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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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angebracht, dass die anderen Sie mal zu sehen bekommen. Ehe Gerüchte anfangen zu kursieren; Sie wissen schon, wie so was geht.«
    »Klingt … vernünftig«, stimmte Markus zu. Gerüchte. Aha. Na, das konnte ja heiter werden.
    Es war keine Glocke oder dergleichen zu hören, man brach einfach um siebzehn Uhr auf. Taggards Haus lag am äußersten Rand des Dorfes. Als sie über den Hügel kamen und der Weg wieder abwärts führte, wurden die Häuser größer, gab es auf einmal Schuppen, Ställe und Treibhäuser. Markus fühlte sich an eine Siedlung der Amish People erinnert, die er allerdings nur aus diesem Film mit Harrison Ford kannte; wie hatte der noch mal geheißen? Ah ja, »Der einzige Zeuge«.
    Er machte eine entsprechende Bemerkung zu Taggard. Der nickte. »Ja, die werden auch ohne Probleme überleben. Die Amishen in Pennsylvania, wir hier in Idaho, die eine oder andere ähnliche Siedlung in Montana – und die Kannibalen von Papua Neuguinea. Die werden sogar die allerwenigsten Probleme haben.«
    Es war kalt. Die Winterstiefel, die Markus noch in Kanada gekauft hatte, waren offenbar nicht von besonders guter Qualität; jedenfalls kroch ihm die Kälte nach diesen paar Schritten bereits bis zu den Knien hoch. Aber er würde jetzt nicht fragen, woher das nächste Paar Winterstiefel kommen würde, das er brauchte. Wahrscheinlich lief es darauf hinaus, dass man ihm ein Gewehr in die Hand drückte und ihn aufforderte, ein pelziges Tier zu schießen.
    Er hatte den Gedanken noch nicht beendet, als zwei Männer auftauchten, die, Gewehre über der Schulter, Streife zu gehen schienen. Richtig, jetzt fiel es ihm wieder ein. Einer solchen Streife war er bei seiner Ankunft begegnet.
    Die Kirche war groß, ein schmuckloser, nüchterner Bau mit einem schlichten Holzkreuz an der Stirnseite. Die Bankreihen waren schon gut gefüllt, als sie eintrafen; Markus fühlte die Blicke aus Hunderten von Augenpaaren auf sich, als sie durch den Mittelgang gingen. Sie fanden einen Platz im vorderen Drittel.
    Taggard deutete auf die erste Reihe, wo der Geistliche leise mit einem Mann und einer Frau diskutierte. »Das ist er. Reverend Edward Small. Er und die beiden, mit denen er spricht, sind der Dreier-Rat, der von der Gemeinde gewählt wird und alle Beschlüsse bis auf die trifft, die einer Vollversammlung bedürfen.«
    »Klingt, als hätten Sie hier Ihre eigene Verfassung.«
    »Wir haben sogar eine eigene Unabhängigkeitserklärung.«
    Edward Small? Was für ein denkbar unpassender Name. Mit seinen breiten Schultern und seinem kantigen Gesicht wirkte er eher wie ein als Priester verkleideter Dschungelkämpfer denn wie ein echter Kirchenmann.
    Der Mann, mit dem er sprach, trug sein langes weißes Haar nach hinten gekämmt und eine dünnrandige Brille. Das war Dr. James Heinberg, der Arzt. Er gehörte dem Dreierrat seit der Gründung der Gemeinschaft an. Die Frau an seiner Seite war seine Gattin, eine streng dreinblickende Matrone mit leicht negroidem Einschlag und deutlich jünger als er. Sie hieß Alice, erfuhr Markus, und war die Lehrerin des Dorfes.
    Der Gottesdienst begann damit, dass alle ein Lied sangen. Dessen Text war in so altertümlichem Englisch, dass Markus nicht verstand, worum es dabei ging, doch die Melodie klang schmerzvoll und nach tragischem Leid, und es hatte etwas, das aus Hunderten kräftiger Kehlen gesungen zu hören.
    Dann wandte sich Reverend Small mit ausgebreiteten Armen an seine Gemeinde. »Lasset uns der Menschen gedenken, die der Ölschock unvorbereitet getroffen hat. Lasset uns der Menschen gedenken, die der Gnade Gottes, die sie rechtzeitig an eine Zufluchtstätte hätte führen können, nicht teilhaftig werden konnten. Lasset uns der Menschen gedenken, die in diesen schweren Zeiten Leid erfahren, da das Unglück geschieht, das vorauszusehen uns vergönnt war.« Er holte einen Zettel aus seinem Gewand. »Wie wir erfahren haben, ist in Phoenix, Arizona, in Albuquerque, New Mexico sowie in Teilen von Los Angeles die Wasserversorgung zusammengebrochen. In den betroffenen Gebieten wurde der Notstand ausgerufen.« Er senkte die Notiz und fasste die gebannt lauschenden Kirchenbesucher ins Auge. »All diesen Städten ist gemeinsam, dass es Wüstenstädte sind, die bisher nur lebensfähig waren dank einer Wasserversorgung über Hunderte von Meilen hinweg, dank Klimaanlagen und Transportmitteln. An allem fehlt es nun, an Benzin und an Strom, da vierzig Prozent des Stroms in den Vereinigten Staaten durch das Verbrennen

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