick wattierten Jacke und unter der Fellmütze, die er trug, zu erkennen.
    Es sah unbeholfen aus, wie er mit der Axt hantierte, aber jeder Schlag ließ Scheite fliegen, die er ab und zu auflas, weiße Atemwolken vor dem Gesicht, und in einen geflochtenen Korb warf.
    Das, was Markus von der Siedlung sah, versank im Schnee: kleine, einfache Holzhäuser, die sich, umgeben von mächtigen Bäumen, auf den Boden zu ducken schienen. Er fragte sich, ob die Siedlung aus der Luft überhaupt zu erkennen sein mochte.
    Dann hob er den Blick und sah auf die Berge. Giganten waren es, bedeckt von verschneiten, endlosen Wäldern, ein Anblick von elementarer Wucht. Noch nie zuvor hatte Markus so stark das Gefühl gehabt, sich auf einem anderen Planeten zu befinden.
    »Wieso hier?«, fragte er, als die Tür aufging und Taggard hereingestapft kam, begleitet von einem wilden Schwall eiskalter Luft. »Wieso ein Ort wie Bare Hands Creek ?«
    Taggard warf die Mütze auf einen Haken und schlüpfte aus seiner Jacke. »Es scheint Ihnen besser zu gehen«, stellte er fest.
    Richtig. Erst jetzt wurde Markus bewusst, wie gut er sich fühlte. »Sieht so aus«, gab er zu.
    »Hab ich mir gedacht. Heute Nacht haben Sie anders geklungen als die Nächte bisher.« Taggard stiefelte quer durch den Raum zur Küchenzeile und goss sich aus einer Thermoskanne Kaffee ein. »Wollen Sie auch einen?«, fragte er und hob die Tasse.
    Markus nickte. »Wenn Sie haben.«
    »Genug.« Taggard holte eine Tasse aus dem Schrank. »Noch jedenfalls.«
    Der Kaffee war herrlich, das reinste Lebenselixier. Markus fühlte sich, als könne er nach Belieben da hinausgehen und Bäume ausreißen.
    »Bare Hands Creek«, wiederholte Taggard, während er sich in den Sessel setzte. »Ja. Kein zufälliger Name natürlich. Das Dorf ist vor, na, vierzig Jahren gegründet worden, von Leuten, die entschlossen sind, den Untergang der Zivilisation zu überleben. Als mir klar wurde, dass uns genau das bevorsteht, habe ich mich hier sozusagen eingekauft. Leider erst vor ein paar Wochen.« Er deutete umher. »Sie sehen ja, alles noch etwas unfertig.«
    Markus umschloss die Tasse mit den Händen, wärmte sich daran. »Der Untergang der Zivilisation?«, fragte er behutsam. »Ist das nicht ein bisschen … übertrieben?«
    »Ja, das dachte ich auch einmal. Aber dann …« Er hielt kurz inne. »Nein, ich muss Ihnen die Geschichte von Anfang an erzählen.« Er stand auf, ging in die Küche und holte etwas aus einem Fach, ein Stück Hefegebäck oder dergleichen. »Mögen Sie auch? Es ist nicht mehr ganz frisch, aber es wird vielleicht das letzte Stück Kuchen für lange Zeit sein.«
    Markus nickte. »Gern, danke.«
    »Also, die Vorgeschichte war die, dass ich nach ein paar … sagen wir, Schicksalschlägen wieder anfing, in die Kirche zu gehen. Wie man das manchmal so macht. Die Kirchengemeinde an dem Ort bei Washington, wo ich zuletzt gelebt habe, hat ab und zu Vorträge veranstaltet, und eines Tages besuchte ich einen davon – einen

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